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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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würde mit einer Schrotflinte unter dem Kopfkissen schlafen.«
    »Das wird sie nicht abhalten.«
    Als ich den Sicherheitscode für die großen Tore mit den beiden verschlungenen S eintippte, stellte ich ihm die Frage, die ich schon den ganzen Abend hatte stellen wollen.
    »Was weißt du noch von der Party, nach der Liza gestorben ist?«
    »An viel kann ich mich nicht erinnern«, sagte er und rollte durch das Tor. »Ich bin ziemlich früh gegangen. Ihr wart noch da.«
    »Sicher?«
    »Ohne jeden Zweifel. Ich bin ohnehin nur aufgetaucht, weil deine Nachrichten so hysterisch klangen, aber als ich sah, dass es dir gut ging …«
    »Meine Nachrichten? Habe ich dich etwa zu der Party eingeladen?«
    »Sozusagen. Es war eine Mischung aus Bitte und Befehl. In der dreizehnten SMS hast du dann gedroht, du könntest für nichts mehr garantieren, wenn ich nicht käme.«
    »Das ist mir so peinlich.«
    »Wieso? Es war ja nicht das erste Mal, dass du so etwas gemacht hast. Daran musst du dich doch erinnern.«
    Ich vergrub den Kopf in den Händen. »Es ist trotzdem peinlich.«
    »Keine Sorge. Ich fand es süß, meistens jedenfalls.«
    Ich schnitt eine Grimasse. »Habe ich erwähnt, weshalb ich so unglücklich war?«
    »Ich hatte gar keine Gelegenheit, in Ruhe mit dir zu reden. Du warst ziemlich betrunken, hast rumgenuschelt und bist dann abgezogen. Ich hatte ein Date, also bin ich gefahren.«
    »Ein Date? Seid ihr noch zusammen?«, fragte ich rasch und spürte einen Anflug von Neid.
    Er lachte. »Als du wieder aufgetaucht bist und so zerknirscht wirktest und mich nicht alle halbe Stunde küssen wolltest, habe ich schon geglaubt, du wärst gar nicht Aurora Silverton. Aber jetzt ist mein Glaube wiederhergestellt.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Nein, ich bin nicht mehr mit ihr zusammen. Sie ist weggezogen.«
    »Oh.« Wir fuhren schweigend weiter, und ich betrachtete ihn im Profil, während er den Wagen über die lange Auffahrt steuerte. Als er vor den Stufen von Silverton House anhielt, sagte ich: »Das hat wirklich Spaß gemacht. Wenn man nur alle Geister so einfach auslöschen könnte. Mit Papier und Kleister.«
    »Das kann man. Man muss nur herausfinden, was sie wollen, dann verschwinden sie.«
    »Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?«
    »Das pflegte meine Tante immer zu sagen. Allerdings hat sie auch gesagt, dass man einem fiesen Typen in der Schule die Macht nehmen kann, indem man seinen Namen auf ein Ei schreibt und es im Spülbecken zerbricht. Als Spätentwickler kann ich dir sagen, dass es nicht die sinnvollste Verwendung von Eiern war.«
    Ich musterte seine breiten Schultern und das eckige Kinn. »Jetzt siehst du aber ziemlich athletisch aus. Vielleicht brauchtest du nur ein bisschen mehr Zeit als andere.«
    Er lachte. »Kann sein. Jedenfalls war es einen Versuch wert. Und nun, da du Mit-Geisterjägerin bist, schwöre ich, dir zu helfen, wo immer ich kann.«
    »Danke«, sagte ich aufrichtig.
    »Es war wirklich schön mit dir, Aurora.«
    »Ich fand es auch wirklich schön mit dir.«
    Ich neigte meinen Kopf zur Seite, um ihn anzusehen. Aurora hätte versucht, ihn zu küssen, und das wusste er auch. Und wenn er es zuließ, konnte ich auch damit leben. Ich beugte mich ein bisschen vor und schloss langsam die Augen.
    »Dann gute Nacht«, sagte er unvermittelt und drückte den Knopf für die Zentralverriegelung.
    Das Geräusch schreckte mich auf. Darunter hörte ich Stuart »dreckige Schlampe« zischen und begriff, dass Grant mich niemals küssen würde. Er hatte eine ganz bestimmte Meinung von mir. Eine Meinung, die alle auf der Party teilten.
    »Klar«, sagte ich und tastete nach dem Türgriff.
    Im Haus war es still. Ich rannte auf mein Zimmer, zog mich aus und ging unter die Dusche.
Ich duschte so heiß wie möglich und blieb darunter stehen, bis ich mich fast verbrühte. Doch
so heiß ich das Wasser auch stellte, konnte es doch nicht den Klang von Stuarts Stimme –
dreckige Schlampe
– abwaschen, und er sprang wie ein silberner Flipperball durch meinen Kopf, prallte von ungeahnten Beschimpfungen ab –
machst einen erst heiß
 –, von fehlenden Teilen meines Gedächtnisses –
Tom Yaw
 –, rollte wieder zu mir zurück –
wer würde einer kleinen Hure wie dir glauben
– und deutete an, dass ich noch weitaus Schlimmeres getan hatte. Noch weitaus schlimmer gewesen war.
    Lass einfach los
, hörte ich Bridgette sagen.
    Ich wusch mir drei Mal die Haare und schrubbte meine Haut, bis sie ganz rot und wund war, dann

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