Geisterblumen
wir immer mehr Pac-Man-Plakate und konnten konzentrierter suchen. Wir mussten gegen ein anderes Team kämpfen, um unseren achten Geist zu finden, und verloren fast die Farbrolle, als wir Nummer zehn an der Außenseite einer Brücke überkleben wollten. Ich fragte ihn nicht weiter nach seinen Filmen, bis wir auf der Suche nach Nummer elf umherfuhren.
»Habe ich erster Film gesagt? Einziger wäre treffender. Es war eine Studienarbeit.«
»Worum geht es?«
»Wie immer bei einem Erstlingsfilm: um mich selbst. Er ist irgendwie autobiographisch, nur lasse ich alle männlichen Rollen, also mich und meinen Bruder, von Mädchen spielen, damit es subtiler wirkt. Bains Exfreundin Xandra hat auch mitgemacht. Und Victoria Lawson, Lizas ältere Schwester. Liza hatte sogar einen Gastauftritt, wenn auch eher zufällig.«
»Wie meinst du das?«
»Bei den Dreharbeiten hatten Victoria und Liza Streit, und ich habe es aufgenommen und in den Film eingefügt.«
Das war eine Chance für mich, die echte, lebendige Liza zu sehen. »Kann ich ihn mir anschauen?«
»Äh, nein.« Er schaute mich an. »Warum solltest du etwas so Verrücktes tun wollen?«
»Weil ich sehen möchte, wie Liza war«, platzte ich gedankenlos heraus.
»Sie war deine beste Freundin. Du weißt doch, wie sie war.« Seine Stimme klang überraschend scharf.
»Ja, aber …«, stammelte ich. »Ich meine, es könnte mir helfen, mich an sie zu erinnern, wenn ich den Film sehe und ihre Stimme höre und so. Und … ich vermisse sie.«
Er schüttelte leicht den Kopf. »Die Antwort lautet trotzdem Nein.«
»Bitte.«
»Vielleicht. Nie.«
»Wieso?«
»Es ist mir peinlich.«
Ich versuchte es mit einem anderen Ansatz. »Wie ist denn Vicky? Lizas ältere Schwester?«
»Sie heißt Vic- TORY -a.« Er sprach jede Silbe einzeln aus. »Sie hasst Spitznamen.«
»Stimmt. Ich glaube, das hat Liza mal erwähnt«, log ich.
»Du meinst E- LIZ -abeth«, sagte er mit einem leicht singenden britischen Akzent.
»Sie klingt wie Bridgette.«
»Ja, Victoria hat ein bisschen was von ihr. Sehr ausgeprägte Ansichten über das, was richtig und falsch ist. Aber fair. Sie hat von sich selbst mehr als von allen anderen verlangt. Man kann gut mit ihr zusammenarbeiten. Ich habe sie ewig nicht gesehen, seit … na ja … seit der Sache mit Liza. So, und jetzt wird gejagt und nicht geredet«, sagte er und deutete auf die Kamera.
Ich hielt sie auf den Knien und schaute, wie Tucson im dämmrigen Licht des nahenden Morgengrauens vor dem Autofenster vorbeizog. »Was glaubst du, wie sie sich mit ihrem Vater verstanden haben?«
»Victoria und Liza? Ich weiß, dass Victoria sich oft Sorgen um ihre Schwester gemacht hat. Sie fühlte sich für sie verantwortlich, weil sie die Älteste und ihre Mutter gestorben war.« Er warf mir einen raschen Blick zu. »Ich weiß nicht, ob ich das erwähnen darf, aber bei dem Streit, den ich gefilmt habe, ging es um dich.«
Meine Kehle wurde trocken. »Wieso um mich?«
»Victoria hat behauptet, du hättest keinen guten Einfluss auf Liza. Sie solle lieber nicht so viel Zeit mit dir verbringen.«
»Warum?«
Er schaute mich ungläubig an. »Vielleicht gefiel es ihr nicht, dass sich ihre Schwester mitten in der Nacht aus dem Haus schlich und auf Partys irgendwelcher Studentenverbindungen ging.«
Hatte Aurora das getan? Gut möglich. Ich versuchte, möglichst neutral zu klingen. »Ach so, sicher.«
Er schien meine Ahnungslosigkeit mit Ärger zu verwechseln. »Ich weiß, das hätte ich nicht sagen sollen. Ich bin mir sicher, dass du keinen schlechten Einfluss auf sie hattest. Was immer Liza getan hat, war ihre Entscheidung. Sie war nicht die unschuldige …« Er trat unvermittelt aufs Gas und zeigte wild in die Gegend. »Einen Block weiter. Links.«
Wir machten einen wilden Schlenker über die Straße, und Grant hielt im selben Augenblick an wie das andere Team.
Geist Nummer zwölf machte mich mit Kleisterkämpfen bekannt und bedeutete gleichzeitig das Ende des Spiels. Danach waren wir ziemlich schmutzig, und es wurde hell.
»Ich bringe dich jetzt besser nach Hause«, sagte Grant und warf mir einen kurzen, verlegenen Blick zu. »Wir sollten lieber nicht erwähnen, dass wir das zusammen gemacht haben. Coralee mag es nicht, wenn sich Team und Talente miteinander abgeben.«
»Ich glaube, ich bin weder das eine noch das andere.«
»Du bist morgen für neun Uhr eingeplant, aber sie hält es für lustig, dich früher zu wecken.«
»Du kannst ja andeuten, ich
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