Geisterbucht
Sirenengeheul ertönte, das sich rasch näherte. Wenig später raste ein Streifenwagen mit Blinklicht an der Toreinfahrt vorbei. So etwas kam in diesem friedlichen Teil von Rocky Beach so gut wie nie vor. Die drei ??? liefen zur Einfahrt, aber der Wagen war schon verschwunden. Das Sirenengeheul entfernte sich und war bald nicht mehr zu hören.
Also holten sie den zweiten Eimer, putzten noch eine Weile lustlos an dem Flugzeug herum und kehrten dann in die Zentrale zurück.
»Versuchen wir, Gerry zu finden«, sagte Justus. »Er sagte, dass der Truck mit dem Flugzeug an seinem Haus vorbeigefahren ist. Gehen wir mal optimistisch davon aus, dass er nicht gelogen hat. Da wir den Knaben nicht kennen, wohnt er auch nicht in Rocky Beach. Also wohnt er irgendwo auf der Strecke zwischen uns und Mr Shrebers Haus in Waterside. Wenn wir alle Straßen ausschließen, die für einen Truck zu eng sind, müssten wir das infrage kommende Gebiet eingrenzen können.« Er schaltete den Computer ein, öffnete ein Kartenprogramm und druckte den vergrößerten Ausschnitt der Gegend zwischen Waterside und Rocky Beach aus. Gemeinsam tüftelten sie so lange herum, bis sie die wahrscheinlichste Fahrstrecke des Trucks eingezeichnet hatten.
»Es gibt nur wenige Häuser an der Straße durch die Berge«, sagte Peter. »Lasst uns damit anfangen! Vielleicht haben wir Glück.«
Aber sie hatten kein Glück. In sengender Hitze fuhren sie den Berg hinauf und klingelten an jedem einzelnen Haus, das von der Straße aus zu sehen war. Überall fragten sie nach einem Jungen namens Gerry, aber niemand kannte ihn.
»Erinnern Sie sich denn daran, dass hier vor ein paar Tagen ein Truck mit einem rostigen alten Flugzeug vorbeigefahren ist?«
»Ja, natürlich, was für ein hässliches altes Ding!«
Aber am Ortseingang von Glenview änderte sich plötzlich die Antwort. In zehn Häusern entlang der Strecke hatte niemand einen Truck mit einem Flugzeug gesehen.
»Ich erinnere mich nur an die verflixte Baustelle«, sagte eine Hausfrau, die damit beschäftigt war, ihre Hibiskussträucher zu gießen. »Eine Woche lang nur Lärm und Dreck und Staub, und kein Mensch kam vorbei! Zum Glück haben sie sie gestern endlich abgebaut, das war ja nicht zum Aushalten.«
»Gab es eine Umleitung während dieser Zeit?«, fragte Justus.
»Ich denke schon. Versucht es mal in der Steephill Road, die auf der anderen Seite um den Berg herumführt.«
»Vielen Dank, Madam«, sagte Justus. »Kommt, Kollegen!«
Aber auch in der Steephill Road hatte niemand einen Truck gesehen, und einen Jungen namens Gerry gab es dort auch nicht.
»Vielleicht ist es gar nicht sein richtiger Name«, sagte Bob, als sie wieder im Wagen saßen. »Wahrscheinlich war jedes Wort von ihm sowieso gelogen.«
»Wobei es mich interessieren würde, woher er von dem Zettel wusste«, sagte Peter.
»Vielleicht wusste er es gar nicht.« Justus zupfte gedankenverloren an seiner Unterlippe. »Es wäre doch möglich, dass er uns nur einen blöden Streich spielen wollte. Fragt sich nur, warum.«
»Wahrscheinlich ist er noch so eine Kopie von Skinny Norris«, sagte Bob und ließ den Motor an. »Offenbar hat sich gerade alles gegen uns verschworen.«
»Vielleicht aber auch nicht«, sagte Justus plötzlich. »Das da drüben könnte uns weiterhelfen!« Er zeigte auf eine etwa kniehohe Mauer, die eins der Grundstücke umgab. An einer Stelle waren drei der obersten Steine herausgebrochen, als sei etwas mit großer Kraft dagegengestoßen.
Sie stiegen wieder aus und sahen sich die Stelle genauer an. »Schwarze Lackspuren«, sagte Bob. »Der Truck war schwarz!«
»Und er war schwer genug, um hier alles niederzumähen.« Peter sah sich um. »Er ist da in die kleine Straße hineingefahren!«
Justus warf einen Blick auf seinen Plan. »Stanton Road. Die ist eng, führt aber wieder zurück auf die Bergstraße. Offenbar kam er hier nicht weiter, vielleicht wegen geparkter Autos, und dann hat er es durch die Stanton Road versucht. Sehen wir mal nach!«
»Wir hätten uns die Transportfirma merken sollen«, sagte Bob. »Der Fahrer hätte uns das ganz einfach sagen können!«
»Ach was, wir haben es ja auch so herausgefunden. Kommt!«
Sie marschierten die Straße entlang und belästigten die Bewohner. Ja, alle erinnerten sich an das schwarze Monstrum, das sich hier durchgezwängt hatte. Der Fahrer hatte so laut geflucht, dass man es über den röhrenden Motor hinweg gehört hatte. Und er war offenbar verrückt – welcher normale
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