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Geisterfjord. Island-Thriller

Geisterfjord. Island-Thriller

Titel: Geisterfjord. Island-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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vergeblich beim Haus gesucht hatten, beschlossen sie, den Spuren wenigstens ein Stück zu folgen. Dabei rief Líf immer wieder laut und schrill Garðars Namen, bis Katrín sie bat aufzuhören. Die Stille nach den Rufen war unerträglich und wurde mit jedem Mal schlimmer. Katrín war völlig erschöpft, als sie auf eine weitere Spur stießen, die ganz plötzlich auftauchte, so als sei ihr Verursacher vom Himmel gefallen und neben Garðar gelandet. Putti schnupperte daran, wich aber sofort leise winselnd zurück.
    »Komm, Líf. Wir gehen zurück ins Haus und schließen uns ein.« Die Stimme in Katríns Innerem wurde stärker. Immer wieder dieselbe Litanei, bis ihr schwindelte.
Garðar kommt nicht zurück.
Weit draußen über dem Meer zogen drei Möwen ihre Kreise und stürzten sich ins Wasser auf ihre Beute. Katrín wurde das schreckliche Gefühl nicht los, dass Garðar dicht unter der Wasseroberfläche trieb und die Seevögel seine Überreste verschlangen.
    Fassungslos starrte sie die Spuren an und sah, wie eine Träne von ihrer Wange tropfte. Sie landete im Schnee, genau zwischen den beiden Fußabdrücken eines barfüßigen Kindes.

28. Kapitel
    Am schwarzen Himmel tanzten die Nordlichter. Der breite Streifen vergrößerte und verdichtete sich in lebhaften Bewegungen aufgrund von Kräften, die Freyr nicht erklären konnte. Zeitweise schienen sie vom einen Ende der Welt bis zum anderen zu reichen. Manchmal umspielte eine fahlrote Welle den Streifen, doch die grünen Farbnuancen herrschten vor und fesselten Freyrs Aufmerksamkeit.
    Er befand sich in der Nähe des Hafens, in Neðstakaupstaður, dem ältesten Teil der Stadt, der seinen Ursprung dänischen Monopolhändlern in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts zu verdanken hatte. Die meisten Häuser stammten aus jener Zeit, und wenn man einzelne moderne Elemente ausklammerte, hätte Freyr ein armer Bauer sein können, der dem Kaufmann seine Waren lieferte. Er saß auf einem großen Stein vor dem Tjöruhús, einem gemütlichen Restaurant in einem wiederhergerichteten alten Lagerhaus, das eher dänisch als isländisch aussah. Freyr hatte vor der Winterpause des Restaurants nur einmal dort gegessen, würde aber bestimmt als einer der Ersten im Frühling wieder anklopfen. Es war einer seiner ersten Abende in Ísafjörður gewesen. Zwei Kollegen aus dem Krankenhaus hatten vorgeschlagen, gemeinsam dort zu essen, um sich ein bisschen besser kennenzulernen. Freyr war so mit seinem köstlichen frischen Fisch beschäftigt gewesen, dass er nicht viel zur Unterhaltung beigetragen hatte, außer das Essen zu loben. Die beiden Kollegen hatten sich nie wieder am Feierabend mit ihm verabredet, was ihm eigentlich ganz recht war. Freyr hatte nicht viel gemeinsam mit diesen Familienvätern, die ein Leben nach der Arbeit besaßen.
    Doch es war nicht die Erinnerung an eine leckere Mahlzeit, die ihn nach Neðstakaupstaður geführt hatte. Er war bei einem ziellosen Spaziergang zufällig auf diesen altehrwürdigen Platz gestoßen, war vielleicht unbewusst hingelaufen, weil dort nur so wenige Leute unterwegs waren und er in Ruhe nachdenken und zu sich kommen konnte. Unglaublicherweise hatte er es geschafft, seinen Arbeitstag zu beenden, ohne einen Fehler zu machen. Seine Hände hatten so gezittert, dass ihm die einfachsten Handgriffe schwergefallen waren, und er hatte sich kaum auf Gespräche konzentrieren können. Die Handyaufnahme hatte ihn völlig aus dem Konzept gebracht. Jetzt konnte er den Vorfall nicht mehr auf Verhören, Stress oder Einbildung schieben. Doch die Aufnahme allein hatte ihn nicht überzeugt. Deshalb war er in den Flur geeilt, als er gehört hatte, wie der Hausmeister die kaputte Glühbirne auswechselte, und hatte den erstaunten Mann gebeten, ihm zu sagen, was er auf der Handyaufnahme hörte.
    »Sag die Wahrheit. Dann wirst du mich finden, Papa«, antwortete der Mann. Freyr war so schockiert, dass ihm der neugierige Gesichtsausdruck des Hausmeisters völlig egal war. Das war die Bestätigung, dass er sich nicht verhört hatte, und es spielte keine Rolle, ob der Klatsch über den seltsamen, eigenbrötlerischen Psychiater aus Reykjavík in der Cafeteria wieder losgehen würde.
    Mit dem Mobiltelefon in der Hand starrte Freyr die Nordlichter an, die sich noch weiter ausgebreitet hatten und sich jetzt über einen Großteil des Himmelsgewölbes erstreckten. Merkwürdigerweise gefiel ihm das Grün, obwohl er sich noch nie viele Gedanken über Farben gemacht und noch nicht einmal

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