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Geisterfjord. Island-Thriller

Geisterfjord. Island-Thriller

Titel: Geisterfjord. Island-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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dass Líf wider Erwarten anbieten würde zu gehen. Wenn sie sich trennten, wäre das für sie beide das Ende.
    »Er ist nicht im Arzthaus«, sagte Líf resigniert. Der Hoffnungsfunke war genauso schnell aus ihrer Stimme verschwunden, wie er gekommen war. Sie schaute Katrín an. »Aber eins sollst du wissen. Besser, man hat keinen Ehemann, weil er gestorben ist, als wenn man wegen einer anderen Frau verlassen wird.«
    »Hör auf!« Katrín spürte, wie eine rasende Wut in ihr hochkochte, und hätte Líf am liebsten geohrfeigt. Sie wollte nicht hören, was für ein Schicksal ihr bevorstand, schon gar nicht auf diese Weise. Es war ungerecht, ihre Beziehung zu Garðar mit Lífs und Einars Ehe zu vergleichen. Die beiden hatten sich gegenseitig in den Dreck getreten. Doch Katríns Wut wurde schnell wieder von Angst verdrängt. Sie wusste, dass sie, wenn sie anfing zu weinen, nicht mehr aufhören konnte, schluckte einen Riesenkloß in ihrem Hals herunter und räusperte sich. »Lass uns von was anderem reden. Garðar kommt zurück. Da kannst du dir sicher sein.«
    Líf stimmte ihr nicht zu, widersprach aber auch nicht. Erst, als sie in der Küche saßen und eine neue Kerze angezündet hatten, sagten sie wieder etwas. Ihre Kerzenvorräte waren deutlich zurückgegangen, aber das Bedürfnis nach Licht war stärker als die Vernunft, und alleine die Tatsache, etwas sehen zu können, beflügelte sie so, dass sie auch etwas essen konnten. Sie holten nur die obersten Sachen aus der Kiste und legten sie auf den Küchentisch. Putti bekam eine Scheibe Leberwurst, die er erst verschmähte, aber dann langsam auffraß.
    »Ich hasse Milchkekse«, sagte Líf, biss aber trotzdem in ihren zweiten Keks. »Es macht überhaupt keinen Sinn, so was zu essen. Die Dinger schmecken nach nichts und sind so trocken und hart wie Beton.« Sie trank aus der Milchtüte und verzog das Gesicht. Die Milch war nicht sauer, aber da sie überhaupt keinen Appetit hatte, brachte sie kaum etwas runter.
    Katrín lächelte und hoffte, dass es ein gutes Zeichen war, dass Líf über etwas anderes als ihre momentane Situation redete. Vielleicht konnte sie bald vorschlagen, an die frische Luft zu gehen. Sie mussten Brennholz holen, und Putti musste bestimmt mal, auch wenn er nicht so aussah. Sie würden ihn auf keinen Fall alleine rauslassen, er könnte wegrennen und nie wiederkommen. Wie Garðar. Katrín schluckte ein trockenes Stück Fladenbrot hinunter, an dem sie herumknabberte. »Ich hasse Fladenbrot.« Keine von ihnen lächelte.
    In dem Moment knarrte der Boden laut und vernehmlich, und sie schauten sich in dem trüben Licht mit geweiteten Pupillen an. »Was war das?«, fragte Líf mit vollem Mund. »Es war direkt hinter mir. Ist da jemand? Steht der verfluchte Junge hinter meinem Stuhl?« Ihre Stimme klang bedenklich schrill, und sie starrte Katrín mit großen Augen an, ohne zu blinzeln.
    Es gab Katrín eine gewisse Sicherheit, in Lífs Augen zu schauen und ihren Blick nicht auf etwas anderes richten zu müssen, schon gar nicht auf die Stelle, aus der das Geräusch gekommen war. Dennoch bewegte sie ihre Augen ein klein wenig zur Seite, ohne den Kopf zu drehen, damit sie sie sofort wieder abwenden konnte, falls sie etwas Schlimmes erblickte. Aber sie sah nichts. Auch nicht, wenn sie in die andere Richtung schaute. »Da ist nichts.« Katríns Worte waren nicht wirklich beruhigend, und die beiden Frauen starrten sich weiter angstvoll an, in Erwartung eines weiteren unumgänglichen Knarrens. Obwohl sie damit gerechnet hatten, erschraken sie zu Tode, als es kam – Líf noch mehr, da es genau hinter ihrem Rücken war.
    Nach dem Knarren fing Putti leise an zu winseln, was nichts änderte, denn der Boden knarrte erneut, diesmal etwas leiser. Darauf folgte ein Flüstern, genau wie jenes, das Katrín gehört hatte, als sie alleine gewesen war, und von dem sie den anderen nichts erzählt hatte, weil sie sie für verrückt gehalten hätten. Damals hatte sie sich gewünscht, die anderen würden diese widerwärtige Stimme auch hören, aber jetzt freute sie sich überhaupt nicht darüber, dass Líf Zeugin des Flüsterns wurde. Als sie Lífs entsetzen Gesichtsausdruck sah, fühlte sie sich nur noch elender. Nun konnte sie sich nicht mehr länger mit dem Gedanken trösten, dass sie sich nur verhört hatte oder durchdrehte.
    »Wer hat da geredet?« Líf war den Tränen nahe, und Katrín erging es nicht viel besser. Lífs Lippen zitterten, als sie ihre Frage wiederholte: »Wer

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