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Geisterfjord. Island-Thriller

Geisterfjord. Island-Thriller

Titel: Geisterfjord. Island-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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nicht besonders hell hier drinnen, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest.« Katrín versuchte vergeblich, die Umrisse der Falltür zu erkennen. Sie nahm das Brecheisen und versuchte, es an der Stelle, wo sich das Ende der Falltür befinden könnte, zwischen die Bodendielen zu schieben, aber es ging nicht. Sie probierte es bei der nächsten Diele, ebenfalls erfolglos, und zwischen zwei weiteren, die zu erkennen waren, bevor der neue Boden wieder anfing. Sie hielt inne und überlegte, ob sich das zweite Scharnier und das Ende der Falltür auf der gegenüberliegenden Seite befinden könnten. Mühsam schleppte sie sich zu der entsprechenden Stelle.
    »Katrín, tu’s nicht. Was willst du denn machen, wenn die Falltür auf ist? Den Kopf durch das Loch stecken? Bist du völlig von Sinnen?«, protestierte Líf. Katrín konnte nicht einschätzen, ob sie sich Sorgen um Katríns Kopf oder um ihre eigene Sicherheit machte. »Bitte, tu’s nicht. Warte wenigstens bis morgen früh.«
    Es war zu spät. Der Boden knirschte, als Katrín endlich die richtige Stelle gefunden hatte. Sie erschrak, und Lífs Worte drangen in ihr Bewusstsein. Wenn sie das Brecheisen jetzt losließ, würde die Falltür wahrscheinlich durch das Loch krachen. Der Rahmen, auf dem sie lag, und die alten Scharniere hatten gequietscht, und die ganze Konstruktion würde wahrscheinlich einbrechen. Und was dann? Wollte sie den Kopf durch das Loch stecken? Eher nicht. »Gib mir mal deine Kamera, Líf. Ist die Batterie noch in Ordnung?«
    »Was?« Líf starrte Katrín verständnislos an, begriff dann und nickte. Sie holte die Kamera und kam zu ihr. Bevor sie sie Katrín gab, presste sie das helle Chrom an ihre Brust, so als sei sie sich nicht sicher, streckte dann aber ihre Hand aus. »Bitte, beeil dich und mach die verdammte Falltür wieder richtig zu.«
    Katrín nahm die Kamera und ließ das Brecheisen los. Die Falltür fiel mit einem langgezogenen Quietschen nach unten. Katrín sagte Líf nicht, dass es keine Möglichkeit gab, sie wieder an ihren Platz zu legen. Die Flamme der Kerze wurde fast von einer Staubwolke erstickt. Katrín lehnte sich zurück, um den Staub nicht einzuatmen, aber der trockene Geschmack in ihrem Mund sagte ihr, dass es zu spät war. Sie schaute zu Líf und konnte an ihrem entsetzten Gesicht alles ablesen, was es abzulesen gab. Falls das ein Fehler gewesen war, dann war es zu spät, ihn rückgängig zu machen. Putti winselte und bellte nicht, war aber genauso geschockt wie Líf. Katrín wandte ihren Blick von den beiden ab und starrte in das schwarze Loch. Sie riss sich zusammen und schaltete mit zitternder Hand die Kamera ein. Dann reckte sie sich so weit wie möglich vor. Sie zitterte immer noch unkontrolliert, als sie die Hand mit der Kamera durch das Loch steckte, den Zeigefinger am Auslöser. Als die Kamera weit genug unten war, drückte sie ab, und der grelle Blitz schickte einen Lichtstrahl durch das Loch nach oben, als ob unter dem Haus eine Bombe explodiert sei. Katrín drehte die Kamera ein Stück, drückte wieder ab, drehte sie zur anderen Seite und drückte ein drittes Mal ab. Auch wenn sich unmöglich feststellen ließ, ob sie wirklich alles abgelichtet hatte, was sich dort unten befand, hatte sie nicht die Nerven weiterzumachen, und sie zog ihren Arm schnell wieder hoch.
    »Und, was ist drauf?« Líf presste die Hände auf ihre Brust, so als rechne sie mit einem Herzinfarkt, wenn Katrín die Katze aus dem Sack ließ.
    Katrín antwortete nicht. Sie rutschte auf dem Hintern über den Boden von dem Loch weg, rief dabei die Fotos auf und schaute, als sie mit dem Rücken gegen den Küchenschrank stieß, aufs Display. Als ihre Augen begriffen hatten, was in der Ecke des Bildrahmens auf dem Erdboden lag, schluckte sie und blickte zu Líf. »Es sind Knochen. Menschenknochen. In dem Keller unter unseren Füßen liegt eine Leiche.«
    Líf schlug sich die Hand vor den Mund. »Garðar?« Es war zwar erst vierundzwanzig Stunden her, seit sie ihn zuletzt gesehen hatten, aber in diesem gespenstischen Haus gab es keine Logik mehr.
    Katrín antwortete nicht, sondern drückte auf den Pfeil, der das nächste Bild anzeigen sollte. Das nächste Bild erschien, aber anstatt ihr einen anderen Winkel des Kellerlochs zu zeigen, hatte sie in die falsche Richtung gedrückt und das älteste Foto auf der Kamera tauchte vor ihren Augen auf. Entgeistert schaute sie es an und spürte, wie ihr Unterkiefer nach unten klappte. Sie drückte weiter und sah

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