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Geisterfjord. Island-Thriller

Geisterfjord. Island-Thriller

Titel: Geisterfjord. Island-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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das Echo in seinem Kopf war verschwunden.
    Was hatte Saras hellsichtige Freundin gesagt? Dass er in Gefahr wäre? Freyr zweifelte nicht mehr daran, und plötzlich war es ihm egal, wenn er auf eine Katastrophe zusteuerte. Er nahm Kurs auf das Krankenhaus, entschlossen, jeden Papierschnipsel, jeden Bericht und jedes Detail durchzusehen, das ihm helfen konnte, das Rätsel zu lösen und seinen Sohn zu finden. Er nahm das Handy und wählte die Nummer seiner Exfrau. Ohne sich zu entschuldigen, dass er so spät noch anrief und so atemlos war, kam er direkt zum Thema: »Du musst mir die Unterlagen aus dem Computer schicken, die die Polizei uns nach Bennis Verschwinden ausgehändigt hat. Alles, auch die Aufnahmen von der Tankstelle. Verteil sie auf mehrere E-Mails, es sind große Dateien, die kommen in einer Mail nicht durch.«
    »Ich bin nicht blöd, Freyr. Ich kann E-Mails schicken.«
    Freyr atmete entschlossen durch die Nase aus. »Ich muss dir noch was sagen, Sara. Ich hab nicht im Krankenhaus gearbeitet, als Benni verschwunden ist. Ich war mit einer anderen Frau zusammen. Deshalb bin ich so spät gekommen. Du willst bestimmt nicht hören, wie furchtbar leid mir das tut, aber …«
    Sara legte auf. Und Freyr betete zu Gott, dass sie die Unterlagen trotzdem schicken würde.

29. Kapitel
    Es half Katrín, dass Líf so ein Nervenbündel war. Solange sich alles darum drehte zu verhindern, dass sie völlig ausflippte, kam Katrín auf andere Gedanken und konnte die erstickende Schwermut verdrängen. Am liebsten wäre sie in ihren Schlafsack gekrochen, hätte ihn sich über den Kopf gezogen und auf das Schlimmste gewartet. Sie zweifelte keinen Moment daran, dass ihnen Übles bevorstand. Das zehrte zwar an ihrer Kraft, hatte aber den Vorteil, dass ihr keine unrealistischen Erwartungen in die Quere kamen. Es war merkwürdigerweise tröstlich zu wissen, dass sie der Katastrophe, die hinter der nächsten Ecke lauerte, aufrecht entgegentreten würde – sie war zwar angeschlagen, aber noch nicht am Ende. Allerdings hatte sie auch keine andere Wahl. Eine von ihnen musste einen klaren Kopf bewahren, und Líf kam dafür nicht in Frage. Geschweige denn Putti, der sich der Trübsal ergeben hatte und fast den ganzen Tag zusammengekringelt auf Garðars Schlafsack schlief.
    »Wir müssen was essen«, sagte Katrín und setzte sich auf der Isomatte zurecht. Ihr Fuß störte sie immer weniger, die Schmerzen waren zwar noch genauso stark, aber sie hatte sich daran gewöhnt, und die Tabletten halfen ein wenig. Katrín beschlich der Verdacht, dass das ein schlechtes Vorzeichen war. Unter normalen Umständen hätte sie es viel bedrohlicher gefunden, nicht sofort in ärztliche Behandlung zu kommen, als etwas Unerklärlichem zum Opfer zu fallen. »Hast du keinen Hunger?« Seit sie aufgewacht waren, hatten sie noch nichts gegessen; der Tag war einfach vergangen, ohne dass sie hungrig geworden wären. Jetzt war schon wieder Abend. Katrín hatte keinen Appetit, wusste aber, dass es unvernünftig war, mit leerem Magen ins Bett zu gehen. Sie hatte Angst davor, mitten in der Nacht hungrig wach zu liegen und sich in der Dunkelheit alleine durch die Küche tasten zu müssen. Das war undenkbar.
    Líf starrte auf die offene Tür, so als wolle sie jemanden ansprechen, der dahinter stünde. »Wird man dafür bestraft, wenn man etwas Böses getan hat?« Ihre zitternden Hände spielten mit dem krumpeligen Zigarettenpäckchen. Es war nur noch eine Zigarette übrig.
    »Was redest du denn da?« Katrín machte Anstalten, sich auf die Beine zu wuchten. So wie sie Líf kannte, würde sie ihr folgen. »Manche bekommen ihre gerechte Strafe, andere nicht. Mein Bauch sagt mir, dass diese Situation nichts mit unseren alten Sünden zu tun hat, falls du das meinst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir so was Abartiges auf dem Gewissen haben, um das zu verdienen.« Ihre angegriffenen Nervenenden schickten die verzweifelte Botschaft an ihr Gehirn, sie solle sich ruhig verhalten. Putti schien das zu spüren, hob den Kopf und schaute sie mit seinen dunklen Augen mitleidig an, als wolle er ihr sagen, dass man nichts machen könne, dass es schlimm sei und noch schlimmer kommen würde. Dass der Schmerz in ihrem Fuß immerhin ein Zeichen dafür sei, dass sie noch lebte, denn bald würde sie gar nichts mehr spüren.
    »Ich glaube, dass es Rache ist. Vielleicht schließen sich die Toten zusammen und wollen sich gemeinsam rächen, kann das nicht sein?« Lífs Stimme klang genauso

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