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Geisterfjord. Island-Thriller

Geisterfjord. Island-Thriller

Titel: Geisterfjord. Island-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Kapitän machte einen Schritt auf Freyr zu, wie um zu demonstrieren, dass sie zusammenhalten würden.
    »Na gut, wenn sie nicht hier sind, schauen wir eben nachher noch in das andere Haus.« Sie wandte sich wieder der Tür zu, und Veigar schmiss sich gegen die abgenutzte Holzplatte. Es knackte und knirschte, aber die Tür bewegte sich nicht. Er warf sich noch mal dagegen, und beim dritten Mal sprang die Tür auf. »Igitt!« Dagný und Veigar wichen zurück, und eine Sekunde später erreichte der Gestank Freyr und den Kapitän, die sich ebenfalls die Nase zuhielten. »Was für ein ekelhafter Mief.« Veigar spuckte auf die Terrasse, und Freyr wollte es ihm nachtun. Der Geruch war anders als alles, was er je gerochen hatte, obwohl er in seiner Ausbildung einiges kennengelernt hatte. Er glich am ehesten einem Geruch in der Rechtsmedizin, wenn die Bauchhöhle eines Menschen geöffnet wurde, der ertrunken und mehrere Tage im Meer getrieben war. Ein salziger Modergeruch.
    Etwas schoss durch die Tür, und sie hielten die Luft an. »Was zum Teufel war das?«, stieß der Kapitän hervor. Er stand jetzt so dicht neben Freyr, dass der ein Stück zur Seite treten musste, um nicht hinzufallen. Sie schwenkten ihre Taschenlampen und suchten schweigend nach einer Erklärung. Plötzlich sahen sie ein kleines Tier zitternd neben Freyr stehen, ein winziger Hund, der bestimmt schon bessere Zeiten erlebt hatte. Sein Fell war verschmiert und klebte in Striemen an seinem schmächtigen Körper. »Den hatte ich ganz vergessen! Sie hatten ja einen Hund dabei.« Der Kapitän presste die Hand aufs Herz. »Hab ich mich erschrocken!«
    »Gibt es sonst noch was, das Sie vergessen haben, uns zu sagen?«, fragte Dagný und ging wütend an ihnen vorbei zu dem Hund. »Es wäre schön, wenn wir das erfahren würden, bevor wir ins Haus gehen.« Sie beugte sich zu dem kleinen Tier hinunter, das erst zurückwich, aber dann auf sie zukam und sich von ihr auf den Arm nehmen ließ. »Der zittert ja total, der Arme. Wissen Sie noch, wie er heißt?«
    »Hvutti oder Patti oder so.« Der Kapitän starrte den Hund angewidert an. »So eine erbärmliche Töle kann man ja wohl nicht Hund nennen.«
    Dagný antwortete nicht und gab Freyr den Hund. »Pass auf ihn auf. Ich will ihn nicht hier in der Wildnis einfangen müssen, bevor wir zurückfahren.« Freyr nahm den Hund, der ihn neugierig musterte, wie um abzuchecken, ob er vertrauenswürdig sei. Sein kleiner Körper schien nur aus Fell und Knochen zu bestehen, und man hätte ihn gar nicht gemerkt, wenn er nicht am ganzen Körper gezittert hätte. Freyr streichelte dem armen Kerl mit der freien Hand über den Kopf, ohne Angst zu haben, gebissen zu werden. Das spielte einfach keine Rolle und hätte vielleicht sogar dazu geführt, dass sich Freyr besser fühlen würde. Aber der Hund machte keine Anstalten, ihn zu beißen, schloss die Augen und entspannte sich ein wenig. Dann drehte er den Kopf zum Haus und knurrte leise; auf Freyrs sicherem Arm fand er langsam seinen Mut wieder. Während Freyr das Tier auf seinem Arm zurechtsetzte, fiel sein Blick auf seine Hand – sie war ganz schmutzig, nachdem er den Hund gestreichelt hatte. Er konnte nicht viel sehen, aber als er an seiner Hand roch, stellte er fest, dass es Blut war. Instinktiv hielt er das Tier von sich weg und rief Dagný und Veigar zu: »Der Hund ist voller Blut!« Die beiden schauten auf. »Aber er ist nicht verletzt, es muss von jemand anderem sein.« Sie nickten ernst und wandten sich dann wieder dem Haus zu.
    »Was?« Der Kapitän leuchtete den Hund an und wich zurück, als er sah, dass Freyr recht hatte. »Verdammt, das verspricht nichts Gutes.« Er schaute zum Haus. »Bin ich froh, dass ich da nicht reinmuss.«
    Sie beobachteten, wie Veigar und Dagný ihre Nasen in die Armbeugen steckten und ins Haus gingen. Schweigend verfolgten sie, wie der Schein der Taschenlampen durchs Haus huschte. Kurz darauf blieb das Licht an einer Stelle und bewegte sich dort nur noch hoch und runter, vor und zurück. Dann kam der eine Lichtstrahl wieder denselben Weg zurück, Dagný erschien in der Tür und rief nach Freyr.
    »Kannst du mal kommen? Wir haben eine Frau gefunden. Sie ist verletzt oder krank. Am besten siehst du sie dir mal an, bevor wir sie bewegen.«
    Freyr gab dem Kapitän den Hund, der nicht sehr glücklich war, das verdreckte Tier anfassen und alleine draußen bleiben zu müssen. Dagný verbot ihm, sich von der Stelle zu bewegen, und ihre Stimme war so ernst,

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