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Geisterfjord. Island-Thriller

Geisterfjord. Island-Thriller

Titel: Geisterfjord. Island-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Einbruch in der Grundschule noch mal aufzurollen, aber ich habe meine Meinung geändert und mir die alten Berichte angeschaut.« Sie räusperte sich höflich. »Es gibt erstaunliche Ähnlichkeiten, du wirst es selbst sehen, wenn du dir das anschaust. Ich habe die Erlaubnis meines Vorgesetzten, dir die Unterlagen zu geben, da es sich anscheinend um einen psychisch gestörten Täter handelt. Das meiste sind Kopien, bitte gib sie nicht aus der Hand.«
    Freyr starrte die hellrote Kiste an. Die Farbe stand in krassem Widerspruch zu ihrem Inhalt, und er überlegte, wer sie ausgewählt hatte. Auf dem Deckel klebte ein großer, weißer Aufkleber:
Der Inhalt ist Eigentum der Polizei Ísafjörður. Streng vertraulich.
»Was erwartet ihr von mir? Soll ich den Fall lösen?«
    Dagný schnaubte. »Nicht direkt.« Sie senkte ihren Blick. »In dem Karton ist noch mehr. Unterlagen über Halla, die Frau, die sich in Súðavík das Leben genommen hat.«
    »Wirklich?« Freyr zog die Kiste zu sich. »Habt ihr was über sie rausgefunden? Glaubt ihr, dass es kein Selbstmord war?«
    »Nein, dafür gibt es keine Hinweise. Aber ein paar andere Dinge werfen Fragen auf.«
    »Bei Selbstmorden gibt es immer viele Fragen, auf die man nur selten eine Antwort bekommt. Es hat mich zum Beispiel überrascht, dass sie sich ausgerechnet die Kirche in Súðavík ausgesucht hat. Ich habe im Internet gelesen, dass diese Kirche aus Hesteyri nach Súðavík versetzt wurde, nachdem das Dorf verlassen war. Unter großem Protest der ehemaligen Einwohner. Ich dachte, diese Auseinandersetzung könnte vielleicht was mit Hallas Entscheidung zu tun haben, aber darauf werden wir wohl nie eine Antwort bekommen. Vielleicht gibt es ja auch eine ganz andere Verbindung zu Súðavík. Oder zu Hesteyri.«
    Dagný schwieg und starrte die Kiste an. »Das meinte ich nicht.« Sie schaute auf und sah ihm in die Augen. »Hat diese Frau dich gekannt?«
    »Was?« Damit hatte Freyr nicht gerechnet. »Meinst du, ob sie meine Patientin war? Das hätte ich dir doch direkt erzählt.«
    »Nein, nicht unbedingt, ich meine, ob sie möglicherweise was mit dir oder deiner Exfrau zu tun hatte. Mit euch verwandt war oder so.«
    »Nein.« Freyr wusste, dass Dagný ihm am Ende sagen würde, worauf sie hinauswollte, konnte seine Ungeduld aber nicht verbergen. »Ich habe bis vorgestern noch nie was von dieser Frau gehört. Behauptet ihr Mann das etwa? Mir gegenüber hat er das mit keinem Wort erwähnt.«
    »Nein, er hat gesagt, dass ihm keine derartige Verbindung bekannt ist. Ich habe ihn eben noch angerufen.« Als Freyr nichts entgegnete, sprach sie weiter. »Außerdem scheinen die beiden Fälle, der Einbruch und der Selbstmord, zusammenzuhängen. Ich weiß nicht genau, wie, und ich möchte, dass du dir die Unterlagen unvoreingenommen anschaust, bevor ich mehr dazu sage.«
    »Du könntest mir vielleicht verraten, wie du darauf kommst, dass ich diese Frau kenne«, sagte Freyr, obwohl er genau merkte, dass Dagný dieses Thema vermeiden wollte.
    Plötzlicher Lärm draußen auf dem Flur gab ihr eine kleine Bedenkzeit. Die Rollwagen mit dem Abendessen wurden zu den Stationen gebracht, und das Klappern von Tellern und Geschirr übertönte einen Moment lang alles, entfernte sich dann aber schnell, und es wurde wieder ruhig. »Kann es sein, dass sie damals an der Suche nach deinem Sohn teilgenommen hat? Hat man in Flateyri oder in Ísafjörður gesucht?«
    Freyr fand es auf einmal unerträglich heiß im Raum. Er löste seinen Krawattenknoten und knöpfte den obersten Knopf seines Hemdes auf. »Die Antwort auf deine letzte Frage lautet nein. Man hat nicht im ganzen Land gesucht, die Bevölkerung wurde nur aufgefordert, die Augen offenzuhalten, und über die Medien wurden Fotos von Benni verbreitet. Ich kenne nicht die Namen aller Leute, die in Reykjavík gesucht haben, aber ich halte es für ausgeschlossen, dass Halla dabei war. Die Polizei und der Rettungsdienst haben die Suche organisiert, und sie war keine Polizistin und in ihrem Alter bestimmt auch bei keinem Rettungsdienst.« Bevor er die Gelegenheit hatte, zu fragen, wie Dagný auf diese Idee kam, stellte sie schon die nächste unverständliche Frage.
    »Sagt dir der Name Bernódus etwas?«
    »Nein.« Freyr juckte es in den Fingern, den Inhalt der Kiste durchzusehen. »An einen so seltenen Namen würde ich mich erinnern.«
    Dagný nickte. Sie schien keine andere Antwort erwartet zu haben. »Verstehe.«
    Freyr legte seine Hände auf die Kiste,

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