Geisterfjord. Island-Thriller
Katrín und war erleichtert, dass sie so ruhig wirkte. »Ich helfe dir mit dem Kaminofen.« Der Boden unter ihren nackten Füßen war eiskalt.
Garðar widersprach nicht und war offenbar froh über die Gesellschaft. Der helle Schein der Taschenlampe erfüllte das Zimmer, und sie mussten sich einen Moment lang an das Licht gewöhnen. Katrín schlüpfte in ihren Pulli und ihre Hausschuhe, und als die Kälte unter ihren Füßen nachließ und sie endlich etwas sehen konnte, fasste sie Mut. »Ich bin fertig.« Putti stand ganz dicht bei ihr und drängte sich an ihre Beine. Das war seine Art, ihr zu signalisieren, dass er ebenfalls bereit war. Katrín blickte auf die längliche Erhebung auf dem Fußboden. »Du wartest hier, Líf, wir sind gleich wieder zurück. Wir haben die Taschenlampe dabei, es kann nichts passieren.« Wie eine Taschenlampe, selbst eine starke, sie vor Gefahren schützen sollte, war zwar völlig unklar, aber Líf fragte nicht nach und zeigte auch keine Reaktion. Katrín zuckte nur mit den Schultern und folgte Garðar zum Treppenabsatz.
Trotz Taschenlampe mussten sie sich vorsichtig die steile Treppe ins Erdgeschoss hinuntertasten. Dort war der Schein der Lampe weniger intensiv als oben in dem kleinen Zimmer. Der Lichtkegel warf lange Schatten, die im Gleichklang mit Garðars schnellen Handbewegungen über die Wände huschten. Alles im Haus schien in Bewegung zu sein, und Katrín hielt sich dicht hinter Garðar, um das unheimliche Gefühl, das sie überkommen hatte, nicht überhandnehmen zu lassen.
»Hier ist niemand«, sagte Garðar in der Tür zur Stube. Der Lichtstrahl spiegelte sich im gegenüberliegenden Fenster, er wurde geblendet und hielt sich die Hand vor die Augen. »Ich checke mal die Haustür, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das Geräusch vom Wetter war.« Er ließ Katrín neben sich in die Tür treten, damit sie sehen konnte, dass niemand in der Stube war, achtete aber darauf, die Taschenlampe nicht noch mal auf die Fensterscheibe zu richten. »Das ist doch alles Einbildung.« Der Sturm, der zwischenzeitlich etwas nachgelassen hatte, bäumte sich noch einmal auf. Das Haus knarzte, und Katrín zog instinktiv ihre Strickjacke fester zu.
»Lass uns nach der Haustür sehen und dann Brennholz nachlegen. Mir ist scheißkalt, ich kann’s kaum erwarten, wieder nach oben zu kommen.« Sie warf einen Blick auf den Hund, der zitternd und mit eingeklemmtem Schwanz zwischen ihnen stand. »Guck mal, der arme Putti. Der erfriert gleich.«
Garðar schaute den Hund an und schnitt eine Grimasse, die in dem merkwürdigen Licht der Taschenlampe noch übertriebener wirkte. Er sah aus wie ein Schauspieler in einem Stummfilm, der einen sehr erstaunten Mann mimte. »Er scheint eher Angst zu haben als zu frieren.« Garðar beugte sich hinunter und wollte dem Hund über den Kopf streichen, aber Putti duckte sich und wich ihm aus. »Er ist total verängstigt.« Garðar richtete sich wieder auf. »Der Arme ist solches Wetter nicht gewöhnt. Zu Hause merkt er gar nichts davon, wenn es richtig stürmt.«
Katrín hoffte, dass Garðar recht hatte. Die andere Möglichkeit war, dass er die Nähe eines fremden Menschen witterte. »Vielleicht muss er mal.« Katrín wollte zur Abwechslung auch mal eine normale Erklärung beisteuern.
»Dann hat er Pech.« Garðar richtete die Taschenlampe auf den Boden und beleuchtete den Weg zum Eingang. »Bei dem Wetter geht der nicht raus, dann muss er eben ins Haus pinkeln.« Garðar ging langsam weiter. Sie hatten an der Wand im Flur alle möglichen Baumaterialien aufgestapelt, und er beleuchtete sämtliche Stellen, an denen sich ein Kind verstecken könnte. Es dauerte ewig, aber Katrín war jedes Mal erleichtert, wenn sie nichts fanden. Als sie bei der Tür angelangt waren und diese sich als verschlossen herausstellte, entspannte sie sich noch mehr.
»Hab ich doch gesagt.« Garðar ruckelte zur Sicherheit an der Klinke und richtete die Taschenlampe dann auf den Boden. »Was zum Teufel ist das denn?« Er stand mitten in einer Pfütze. »Hat der verdammte Köter hier hingepisst?«
Putti hatte sich die ganze Zeit dicht neben Katrín gehalten und war ihr wie ein Schatten gefolgt. »Nein, er ist nicht von meiner Seite gewichen, das ist nicht von ihm.«
Garðar hockte sich auf die Fersen und inspizierte die Pfütze. »Nee, das ist nur Wasser.« Er beleuchtete den Boden des Flurs, der zur Küche führte. Dort glitzerten mehrere Pfützen auf. Garðar stand so schnell wieder auf,
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