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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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waren Würmer, Maden, wie die in ihrer Hand. Ein tiefes Stöhnen drang ihm aus der Kehle. Er würde sie jetzt verschlingen. Er würde sie in die stinkende Hölle zerren, aus der er stammte, auf dass sie dort für alle Ewigkeit blieb und schrie. Die Würmer würden dort über sie herfallen, sie immer wieder aufs Neue fressen, ihr unter die Haut kriechen und sich wieder hervorgraben ... durch Löcher in ihrer Haut, Löcher in ihrem Hirn ...
    Sie konnte den Blick nicht mehr von seinen funkelnden, hypnotisch wirkenden Augen und nicht von diesen Zähnen wenden, die im dunkelblauen Licht schimmerten. Sie konnte nicht mehr aufhören, die Miniaturspiegelbilder ihres Gesichts in seinen Augen zu betrachten.
    Hände tauchten auf, lange, gebogene Finger mit blutbefleckten Nägeln. Sie wurden nach ihr ausgestreckt. Chess wollte sich bewegen, konnte aber nicht, konnte nicht mal mehr atmen. Obwohl sie mit Adrenalin und Speed vollgepumpt war, drohten ihr die Augen zuzufallen. Sie war unendlich schläfrig. Irgendwo in ihrem Innern wusste sie, was geschah, und innerlich schrie sie und schlug auf ihr eigenes Fleisch ein, doch sie konnte ihren Körper einfach nicht dazu bringen, ihr zu gehorchen.
    Terrible rief erneut ihren Namen und durchbrach damit den Zauber. Sie ließ das Streichholz fallen. Das Melidia fing Feuer, und eine Flammenwand stieg daraus empor und trennte Chess von dem grausamen Versprechen dieser reglosen Haifischaugen.
    Sie ergriff das Amulett und ignorierte den Schmerz, der sie daraufhin durchschoss. Ebenso ignorierte sie, dass ihre ausgebrannte Wunde nun mit Sicherheit erneut aufplatzen und von Würmern wimmeln würde. Die Flammen versengten ihr die Hand, als sie das Amulett über die Feuerschale hielt und so viel sie nur konnte von der Macht aufbot, die durch sie hindurchströmte.
    »Ereshdiran, ich befehle dir zurückzugehen! Zurückzugehen an deinen Ort der Stille, in dein Versteck, zurückzugehen an den Ort, an dem du über keine Macht verfügst! Ich befehle es dir mittels Feuer! Ich befehle es dir mittels Rauch! Geh zurück!«
    Und damit ließ sie das Amulett in die Flammen fallen.
    Jemand stürzte in den Zirkel und stieß sie um. Die blaue Wand löste sich auf. Der Zirkel war durchbrochen.
    Die Schreie und Kampfgeräusche, die von dem Zirkel gedämpft worden waren, gellten ihr nun in den Ohren. Rings um sie her duckten sich und tänzelten Männer, und in dem Chaos wurde ihre Rute und ihr ganzes Arrangement zerstört. Einer der Kämpfer trat ihr aufs Bein. Sie riss es weg, den Schmerz ignorierend, und richtete den Blick weiterhin auf das, was von ihrem Altar noch übrig war.
    Die Feuerschale kippte um. Das Amulett fiel heraus, kaum angeschmolzen in der Höllenhitze, die es eigentlich hatte zerstören sollen.
    Ein Instinkt riet ihr, sich den Ärmel über die Hand zu ziehen, ehe sie danach griff. Das dämpfte die Hitze nicht allzu sehr, würde aber hoffentlich verhindern, dass sich die Zeichnung des Amuletts in ihre Hand einbrannte, womit sie Ereshdiran womöglich auf ewig an sich gebunden hätte.
    Sie rollte sich über das kalte Gras, fort von der Schlägerei und dem Ort, der eben noch eine Ritualstätte gewesen war. Der Traumdieb folgte ihr. Sie erhaschte einen Blick auf ihn, wie er gerade einem der Kämpfer einen seiner klauenförmigen Finger an den Kopf drückte und ihn damit in Tiefschlaf versetzte. Dem Mann fiel ein Messer aus der Hand - er gehörte zu den Lamaru, nicht zu Bumps Männern -, und Ereshdiran hob es auf, ließ es in der Hand geschickt herumschnellen und kam weiter auf sie zu.
    Sie hatte das Amulett. Und da sie es hatte und er mit ihr verbunden war, hieß das ja angeblich, dass sie ihn damit lenken konnte, was aber wahrscheinlich nicht funktionieren würde. Nur um ganz sicher zu gehen, probierte sie es dennoch aus und schrie mit aller ihr zu Gebote stehenden Macht die Bann-Worte, doch die zeigten keinerlei Wirkung.
    Nun lief sie los, wandte sich nach links und rannte in großem Bogen um die Schlägerei herum. Blut spritzte, Klingen warfen blitzend den Mondschein zurück, und die Luft war erfüllt von Schweiß- und Blutgeruch und Schmerzschreien und war so aufgeladen mit Energie, wie Chess es noch nie erlebt hatte. Hoch am Himmel flogen etliche Vögel in Formation. Es waren Psychopomps, die Seelen einsammelten. Der Tod wütete auf dem Flugfeld, und Ereshdiran blieb ihr weiter dicht auf den Fersen.
    Er spielte mit ihr, wartete darauf, dass sie müde wurde, und nahm sich, was er an Macht brauchte,

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