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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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diesen Menschen, cadeskia regontu balaktor!«, krächzte sie. Ihre Stimme klang wie eingerostet.
    Slipknots Herz schlug immer schneller und lauter, dröhnte ihr arhythmisch in den Ohren. Ihr Herz versuchte sich dem anzupassen, doch es gelang nicht, und die ganze Brust tat ihr davon weh. Das war zu viel, einfach zu viel, sie bekam das nicht in den Griff ...
    Schwache, spitze Schreie erfüllten die Luft, und dann wurde Chess klar, dass sie von ihr selber stammten - und von Slipknot, dessen Seele sich aus dem geschundenen Leib befreite, der früher einmal ihre Heimstatt gewesen war, und die nun sah, was noch davon übrig war. Slipknot schrie, die schwarzen Augen in dem bleichen Gesicht waren weit aufgerissen, der Mund ein klaffender dunkler Spalt. Er schrie vor Entsetzen ob des Grauens, das ihm widerfahren war, und aus Freude über die Befreiung.
    Chess trank ein paar Schluck Wasser, um etwas gegen die scheußliche Trockenheit in ihrem Mund zu unternehmen, die vom Speed und von dem Rauch kam.
    »Slipknot, geh! Ich fordere die Begleiter auf, dich in die Stadt der Ewigkeit zu führen, und ich befehle dir zu gehen!«
    Der Hund sprang auf. Slipknots Schreie wurden immer schriller und schließlich so hochfrequent, dass Chess sie kaum mehr hören konnte. Da stimmte etwas nicht, die Sache glitt ihr aus den Händen, es war hier viel zu viel Energie am Werk, und ihr Körper vermochte das nicht alles zu beherrschen. Sie fiel, sie spürte, wie er an ihr zog, wie er sie anhand ihrer Verbindung mit sich zu reißen versuchte ...
    Mit der rechten Hand schlug sie versehentlich gegen den Rand der Feuerschale. Schmerz schoss ihr den Arm hinauf und riss sie aus ihrer Benommenheit. Sie konzentrierte sich mit aller Kraft darauf, das unsichtbare Band zwischen ihnen zu kappen und ihn damit von sich zu weisen.
    Und die Verbindung riss tatsächlich, sie schnellte förmlich auseinander. Chess’ Augen füllten sich mit Tränen, und als sie wieder ein wenig klarer sah, erblickte sie gerade noch das schartige Loch und Slipknot darin, der nach ihr langte und in die ihm bekannte Welt zurückkehren wollte, während der Hund seinen Arm in der Schnauze gepackt hielt und ihn ins stille Totenreich hinüber zerrte.
    Dann wurde ihr für einen Moment schwarz vor Augen, und es war die Schwärze des Schlafs. Nicht ihr Schlaf jedoch, sondern der Schlaf des Traumdiebs, der Schlaf derjenigen, deren Macht er nutzte. Ohne Slipknot als Mittler fiel die ganze Last der Blutsverbindung auf sie zurück. Ach du Scheiße ...
    Aufblitzende Träume, Bilder von Menschen in ihren Betten, hunderte Leute, in unruhigem Schlaf auf zerwühlten, verschwitzten Laken oder auf hartem Straßenpflaster zusammengekrümmt. Sie rang darum, all das unter Kontrolle zu bringen und zu sich selbst zurückzukehren. Ihre Hände wanden sich umeinander, und ihre Muskeln schlotterten. Schließlich drückte sie den linken Daumen in die rechte Handfläche und jagte damit aus ihrer Wunde einen schrecklichen Schmerz ihren Arm hinauf. Es funktionierte. Ihr Sehvermögen kehrte zurück. Sie war mit einem Schlag bei sich und in dem Zirkel und stellte fest, dass das Tosen der Macht, nachdem nun Slipknot und der Hund verschwunden waren, ein wenig nachgelassen hatte, so weit, dass sie tief durchatmen konnte. Sie verbrannte sich die linke Hand am Kessel, als sie ihn anhob und seinen Inhalt in die Feuerschale kippte. Dann fügte sie noch eine Handvoll getrocknetes Melidia hinzu.
    Direkt vor ihr flackerte die blaue Lichtwand. Sie waren jetzt nah, so nah, dass die Schreie Chess’ Gedanken übertönten. Ihr ganzer Körper erbebte. Jetzt kam der gefährliche Teil des Rituals, und wenn sie den nicht perfekt hinbekam und diese Sache jetzt nicht zu Ende brachte, würde der Zirkel durchbrochen werden, und sie hatte verloren. Dann hatte sie verloren und war verloren.
    Der Streichholzkopf schabte über den Rand der Feuerschale. »Ereshdiran«, flüsterte sie und sprach diesen Namen damit zum ersten Mal aus. Ihr schmerzte die Zunge davon. »Ereshdiran kalepta barima.«
    Jemand rief ihren Namen. Terrible. Terrible rief ihren Namen. Sie öffnete den Mund, um zu antworten, doch die Antwort blieb ihr im Halse stecken, denn der Traumdieb erschien. Sein Umhang regte sich in einem Luftzug, den sie nicht spüren konnte, und er hatte die Kapuze abgenommen, sodass die fahle Haut zu sehen war, die sich über die Konturen seines Schädels spannte.
    Unter seiner Haut pulsierte etwas. Wandernde Adern, die gar keine Adern waren. Es

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