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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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verschwanden.
    Schreie und die dumpfen Geräusche einer Prügelei drangen in den Zirkel. Es klang noch weit entfernt, doch das konnte sich sehr schnell ändern. Chess beeilte sich, zwang sich, ihre Angst zu nutzen, sich ihr anheimzugeben. Eine Sekunde der Entscheidung, dann eine Lockerung der Grenzen ihres Geistes, und sie schlüpfte hindurch.
    Ihr Herz raste wie gehabt, doch das war jetzt die reinste Euphorie. Sie war nun nicht mehr Cesaria. Sie war die Macht. Sie war das Tor.
    Slipknots kalte, eklige Finger wollten sich nicht um den Klumpen Silber schließen, den Chess ihm in die Hand drückte, um damit die eingeritzten und schon nicht mehr lesbaren Runen zu bedecken. Das wunderte sie nicht, ebenso wenig wie das gedämpfte Pochen seines zerquetscht aussehenden Herzens. Sie spürte sie ebenfalls: die zusätzliche Macht, die Verbindung zu dem Traumdieb, der nun an ihr zerrte und nicht zuließ, dass sie ihn auch nur einen Moment lang vergaß.
    Sie nahm einen Bindfaden aus ihrer Tasche, wickelte ihn um die zusammengehaltene Faust und knotete ihn vorsichtig zu. Mit der schwarzen Kreide zeichnete sie das Pass-Symbol, das sie für Slipknot entworfen hatte, auf eine der wenigen noch intakten Hautpartien auf seinem Arm.
    Dann warf sie Asafötida in den qualmenden Kessel, was einen beißenden, leicht fettigen Rauch in die stille Luft aufsteigen ließ. Anschließend Ajenjible und schließlich eine Handvoll von dem Corrideira, das Edsel für sie gemahlen hatte.
    Rauch stieg empor, drehte sich und quoll und bildete Gestalten, die sie nicht erkannte, die sie aber mit den Augen ihrer Seele sah. Sie flüsterten Worte, die sie spürte, statt sie zu hören. Der Hundeschädel wackelte, als ob der Boden, auf dem er lag, gebebt hätte, bewegte sich aber nicht von der Stelle.
    »Ich rufe herbei die Begleiter aus der Stadt der Ewigkeit«, murmelte sie und nahm ihr Ritualmesser aus seinem Futteral. »Um diesen Menschen, Slipknot, aus seiner sterblichen Hülle herauszulösen. Um ihn zu ewiger Ruhe zu geleiten. Um ihn aus seinem irdischen Gefängnis zu befreien und ihn der Macht zu entreißen, die ihn darin gefangen hält.«
    Der Schädel regte sich erneut, hob sich aber nicht empor. Die Rufe und Schreie außerhalb des Zirkels wurden lauter.
    Chess hielt die linke Hand flach über die Schädeldecke. »Ich biete den Begleitern für ihre Mithilfe eine Gabe an.«
    Mit der Messerspitze schlitzte sie die Haut ihres linken kleinen Fingers auf, ein schneller, tiefer Schnitt. Blut tropfte aus der Wunde, fast schwarz in dem bläulichen Licht. Es tropfte auf die Schädeldecke, und von dort stieg es in winzigen Tröpfchen wieder empor.
    Links von ihr pochte etwas. Innerhalb des Zirkels. Slipknots Herzschlag beschleunigte sich, während Energie in seine Seele strömte. Chess’ Herz schlug daraufhin ebenfalls schneller. Nach all dem Speed spürte sie ein Stampfen wie von einer Lokomotive in der Brust, von ihren Knochen und Muskeln kaum zu bändigen. Chess wandte sich wieder zu dem Kessel um, ließ ihr Blut hineintropfen und fügte dann noch ein Haar hinzu, das sie Slipknot vom Kopf gezupft hatte.
    »Begleiter der Toten, ich rufe euch!«
    Nun kam die letzte Zutat in den Kessel, zu Pulver gemahlener Krähenschädel. Der Qualm wurde schwarz, quoll jetzt sehr energisch aus der weiten Eisenöffnung hervor und unter die Kuppel des Zirkels, wo er das klare blaue Licht verdunkelte.
    Chess bekam von dem Rauch etwas in die Lunge, er drang über Nase und Mund in ihren Körper ein und umspielte auch ihre Arme. Ihre Tätowierungen schmerzten, als würden sie ihr ein zweites Mal in die Haut geritzt.
    In dem dunklen Dunst sah sie den Hundeschädel, der sich hob und bewegte. Dahinter tauchten weitere Knochen des Hundeskeletts auf, erschaffen aus dem dicken, beißenden Rauch.
    Die Schreie draußen kamen näher und wurden lauter, während über den Knochen Muskeln und Sehnen wuchsen und sich ineinander flochten. Struppiges schwarzes Fell spross aus dem rohen Fleisch. Die Augen des Hundes schillerten purpurrot und grün. Er speiste sich aus der gleichen Macht, die auch Chess mit der Stärke eines Blitzes durchlief. Ein tiefes Knurren drang ihm aus der Kehle und jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken. Psychopomps sollten nicht so knurren dürfen.
    Mit zitternden Händen streute sie das noch verbliebene Krähenknochenpulver über den Leichnam auf der Plattform. Daraufhin schlug ihr ein dunkler, heißer Schwall Energie entgegen und drang in ihren Körper ein. »Befreit

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