Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
Vom Netzwerk:
und das konnte sie nicht, wenn er neben ihr stand.
    »Apropos Doyle ... Ich muss dir was sagen. Und es wird dir wahrscheinlich nicht gefallen. Es gibt Gerüchte über euch beide. Du solltest das wissen - dass die Leute über euch reden.«
    »Ja, Randy, ich weiß schon. Wo hast du denn davon gehört?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich hab zufällig mit angehört, wie eine der Goodys Doyle danach gefragt hat. Er hat es abgestritten, aber, na ja, ich will halt nur nicht, dass dir irgendjemand wehtut, verstehst du? Doyle ist ein ziemlicher Egozentriker. Und er neigt dazu, Leute auszunutzen.«
    »Ja. Ich weiß. Aber es geht mir gut, Randy, mach dir bitte keine Sorgen.«
    Er beäugte sie unter seinen buschigen Augenbrauen und nickte. »Also gut. Aber wenn du mal irgendwas brauchst ... oder einfach nur mal mit jemandem quatschen willst: Du kannst mich jederzeit anrufen. Wirklich.«
    Sie nickte, so als würde sie das tatsächlich in Betracht ziehen. »Danke, das ist nett von dir.«
    Er tätschelte ihr den Arm und ging, und ehe er zwischen den Regalen verschwand, winkte er ihr noch einmal zu. Dann hatte also eine der Goodys ihre Nase da reingesteckt, hm? Chess tippte auf die vermaledeite Goody Tremmell, die sich einbildete, sie könnte sich auch ein Urteil über die Debunker erlauben, nur weil sie für die Zuteilung der Fälle zuständig war. So war es natürlich kein Wunder, dass alle von der Sache wussten. Super.
    Sie schüttelte den Kopf und öffnete das Aktenfach.
    C ... Ce ... Ch. Es gab tatsächlich eine Akte über Chester Airport, sogar eine ziemlich dicke. Chess zog sie heraus und ging damit an ihren Tisch.
    Der Flugplatz war 1941 eröffnet worden und fünfzig Jahre lang in Betrieb geblieben. Er war nie erweitert worden und hatte all die Jahre nur regionale Bedeutung gehabt. Die Akte enthielt Fotos, die Chess angesichts der vermüllten Ruine verblüfften. Sie zeigten ein reinliches Abfertigungsgebäude, das so ordentlich und brav vor dem Rollfeld stand wie ein Kind vor einem Kirchenmann.
    Dann stieß sie auf alte Zeitungsausschnitte. In Chester war es im Laufe der Jahre zu einigen Unfällen gekommen. Chess zählte dreiundzwanzig Todesopfer allein in den letzten zehn Betriebsjahren. Kleine Privatflugzeuge stürzten natürlich häufiger ab als große Verkehrsmaschinen, aber dennoch kam ihr die Zahl sehr hoch vor.
    Trieben dort Bumps Geister - wenn es denn Geister waren - so lange schon ihr Unwesen? Wenn Chess von der kirchlich gebilligten Theorie ausging, dass die Geister Leben raubten, um sich einerseits zu ernähren und andererseits ihren Neid auf die Lebenden auszuagieren, und wenn sie bedachte, dass seit fast dreißig Jahren keine Flugzeuge mehr in Chester gestartet und gelandet waren ..., dann mussten das jetzt verdammt hungrige und missgünstige Geister sein. Kein Wunder, dass sie sich auf Bumps Flugzeuge stürzten wie Downsides Straßenkinder auf Fleischabfälle.
    Wenn dort nun jemand Rituale vollzog - nicht »wenn«, es stand ja bereits fest, dass das jemand tat. Fragte sich nur, warum. Versuchte da schon jemand auf eigene Faust, die Geister aus Chester zu vertreiben? Mit einem billigen Kupferamulett von einem der zahlreichen Scharlatane, die der Kirche ein Dorn im Auge waren?
    Chess schlug ihr Notizbuch auf. Bump fragen, ob er Geistervertreibung versucht hat. Edsel fragen, ob er das Amulett schon mal gesehen hat.
    Schon bei dem Gedanken an das Ding zuckte sie zusammen. Magie war natürlich nicht verboten. Wie auch? Wie wollte man Energie - die der Erde und der Luft innewohnenden Kräfte - verbieten?
    Doch es gab eben unterschiedliche Arten von Magie, und die Kirche entschied, welche davon zulässig waren und welche nicht. Und Chess war sich ziemlich sicher, dass der Zauber in Chester von keinem Ältesten gebilligt worden wäre. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie sich dieses Amulett eingesteckt hatte. Doch die ganze Situation lud ihr sowieso bergeweise Schuldgefühle auf.
    Sie sah sich die restliche Akte an. Sie enthielt keine Beschwerden über Geistererscheinungen seit der Schließung des Flugplatzes und auch nichts dergleichen aus der unmittelbaren Umgebung. Aber das musste nichts bedeuten. Debunker waren zwar gehalten, die Akten der benachbarten Gebäude mit einem Vermerk zu versehen, wenn sich eine Geistererscheinung als echt erwiesen hatte, taten das aber so gut wie nie. Auch Chess vergaß es bei mindestens jedem zweiten Fall.
    Von der Theorie der »vernachlässigten Geister« mal abgesehen,

Weitere Kostenlose Bücher