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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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der Kirche gebilligten Bezeichnungen »Geist«, »Gespenst«, »Erscheinung« oder »Wesen«. Für einen Schimpfnamen geradezu niedlich.
    »Wir hoffen sehr, dass Sie uns helfen können«, meldete sich Mr. Morton nun zum ersten Mal zu Wort, und für einen so schmächtigen Mann hatte er eine erstaunlich tiefe und wohlklingende Stimme.
    »Ganz bestimmt. Könnten Sie mir jetzt bitte zeigen, wo diese Erscheinung überall aufgetaucht ist? Ich würde auch gern alle Stellen sehen, wo sie sich auf andere Art und Weise bemerkbar gemacht hat, durch Geräusche, eingeritzte Symbole oder vielleicht durch eine Schrift auf einer beschlagenen Duschkabine oder einem beschlagenen Spiegel. Sie versuchen oft, auf diese Weise mit uns zu kommunizieren.«
    Die Mortons starrten sie an. Sie rissen die Augen so weit auf, dass es gespielt wirkte.
    »Gab es Erscheinungen an den Wänden oder an Fenstern? Hatten sie das Gefühl, beobachtet zu werden? Haben sie aus den Augenwinkeln Bewegungen wahrgenommen? Seltsame Gerüche? Berührungen? Wenn irgendetwas in dieser Art vorgefallen ist, dann wäre jetzt der richtige Moment, um mir zu zeigen, wo.«
    Sie zog Rekorder und Spektrometer aus der Tasche und schaltete sie an.
    Die Mortons regten sich nicht. Chess widerstand dem Drang, an sich runterzugucken, ob sie sich irgendwelche Flecken auf der Bluse eingehandelt hatte.
    »Gibt es irgendein Problem?«
    »Entschuldigung«, sagte Mrs. Morton. »Es ist nur ... Jetzt haben Sie mir richtig Angst gemacht. So etwas Schlimmes haben wir hier noch nicht erlebt. Kommt das jetzt als Nächstes?«
    »Könnte sein.« Chess beobachtete sie aufmerksam. Bei manchen Leuten konnte sie es förmlich im Hirnkasten rattern hören, während sie überlegten, wie sie eine noch eindrucksvollere Geistererscheinung inszenieren konnten. Auf diese Weise hatte sie in ihrem zweiten Jahr als Debunker jemanden überführt, als sie die gleiche Liste heruntergebetet hatte. Denn das angebliche Spukopfer verplapperte sich. »Ein Schriftzug auf einer vereisten Fensterscheibe? Auf die Idee bin ich ja noch gar nicht gekommen!«, platzte es heraus.
    »Ach du meine Güte.« Mrs. Morton krallte die Finger in ihren Pullover und sah sich im Zimmer um, als könnte dort jeden Moment etwas auftauchen. Sie war entweder eine gute Schauspielerin oder tatsächlich verängstigt. War es denkbar, dass Söhnchen Albert hinter der Sache steckte, ohne dass die Eltern davon wussten? Oder dass Mr. Morton die Sache inszenierte? Auch das war ihr schon einmal untergekommen: Ein Ehemann hatte eine Geistererscheinung vorgetäuscht, damit seine Frau vor lauter Angst nicht wagte, Anspruch auf das gemeinsame Haus zu erheben. Er war gerade dabei gewesen, sich wegen einer anderen von ihr zu trennen.
    Sie notierte sich: Hat Mr. M eine Freundin ?
    »Ich bin mir sicher, dass wir das Problem aus der Welt schaffen können, ehe es richtig schlimm wird«, sagte Chess. »Wenn Sie mich also bitte jetzt durch Ihr Haus führen würden ...«
    Alle drei Mortons kamen auf die Führung mit, sehr zu Chess’ Verdruss. In dem leicht nervösen Zustand, in den die Nips sie versetzten, konnte sie in dem engen Hausflur echt kein Gedränge gebrauchen. Und wenn der kleine Albert nur noch ein einziges Mal »versehentlich« ihre Brüste streifte, würde sie ihm eine ballern. Jede Wette, dass sie unter seinem Bett auf eine quantitativ wie qualitativ atemberaubende Porno-Sammlung stoßen würde.
    Mrs. Morton fuhr mit ihren bleichen Fingern über die Bilderrahmen im Flur. »Unsere Familie lässt sich über dreihundert Jahre weit zurückverfolgen«, sagte sie. »Die eigenen Wurzeln sind etwas sehr Wichtiges, finden Sie nicht auch?«
    »Unbedingt.« Chess fragte sich, was Mrs. Morton wohl sagen würde, wenn sie ihr verriete, dass sie ihre eigenen Eltern gar nicht kannte, von irgendwelchen entfernteren Vorfahren ganz zu schweigen.
    Ihre Tattoos kribbelten nicht im Mindesten, und auch das Spektrometer schlug nicht an, als sie ein Zimmer auf der rechten Seite betraten, das ihr sehr nach einem großspurigen Kind aussah. Die Batman-Tapete biss sich mit den Stockenten-Postern und die mit den Drucken aus der Tate Gallery. Auf einer Kommode saß ein Teddybär neben einer Sammlerschatulle mit silbernen Manschettenknöpfen. Bücher hingen wie schiefe Zähne in einem ramponierten Kiefernholzregal. Als Chess näher trat, sah sie Staubkanten auf den Regalböden. Jemand hatte erst kürzlich eine ganze Reihe von Titeln aussortiert.
    Der kleine Albert war ein

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