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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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war dort nichts zu sehen.
    Sie stocherten noch einmal in den Trümmern herum, wobei keiner der beiden die Hände zu Hilfe nehmen wollte. Es war Zeitverschwendung, das wusste sie. Es war durchaus denkbar, dass in Chester etwas versteckt war, aber wenn, dann nicht hier.
    »Dieser Typ von gestern Abend, ist das dein Macker?«
    »Hä?«
    »Der, mit dem du aus dem Klub abgehauen bist.«
    »Doyle? Nö. Bloß ein Arbeitskollege. Wie war denn überhaupt das Konzert?«
    Terrible grinste. »Sagenhaft.«
    »Ich wünschte, ich wäre dageblieben.«
    Er nickte andeutungsweise. »Du hast echt was verpasst.«
    Sie ging um einen zertrümmerten Schreibtisch herum und bückte sich. Die oberen Schubladen waren offenbar noch intakt. Sie nahm ihren Mut zusammen. An solchen Stellen nisteten gern Mäuse, Mäuse und Ratten und Spinnen - alles nicht unbedingt ihre Lieblingstiere.
    »Amy fand ich nett«, log sie, um nur irgendetwas zu sagen, und zog die oberste Schublade auf.
    »Sie ist in Ordnung.«
    »Kennst du sie schon lange?«
    Er zuckte nur mit den Achseln.
    Die Schublade war leer. Chess öffnete auch die anderen und fand darin Staub und tote Insekten, was sofort ein Bild von den Würmern in ihrer Hand heraufbeschwor. Sie knallte die Schubladen mit übertriebener Wucht wieder zu. Die letzte brach dabei entzwei, und fast hätte sie sich erneut die Hand verletzt.
    »Also gut, hier ist nichts. Schauen wir uns noch mal draußen um, okay?«
    »Wie du willst.«
    Nach dem Muff im Gebäude war die frische Luft sehr angenehm. Chess gab Terrible eine Miniaturkamera und bat ihn, sie draußen am Gebäude gleich unter der Dachkante anzubringen, denn er benötigte dafür keine Leiter.
    Ein paar Schritte von der Stelle entfernt, wo sie neulich durch das Loch in der Wand geflüchtet waren, befand sich ein alter Brunnen samt Pumpe. Ach du Scheiße. »Du hast nicht zufällig ein Seil dabei, oder?«
    »Wie lang?«
    »Lang genug, um mich in den Schacht runterzulassen, damit ich nachsehen kann, ob da unten irgendwas ist.«
    »Was Elektronisches oder so?«
    Sie nickte.
    »Willst du wirklich da runter?«
    »Du hast wohl Angst, dass du nicht stark genug bist, um mich zu halten, was?«
    Er bleckte die Zähne zu einem Grinsen. »Sehr witzig.«
    »Ja, nicht wahr? Also: Hast du nun ein Seil oder nicht?«
    »Könnte sein. Warte mal.«
    Er ging zurück zum Wagen, und Chess suchte derweil noch ein wenig im Gras herum, jederzeit darauf gefasst, dass ihr wieder diese scheußliche Kälte in die Beine fahren könnte. Nachts glich Chester einem Schwarzen Loch, so finster und einsam war es da. Wer wusste schon, ob nicht noch mehr Rituale stattgefunden hatten? Wo es unbeobachtete, brachliegende Gelände gab, gab es auch illegale Hexerei. Legale Rituale vollzogen die Leute bei sich daheim - Geld- oder Glückszauber und anderen Amateurkram, für den man weder besonders große Macht noch eine besondere Begabung brauchte. Die Kirche ermunterte sie dazu, denn wenn die Leute sahen, was bei ihren belanglosen kleinen Zaubereien, ihren minimalen Manipulationen der Energie herauskam, untermauerte das die kirchliche Wahrheit: Es gab keine Götter, es gab aber die Magie. Und die Kirche war das Tor zur Magie.
    Ein paar Minuten später kam Terrible mit einer dicken Seilrolle über der Schulter zurück. Er wickelte sie ab und legte das Seil auf dem Boden aus.
    »Ist das lang genug?«
    »Das werden wir gleich feststellen.«
    Froh über ihre langen Ärmel, schlang sie sich ein Ende des Seils unter den Armen durch und verknotete es oberhalb der Brust. Es war an einigen Stellen fleckig braun. Chess wollte lieber nicht darüber nachdenken, wozu es wohl zuletzt genutzt worden war oder wieso Terrible überhaupt ein Seil griffbereit im Kofferraum hatte. Das war seine Sache.
    Als sie schließlich mit dem Knoten zufrieden war, nahm sie ihre Taschenlampe und knipste sie an. Terrible schlang sich das andere Ende des Seils um die Hände.
    »Okay, wenn ich dir zu schwer werde, ziehst du mich wieder raus.«
    »Du wiegst doch nichts«, spottete er.
    »Mag sein, aber auch >nichts< kann ganz schön schwer werden, wenn es am Ende eines Seils hängt. Bitte, Terrible. Ich will echt nicht in diesen Schacht stürzen. Wenn du also das Gefühl hast, dass ich dir zu schwer werde, dann sagst du mir das und ziehst mich wieder raus, okay?«
    Er nickte.
    »Und behalt bitte das Seil im Auge, falls es anfängt auszufransen oder so.«
    Er hob eine Augenbraue.
    »Bitte! Ja?« Der Brunnenschacht kam ihr vor wie der Eingang

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