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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Maschendrahtzäune sahen aus, als würden sie jeden Moment fortgeweht.
    Obwohl Chess sich vorgenommen hatte, es nicht zu tun, schaute sie nach der Stelle, wo sie das Amulett gefunden hatte. Was für ein Ritual hatte da im staubigen Gras stattgefunden?
    Sie wollte es eigentlich gar nicht so genau wissen, würde aber wohl nicht umhinkommen, es herauszufinden.
    »Willst du noch mal in dem Gebäude nachsehen?«, fragte Terrible, als er ihr das Loch im Zaun aufhielt.
    »Ja. Auch wenn ich nicht glaube, dass wir da irgendwas übersehen haben.« Chess sah zur rechten Seite des Geländes hinüber. »Warte mal, was ist denn das?«
    Terrible folgte ihrem Blick, sagte aber nichts.
    Sie fand es erstaunlich, dass es ihr in dem hohen Gras überhaupt aufgefallen war, und als sie näher kam, sah sie, dass sie sich nicht getäuscht hatte.
    Die Steine bildeten, wenn man die Lücken im Geiste ergänzte, ein Rechteck von gut fünfzehn mal zehn Metern. Viele Steine fehlten, sodass man schon aufmerksam hinsehen musste, um zu bemerken, dass die übrigen nicht zufällig dort herumlagen. Und hätte die Sonne in diesem Augenblick in einem anderen Winkel vom Himmel geschienen, so hätte auch Chess es wahrscheinlich übersehen.
    »Ein weiteres Gebäude«, sagte sie. »Was das wohl mal war?«
    »Könnte eine Lagerhalle gewesen sein. Oder eine Unterkunft.«
    Sie blickte zu ihm hoch. »Eine Unterkunft?«
    »Ja. Hier gibt’s doch keine Hotels. Die Piloten, die hier landeten, flogen ja erst am nächsten Tag weiter. Und irgendwo mussten die ja pennen.«
    Sie richtete sich wieder auf und sah ihn an. Sein ausdrucksloses Gesicht war von ihr abgewandt, er betrachtete die Gebäude hinter dem Zaun. Eine schwarze Sonnenbrille verbarg seine Augen.
    »Das ist eine gute Idee, Terrible. Da hast du wahrscheinlich Recht.«
    Wiederum keine Reaktion. Chess schritt an den Überresten des Fundaments entlang und hob jeden Stein an, der ihr leicht oder lose genug erschien. Zwischen diesen Trümmern fände sich überall ein ideales Versteck für das Equipment, das man für so einen Schwindel brauchte, und wenn Terrible gerade abgelenkt wäre, könnte sie einen Fund nötigenfalls sofort wieder tarnen - falls sie denn etwas fand und falls die Geister in Chester tatsächlich nicht echt waren.
    Wenn er sie dabei ertappte ... Nicht auszudenken. Sie hatte von Lex nichts mehr gehört und wusste nicht, ob sie überhaupt je wieder was von ihm hören wollte. Die Versuchung war groß, so zu tun, als hätte sie sich die ganze Sache nur eingebildet. Zu schade, dass dem nicht so war.
    Die Steine boten keinen weiteren Hinweis, und daher ließ sie an einem davon eine Miniaturkamera zurück, die sich per Bewegungsmelder aktivieren würde. Dann gingen sie beide zum Hauptgebäude weiter. Chess sah sich noch einmal um und fragte sich, was sich wohl sonst noch in dem bräunlichen Grasgestrüpp am Rande des Flugfelds verbarg. Sie würden das alles absuchen müssen.
    Etliche Häuser standen so nah am Zaun, als wären sie aus dem Weg geschoben worden, als man ihn errichtete. Die meisten waren Zweifamilienhäuser. Über einer Haustür sah man noch verschmiertes Blut vom Fest. Die Bewohner hatten sich offenbar noch nicht aufraffen können, die Flecken wieder zu beseitigen. Sie gingen vermutlich davon aus, dass ihnen der Regen die Arbeit abnehmen würde, und damit hatten sie eigentlich Recht. Normalerweise war der November viel verregneter als in den vergangenen ein, zwei Wochen.
    Irgendwo dort stand offenbar ein Fenster offen. Die sanften Klänge eines Willie-Nelson-Songs wehten zu ihnen herüber.
    Hier und da sah man ramponierte Rutschen und rostige Dreiräder auf den ungepflegten Rasenflächen. Chess konnte das brüchige Plastik der alten Spielsachen förmlich in der Hand spüren. Wie viele Kinder führten in diesen Häusern ein Leben so wie sie früher? Wurden als Einkommensquelle benutzt, ohne dass sie von dem Geld, das sie einbrachten, irgendwie etwas abbekamen?
    Die Häuser standen schiefwinklig zueinander, was den schäbigen Eindruck der Straße noch verstärkte. Eins reichte ohne Garten bis dicht an den Zaun. Das Nachbarhaus dagegen hatte zum Zaun gut zehn Meter Abstand. »Weißt du, wieso die da so schief in der Landschaft rumstehen?«
    Terrible schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Wieso fragst du?«
    »Nur so.«
    Die Sonne schien durch das Dach des alten Terminals. »Dann schauen wir uns hier doch noch mal um«, sagte Chess und spähte unter der Decke entlang, doch außer Spinnweben

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