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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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sagte sie. »Ich hatte gehofft, du könntest mir bei etwas anderem behilflich sein.«
    »Als da wäre?«
    Sie griff in ihre Tasche und zog das Amulett hervor, das sie in ein schwarzes Samttuch eingeschlagen hatte, damit sie das Metall nicht berühren musste. Selbst wenn sie es in Stoff gehüllt in der Hand hielt, bekam sie eine Gänsehaut.
    »Kennst du diese Schriftzeichen?« Sie legte es auf den wackeligen Verkaufstisch und schlug den Samt auseinander.
    »Wo kommt das her?«
    Chess zuckte mit den Achseln. »Hab ich gefunden.«
    »Soso.« Edsel beugte sich vor, machte aber keine Anstalten, das Amulett zu berühren. »Sieht für mich so aus, als solltest du es am besten wieder dahin zurückbringen, wo du es gefunden hast. Das Ding ist ungut, Baby. Ich spür die Schwingungen bis hierher.«
    »Ich kann es nicht zurückbringen. Es ... ist Teil einer Ermittlung. Kommt dir keines der Zeichen irgendwie bekannt vor?«
    »Nee, aber ... warte mal. Das da sieht aus wie ein Etosh. Und das da, zwei Zeichen weiter, das könnte ein Tretso sein.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Tretso ist eine Mischrune, eine Kombination aus zwei Runen also. Sie gibt anderen Zeichen mehr Macht, hat für sich genommen aber keine eigene Bedeutung. Und Etosh ... lenkt Tretso dorthin, wo der Hersteller des Amuletts es haben möchte.«
    »Dann habe ich hier also zwei Runen, die dazu dienen, die anderen Runen zu verstärken, aber was diese anderen bedeuten, wissen wir nicht.«
    »Tut mir leid, dass ich dir da nicht weiterhelfen kann.« Edsel betrachtete noch einmal das Amulett und verzog angewidert den Mund. »Ich schätze mal, mit dem Ding kann dir keiner weiterhelfen - allenfalls die Kirche.«
    Die Kirche hätte ihr tatsächlich weiterhelfen können. Wenn sie dort jemanden hätte fragen können. Was sie nicht konnte. Was hätte sie tun sollen? Ins Büro des Großältesten marschieren und ihm erzählen, sie hätte dieses Ding auf der Straße gefunden?
    Sie nickte und schlug das Amulett wieder vorsichtig in das schwarze Samttuch ein. »Trotzdem vielen Dank, Edsel.«
    »Alles okay mit deiner Hand?«
    Sie nickte. Die Wunde hatte am Morgen nicht mehr so garstig ausgesehen, aber so richtig wohl würde sie sich vermutlich erst wieder fühlen, wenn sie vollständig verheilt war. Würmer ... Sie rümpfte unwillkürlich die Nase. »Nur ein kleiner Kratzer.«
    »Na dann. Aber wo ich gerade darüber nachdenke ... Vielleicht kenne ich doch einen, der dir mit diesen Runen helfen könnte. Er heißt Tyson. Mal von ihm gehört?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ist er hier?«
    »Nee, der ist nicht hier. Der wohnt nicht in Downside, wohnt nicht mal hier in der Stadt. Ein älterer Typ. Hat ein Haus auf dem Land, direkt am Meer. Ich weiß aber nicht, wie man mit dem in Verbindung kommen könnte. Er kommt hin und wieder mal vorbei. Der ist nicht dumm, dieser Tyson. Soll ich ihm deine Nummer geben, wenn er sich das nächste Mal blicken lässt?«
    »Ist Tyson der Vor- oder der Nachname?«
    »Das weiß ich nicht. Ich kenne ihn nur als >Tyson<.«
    Chess ließ das in Samt eingeschlagene Amulett wieder in die Tasche gleiten und zog den Reißverschluss zu. »Ja, gib ihm meine Nummer, wenn du ihn siehst, Edsel. Danke!«
    »Mach ich doch gern. Und immer schön sauber bleiben, Baby.« Er wandte sich ab, begann Kisten auszupacken und sich für die Kundschaft dieses Tages bereit zu machen. Chess schlenderte weiter über den Markt. Terrible würde sich bald blicken lassen, um sie wieder nach Chester zu fahren, auf dass sie dort nach elektrischen Anlagen suchte, bei denen sie dann so tun müsste, als hätte sie sie nicht gesehen, oder nach Geistern, bei denen sie dann so tun müsste, als wäre sie nicht in der Lage, sie zu bannen.
    In der Nähe von Bumps Laden blieb sie bei einer Imbissbude stehen und kaufte sich eine Schale Nudeln, die sie dann mit Stäbchen schlürfte, während sie vor dem Eingang herumschlenderte. Die Sofas im Untergeschoss würden voll besetzt sein. So war es sonntags immer, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Sie hatte noch zehn Dollar bei sich, genug für einen ganzen Nachmittag voll süßer Träume.
    Doch daraus würde nichts werden, und wie um das zu bestätigen, näherten sich hinter ihr schwere Schritte, und als sie sich umdrehte, sah sie Terrible wie einen Panzer anrücken.
    Chester Airport machte bei Sonnenschein den gleichen verwahrlosten und vage bedrohlichen Eindruck wie bei Nacht. Die Ruine des Terminals stand nutzlos in der Gegend herum, und die rostigen

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