Geisterhafte Visionen
Energiequelle, die wir von der Voyager aus orteten.«
»Interessant«, murmelte Janeway.
»Vielleicht ist es eine Installation der Televek«, spekulierte Kim.
»Möglich, aber sehr unwahrscheinlich«, entgegnete Tuvok.
»Wieso?« fragte Janeway.
»Mehr als sieben Kilometer Erde und Felsgestein trennen den Kreuzer von der Energiequelle, und ich stelle keine direkte Verbindung fest, weder durch Stollen noch durch Kom-Signale.
Darüber hinaus zeichnet sich die Energiequelle durch eine sehr komplexe energetische Signatur aus, die unter anderem geringfügige Tetryonenemissionen aufweist. Das Televek-Schiff hingegen verwendet einen traditionellen Materie-Antimaterie-Reaktor.«
»Die beiden Signaturen unterscheiden sich also erheblich voneinander«, sagte Janeway und dachte nach. Tetryonen waren sehr selten. Der Beschützer hatte ähnliche Emissionen verursacht und selbst darauf hingewiesen, nicht aus dieser Galaxis zu stammen. Was die Televek betraf: Sie waren gewiß nicht extragalaktischen Ursprungs. »Gibt es Veränderungen bei den Ortungsdaten in Hinsicht auf die unterirdische
Energiequelle?« Sie gesellte sich an Tuvoks Seite und warf selbst einen Blick auf die angezeigten Werte.
Der Vulkanier aktivierte ein zusätzliches Display, um die Ortungsergebnisse miteinander zu vergleichen. Auf der einen Seite waren die von den Sensoren der Voyager ermittelten Daten zu sehen, auf der anderen das Resultat des jüngsten Scans. »Das durchschnittliche energetische Niveau der Energiequelle verringert sich nach wie vor. Immer wieder fällt es ganz plötzlich ab, um dann langsam anzusteigen. Für diesen Vorgang gibt es keinen erkennbaren Grund.«
»Vielleicht zapfen die Televek irgendwie Energie ab.«
Diesmal übernahm Janeway das Spekulieren selbst. »Und möglicherweise leiten Sie die abgezapfte Energie nicht direkt in ihr Schiff, sondern in eine Art… Akkumulator. Führen Sie noch einen Scan durch und halten Sie dabei nach einer solchen Vorrichtung Ausschau.«
»Ich glaube nicht, daß die Televek zu so etwas imstande sind«, sagte Tuvok, als er mit einer neuerlichen Sondierung begann.
Nach einigen Sekunden sah er auf. »Die Sensoren entdecken keine Einrichtungen mit den Funktionen eines Akkumulators, aber ich werde diese Möglichkeit auch weiterhin untersuchen.«
»In Ordnung, Tuvok.« Janeway nickte. »Ich glaube, Sie haben recht in bezug auf das technische Potential der Televek. Nun, es gibt viele denkbare Erklärungen für die Energiequelle. Leider sind sie alle theoretischer – beziehungsweise hypothetischer –
Natur.« Sie lächelte, um die Stimmung ein wenig zu verbessern.
Nur Kim erwiderte das Lächeln.
»Wir müssen jetzt gehen«, fügte die Kommandantin seufzend hinzu. »Eine Gruppe von Drenarianern ist hierher unterwegs.
Wir glauben zumindest, daß es Einheimische sind. Schalten Sie alles aus und sorgen Sie dafür, daß keine Unbefugten ins Shuttle gelangen können. Ich glaube nicht, daß die Drenarianer noch viel größere externe Schäden verursachen können. Mit etwas Glück schnüffeln sie hier nur ein wenig herum und
verschwinden dann wieder. Wenn sie fort sind, kehren wir zurück und versuchen, das Kommunikationssystem in Ordnung zu bringen.«
»Einverstanden.« Tuvok traf bereits die notwendigen
Vorbereitungen.
Kurz darauf verriegelten sie die Einstiegsluke, kletterten dann den Steilhang empor und versteckten sich zwischen den Bäumen und Sträuchern am oberen Rand. Die Anhöhe östlich des Shuttles war gerade hoch genug, um ihnen den Blick auf die Felder jenseits davon zu verwehren, doch es dauerte nicht lange, bis Janeway dünne Wolken aus grauem Staub bemerkte. Die näher kommenden Drenarianer wirbelten vulkanische Asche auf und verrieten dadurch ihre Position. Janeway merkte sich das.
Schon wenige Sekunden später gerieten zwei Dutzend oder mehr Humanoiden in Sicht. Die Entfernung war noch immer recht groß, aber auf Janeway wirkten die Einheimischen größer und stämmiger als die meisten Menschen. Als sie den sanft geneigten Hang des Hügels herabkamen und sich vorsichtig dem Shuttle näherten, stellte die Kommandantin fest, daß sie sehr primitiv aussahen. Langes, dunkles Haar und dichte Barte ließen kaum etwas von den Gesichtern der Männer erkennen.
Die Frauen unterschieden sich kaum von ihnen, sah man einmal davon ab, daß ihnen Barte fehlten; dafür war das Haar noch länger. Sie trugen schlichte Kleidung aus Stoffen, die per Hand gewebt zu sein schienen. Schuhe, Taschen und
Weitere Kostenlose Bücher