Geisterhafte Visionen
Beklommenheit in ihr entstehen, die sie einfach nicht verdrängen oder überwinden konnte. Das seltsame Empfinden bezog sich vor allem auf Jonal, obwohl ihr die Stimme der Vernunft mitteilte, daß mit ihm alles in Ordnung war. Es ging gewiß nichts Unheilvolles von ihm aus…
Vermutlich lag es an ihrer immer mißtrauischen und
argwöhnischen klingonischen Hälfte. Vielleicht war sie nicht etwa scharfsinnig, sondern von Natur aus voreingenommen.
Sie leerte den Napf, stand auf und sah zu den anderen. In gewisser Weise wurde es immer schwieriger, die Besucher nicht zu mögen, während sich die Gründe dafür deutlicher
herauskristallisierten. Wenn ich den Flußregulator bekomme, ohne daß die Sache einen Haken hat… dachte sie. Nun, in dem Fall konnte sich vielleicht noch das eine oder andere entwickeln.
Jonal wandte sich ihr zu. B’Elanna sah ihm in die Augen und versuchte zu lächeln, doch tief in ihr verkrampfte sich etwas, und plötzlich schmeckte sie Galle.
»Ich… ich muß gehen«, stieß sie hervor, schluckte und verließ den Speiseraum hastig.
Kapitel 6
Janeway stand am Rand eines sorgfältig bebauten Feldes und blickte auf niedrige, orangefarbene Gewächse hinab, deren runde Früchte gewisse Ähnlichkeit mit jungen Tomaten aufwiesen. Etwa dreißig Meter weiter rechts wuchsen in jeder zweiten Reihe buschigere Pflanzen. Das hiesige Äquivalent von Kürbissen, dachte die Kommandantin. Allerdings durfte die Crew der Voyager kaum hoffen, hier Proben zu nehmen: Alles verdarb und ging ein.
Schwarzbraunes Pulver bedeckte den Boden, bildete überall eine mehrere Zentimeter dicke Schicht. Durch Regennässe war ein Teil davon zu einer harten Kruste geworden, doch die Schichten darüber wiesen Janeway darauf hin, daß es hier schon seit einer ganzen Weile nicht mehr geregnet hatte. Jemand schien versucht zu haben, die Pflanzen von der erstickenden Masse zu befreien, denn zwischen den Reihen bildete sie höhere Ansammlungen, doch jene Bemühungen schienen langfristig zum Scheitern verurteilt zu sein.
Kim nahm eine kleine Frucht, wischte sie ab und steckte sie in den Probenbeutel, der an seinem Gürtel baumelte. Anschließend gab er der betreffenden Pflanze einen Stoß. Asche und Ruß rieselten von Blättern und Stengeln, doch an einigen Stellen hafteten dunkle Fladen fest.
»Eindeutig vulkanische Asche«, sagte Janeway. Das Display ihres Tricorders zeigte die chemische Zusammensetzung.
Kim hob das eigene Ortungs- und Analysegerät, setzte die Sondierungen fort. »Der größte Teil davon ist erst vor kurzer Zeit niedergegangen. Eigentlich überrascht es mich, daß es hier nicht noch mehr davon gibt. Wenn man an die vulkanische Aktivität in den Bergen denkt…«
Er deutete nach Süden. Ein beeindruckendes Gebirge zeigte sich dort, noch höher als das im Osten. Zwei große, dunkle Rauchsäulen wuchsen dem Firmament entgegen und bildeten weit oben jene dunklen Wolken, durch die das Shuttle geflogen war.
Janeway justierte ihren Tricorder, schaltete vom geologischen Scan aufs elektromagnetische Spektrum um. Sie wies Kim an, bei seinen Sondierungen nach bioelektrischen und organischen Signaturen in der Umgebung der großen Ansiedlung im Osten Ausschau zu halten.
Der Fähnrich erzielte sofort konkrete Ergebnisse.
»Ich registriere multiple humanoide Lebensformen. Und sie sind in Bewegung, nähern sich uns. Vermutlich kommen sie von der Siedlung, Captain.«
Die gleiche Gruppe hatten sie schon einmal gescannt. Die Entfernung war noch zu groß, um Einzelheiten festzustellen, doch sie gingen von der Vermutung aus, daß die Einheimischen das abgestürzte Shuttle erreichen wollten. Diese Annahme schien richtig zu sein.
»Entfernung?«
»Knapp zwei Kilometer.«
»Ich schätze, das ist nicht die einzige Gesellschaft, die wir hier haben.« Janeway drehte den Tricorder, um eine genauere Anpeilung vorzunehmen. »Na bitte. EM-Scan.«
Kim schaltete sein Gerät um, blickte aufs Display und nickte.
»Diese Signale können auf keinen Fall natürlichen Ursprungs sein. Und sie kommen von jener Stelle, an der wir hohe Metallkonzentrationen geortet haben.«
»In der Tat.« Janeway runzelte die Stirn.
»Das Etwas ist nur etwa tausend Meter vom Rand des Ortes entfernt, in Richtung Berge.«
»Für wie groß halten Sie die Wahrscheinlichkeit, daß es sich dabei um das zweite Televek-Schiff handelt?«
»Für sehr groß, Captain.«
Sie blickten über das weite Feld hinweg zum Wald. Ein Teppich aus hohen, spindeldürren
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