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Geisterhafte Visionen

Geisterhafte Visionen

Titel: Geisterhafte Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark A. Garland , Charles G. McGraw
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Richtung eingeschlagen hätte… Sie schauderte bei der Vorstellung, daß die Raumfähre vom Planeten verschlungen wurde.
    Die Drenarianer eilten hin und her, drängten sich im hohen Gras zusammen und hielten nach Gefahren Ausschau. Sie wirkten völlig hilflos, und zweifellos hatten sie große Angst.
    Wie sollten sie verstehen, was mit ihrer Welt geschah? Selbst wir wissen es nicht genau, dachte Janeway. Und uns stehen –
    beziehungsweise standen – die Ressourcen der Voyager zur Verfügung.
    Von einem Augenblick zum anderen geriet der Boden unter ihr in Bewegung. Weiter hinten knackte es laut, und es klang nach berstendem Holz. Unmittelbar darauf wuchs der Stamm nach oben, an dem sich Janeway festhielt.
    »Wir müssen freies Gelände erreichen!« rief sie und deutete zu den Drenarianern. Ihnen blieb keine andere Wahl. Als sie aufzustehen versuchte, gab plötzlich der Rand des Steilhangs nach. Kim und Tuvok verloren den Halt und fielen nach vorn, in Richtung der Wiese weiter unten.
    Janeway griff nach hinten und wollte sich am nächsten Baum festhalten, als sich der Boden unter ihren Füßen einfach zu verflüchtigen schien. Doch ihre Hände berührten nur leere Luft.
    Sie stürzte, rutschte in einem Durcheinander aus Erde, Wurzeln und Steinen über den Hang. Schmerz entflammte in ihrer rechten Seite, und der linke Fuß verhakte sich irgendwo. Ihr Kopf stieß an ein großes, hartes Objekt, und sofort wogte die Finsternis der Bewußtlosigkeit heran.
    Captain Janeway hatte einen Traum und glaubte, daß es nicht ihr eigener war. Der beißende Geruch von heißem Schwefel und geschmolzenem Metall brannte ihr in Nase und Lungen. Überall wogten Rauchschwaden und trieben ihr Tränen in die Augen.
    Janeway blinzelte mehrmals und stellte fest, daß sie sich an einem hohen Ort befand, auf einem Plateau, nur einige Dutzend Meter von einem tiefen Abgrund entfernt. Weit unten erstreckte sich ein glühender Lavasee und reichte bis in gespenstische Ferne. Das rötliche Schimmern der Lava glitt durch Rauch und Dampf, tastete über die hohen, gewölbten Wände der Höhle.
    Mehr Licht erstrahlte hinter ihr, helles Licht, das die Konturen der Umgebung kraß hervorhob. Sie drehte den Kopf und mußte die Hand heben, um die Augen vor dem unnatürlichen Glanz abzuschirmen.
    Nach etwa zweihundert Metern endete das Plateau an einer Höhlenwand. Dort strahlte kaltes weißes Licht aus Projektoren im Fels und fiel auf eine gewaltige Maschine – eine solche Installation hatte Janeway noch nie zuvor gesehen.
    Sie bestand aus Tausenden von glühenden oder dunklen Rohren, die in gewölbten Bänken aus glattem Metall steckten.
    Die Komponenten erinnerten Janeway an eine Mischung aus Wärmekollektoren und Generatoren, doch die hiesigen
    Maßstäbe übertrafen alles Vertraute. Einige Rohre ragten vom Plateau aus nach oben und verloren sich irgendwo unter der dunklen Decke. Andere neigten sich der Höhlenwand entgegen und verschwanden darin. Der riesige Apparat wies viele kleine Schalttafeln auf, die wellenartige Muster bildeten.
    Janeway versuchte, sich der Maschine zu nähern, doch die Füße verweigerten ihr den Gehorsam.
    Ich bin gefangen, dachte sie, keuchte und fragte sich, wie lange sie angesichts der giftigen Rauchschwaden überleben konnte. Was ist dies für ein Traum? Und wenn es gar kein Traum war? In dem Fall mußte die Möglichkeit des Todes in Betracht gezogen werden. Janeway konnte sich nicht daran erinnern, jemals in solchen Details geträumt zu haben: das rote Glühen der Lava; die Tränen, die ihr der Rauch noch immer aus den Augen trieb; das Keuchen und Husten… Kein Traum war so real.
    Sie schloß die Augen und rieb sie, um das Brennen aus ihnen zu vertreiben. Als sie die Lider wieder hob, bemerkte sie jenseits ihrer Schulter eine Bewegung: Etwas huschte am Rand des Plateaus entlang. Sie drehte den Kopf und sah genauer hin, doch ihren Blicken zeigte sich nur eine vage Gestalt, kaum mehr als ein Schemen – mehr ließ sich aufgrund des seltsamen Lichts und der dichten Qualmwolken nicht erkennen. Dennoch fühlte sie sich an die Erscheinung an Bord der Voyager erinnert. Einer von Chakotays Geistern… oder von ihren.
    Einige Sekunden später fielen ihr weitere Schemen auf, jeder von ihnen so vage, daß sie kaum sicher sein konnte, überhaupt etwas zu sehen. Aber sie spürte auch ihre Präsenz. In der Nähe.
    Fast so, als seien die… Entitäten ein Teil von ihr. Und dann…
    Dann verblaßten die Bilder des Traums allmählich.

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