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Geisterhafte Visionen

Geisterhafte Visionen

Titel: Geisterhafte Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark A. Garland , Charles G. McGraw
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selbstbewußt zu klingen. »Kein Wunder, daß Gantel solches Interesse an dem fremden Schiff hat.«
    »Ich habe einen Bericht über die geheime Waffe der
    Föderationsleute in unsere Datenbank kopiert«, sagte Tatel.
    Daket wußte bereits, worum es sich handelte: um eine unbekannte Technik, die es den Fremden an Bord der Voyager gestattet hatte, Gantels Gesandte einfach verschwinden zu lassen – ohne daß bei dem Vorgang irgendwelche
    Strahlungsprojektoren oder dergleichen sichtbar wurden. Es war tatsächlich eine verlockende Aussicht, eine solche Waffe zu erbeuten – solange der Erbeutende nicht zu ihrem Opfer wurde.
    »Transferieren Sie den Bericht in meine Konsole«, sagte Daket. »Ich möchte ihn lesen.« Ich möchte es wenigstens versuchen, dachte er, zweifelte jedoch daran, ob er Gelegenheit dazu erhielt.
    »Daten transferiert«, bestätigte Tatel. Sie sah wieder auf die Displays und lauschte gleichzeitig den Kom-Signalen aus dem Orbit. Dann runzelte sie plötzlich die Stirn – eine recht ungewöhnliche Reaktion.
    Daket fühlte sich dadurch von Unbehagen erfaßt. »Was ist los?« fragte er.
    »Gantel plant, den Angriff fortzusetzen. Die kollabierten Bugschilde werden restrukturiert. Man zieht Energie aus anderen Bordsystemen ab.« Tatel zögerte und schien auf etwas zu warten.
    »Und?« hakte Daket nach. Er wollte Bescheid wissen –
    obwohl er ahnte, daß er an den neuen Informationen keinen Gefallen fand.
    »Das Feuer ist wieder eröffnet worden, und die Schilde der Voyager werden schwächer. Gantel vermutet, daß sie zusammenbrechen, falls es ihm gelingt, ihr energetisches Niveau um weitere zehn Prozent zu senken. Wenn er wartet, sind die Föderationsleute vielleicht imstande, die volle Deflektorenkapazität wiederherzustellen oder ihn mit irgendeinem Manöver zu überlisten. Die Voyager scheint recht flink zu sein. Gantel hat…«
    Tatel unterbrach sich. Eine Zeitlang blieb sie still, und dann betätigte sie einige Tasten. Mehrere Sekunden später neigten sich ihre Hände nach oben und verharrten über den
    Schaltelementen, als fürchteten sie einen Kontakt mit ihnen.
    »Berichten Sie, Teilhaberin«, sagte Daket.
    »Es besteht keine Kom-Verbindung mehr mit Gantels Schiff«, erwiderte Tatel und wandte sich von den Kontrollen ab.
    »Offenbar ist es beschädigt worden.« Sie sah den
    Kommandanten an, und in ihren Augen zeigte sich nicht nur Schmerz, sondern auch eine Reue, die völlig fehl am Platz war.
    Ein Charakterfehler, fand Daket. Glaubte sie vielleicht, daß sie imstande gewesen wäre, einen Unterschied zu bewirken? Nahm sie sich selbst zu wichtig? Ich kenne sie bereits zu gut, dachte er und beschloß, Tatel durch jemand anders zu ersetzen, sobald sie wieder zu Hause waren.
    »Überprüfen Sie Ihre Instrumente«, forderte er die Teilhaberin auf.
    »Alle Funktionen normal.«
    »Vielleicht ist das Kommunikationssystem des anderen Kreuzers ausgefallen.«
    »Nein«, sagte Tatel langsam und schüttelte den Kopf.
    Als sie nichts hinzufügte, fragte Daket: »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, Gantels Schiff existiert nicht mehr. Ich empfange keine Daten mehr, nicht einmal Telemetrie, und die Sensoren orten nur das Föderationsschiff.«
    Tatels Miene wirkte jetzt regelrecht… düster. Einen solchen Ausdruck hatte Daket nie zuvor in einem Televek-Gesicht gesehen. Mit Tatel stimmte etwas nicht. Sie war tüchtig und zuverlässig, ja, aber auch sonderbar.
    Daket rief sich innerlich zur Ordnung. Mit solchen Gedanken durfte er jetzt keine Zeit verlieren. Es hatte sich gerade alles geändert, was für ihn bedeutete: Er mußte sich den neuen Fakten stellen und unverzüglich handeln. Es bestand die konkrete Möglichkeit einer Katastrophe, und damit konnte sich Daket nur schwer abfinden.
    Er spürte, wie sich alle Muskeln in seinem Leib anspannten, obwohl er versuchte, ruhig und gelassen zu bleiben. Doch er verlor diesen Kampf gegen sich selbst, erlitt eine Niederlage.
    Die sich kaum mit der von Gantel vergleichen läßt, fuhr es ihm durch den Sinn.
    »Wenn sich dieser Angelegenheit etwas Positives entnehmen läßt, so würde ich gern wissen, wo es danach Ausschau zu halten gilt«, wandte sich Daket an die Brückencrew. »Wie lange dauert es noch, bis wir starten können?«
    »In drei Minuten sind wir soweit. Die meisten
    Besatzungsmitglieder sind inzwischen zurück. Wir müssen nur noch…«
    Daket unterbrach Tatel. Er hielt es für falsch, unter den gegebenen Umständen irgendeine Art von Rücksicht zu
    nehmen.

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