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Geisterhauch (German Edition)

Geisterhauch (German Edition)

Titel: Geisterhauch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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nicht.
    Ich knuffte kumpelhaft lächelnd seinen Oberarm, als wären wir alte Freunde. »Lange nicht gesehen, Vaughn.«
    Es funktionierte nicht. Er spannte die Muskeln an und betrachtete die Stelle, wo meine Faust ihn getroffen hatte, dann schwenkte sein Blick langsam zu mir, voll in die Augen, als hätte er mich am liebsten erwürgt.
    Scheußlich.
    Dann fiel mir ein, dass er auf der Highschool mit Neil Gossett befreundet gewesen war. Den hatte ich neulich wiedergetroffen und beschloss, diese Begegnung zu erwähnen, um den Eisblock um Vaughn aufzubrechen. »Ach, übrigens hab ich Neil neulich getroffen. Er ist jetzt Stellvertretender Gefängnisdirektor in Santa Fe.«
    »Ich weiß, wo Neil Gossett ist«, sagte er mit ungetrübter Verachtung. »Ich weiß, wo ihr alle seid. Jeder Einzelne von euch.« Er beugte sich vor. »Lass dir das gesagt sein.«
    Eine volle Minute lang stand ich schockiert da, während er sich umdrehte und zu seinem Streifenwagen ging. Cookie starrte ihm, als er wegfuhr, mit leicht geöffnetem Mund hinterher.
    »Er hat gar nicht in den Kofferraum geguckt«, stellte sie fest.
    »Empfinde nur ich das so, oder war das eine ziemlich bedrohliche Bemerkung?«, fragte ich, den Blick auf die schwindenden Rücklichter gerichtet.
    »Was hast du ihm getan?«
    »Ich?« Ich griff mir ans Herz, um zu zeigen, wie sehr mich ihre Frage verletzte. »Wieso denkst du immer, dass es meine Schuld ist?«
    »Weil es immer so ist.«
    »Ich sage dir, während der Highschool hat er versucht, mich zum Krüppel zu machen. Mit einem SUV .«
    Darauf drehte sie den Kopf und sah mich ungläubig an. »Hast du mal überlegt, in ein anderes Land zu ziehen?«
    »Komisch, ja.«
    »Kofferraum. Leiche.« Sie schritt zum Wagen und schloss den Kofferraum auf.
    Ich schoss hin und schlug den Deckel zu, ehe der Verstorbene mich sehen konnte.
    »Ich wusste es«, sagte sie und wich zurück. »Da ist eine Leiche drin.«
    Ich legte energisch mehrmals den Zeigefinger an die Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen, und flüsterte laut wie Betrunkene in Singlebars: »Keine Leiche, sondern ein Verstorbener. Das ist ein Unterschied. Und wenn er merkt, dass ich ihn sehen kann, werde ich ihn nicht mehr los, bis ich seinen Mordfall aufkläre.«
    Plötzlich machte sie ein vorwurfsvolles Gesicht. »Und mit dem wolltest du mich ewig herumfahren lassen.«
    »Was?«, schnaubte ich. »Überhaupt nicht. Jedenfalls nicht ewig. Nur ein paar Tage, bis klar gewesen wäre, wer er ist.«
    Sie kam an mich heran, bis wir Nase an Nase standen. »Das ist wirklich ungeheuerlich.« Damit drehte sie sich um und marschierte Richtung Heimat.
    Verdammt noch mal. Ich lief hinter ihr her und staunte, wie weit eine große Frau in so kurzer Zeit kommen konnte, wenn sie sauer war. »Cookie, du darfst nicht zu Fuß gehen. Es ist noch dunkel. Und wir sind auf der Central.«
    »Ich treffe lieber auf zehn üble Kerle in einer dunklen Gasse, als mit diesem Wagen zu fahren.« Sie deutete hinter sich, ohne auch nur einen Schritt langsamer zu gehen.
    Nach kurzem Überlegen fragte ich: »Und was ist mit dunklen Parkplätzen? Oder dunklen Hausdurchgängen? Das wäre auch gruselig, oder?«
    Sie trabte voran, in ihrem heldenhaften Bestreben, dem Verstorbenen auszuweichen, indem sie sich für die fünf Dollar in ihrer Hosentasche abstechen ließ. Diese Logik konnte ich zwar nicht nachvollziehen, aber ich verstand ihre Angst. Augenblick – nein, tat ich nicht.
    »Cookie, ich habe ständig Tote um mich. Die sind im Büro, sitzen im Wartezimmer, lungern an der Kaffeemaschine herum. Wieso ist das plötzlich ein Problem?«
    »Genau deshalb. Du hast ständig Tote um dich. Nicht ich. Und nicht in meinem Auto.«
    »Dann erzähle ich dir besser nichts von dem kleinen Jungen in deiner Wohnung, hm?«
    Sie blieb abrupt stehen und sah mich sprachlos an.
    »Nein. Klar. Vergiss, was ich gerade gesagt habe.«
    »In meiner Wohnung ist ein toter Junge?«
    »Nicht immer.«
    Sie schüttelte den Kopf und ging weiter. Ich hatte Mühe, in meinen Häschenpantoffeln Schritt zu halten. Mir wurde soeben bewusst, dass ich mich viel zu viel bewegte. Das würde ich später mit Kuchen wettmachen müssen.
    »Unglaublich, dass ich einen toten Jungen in der Wohnung habe und du mir nie was gesagt hast.«
    »Ich wollte dich nicht beunruhigen. Vermutlich ist er in Amber verknallt.«
    »Oh, mein Gott.«
    »Hör doch mal!« Ich fasste sie an der Jacke und zog, bis sie stehen blieb. »Lass uns deinen Wagen nach Hause bringen, dann

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