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Geisterhauch (German Edition)

Geisterhauch (German Edition)

Titel: Geisterhauch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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schüttelte sich und drehte die Heizung voll auf, obwohl wir bereits auf unseren Parkplatz einbogen.
    »Ich werde jetzt duschen und dann mal sehen, was ich über Janelle York herausfinden kann«, sagte sie, als wir im zweiten Stock ankamen. Es war kurz vor halb fünf. »Du kannst ja noch ein bisschen schlafen.«
    »Cook«, sagte ich und ging ein bisschen weiter links, weil der Kofferraumtyp in meine Privatsphäre eindrang. Was meine Privatsphäre anging, war ich sehr eigen. »Ich habe mindestens drei Kaffee getrunken. Da ist an Schlaf nicht zu denken.«
    »Versuch es wenigstens. Ich wecke dich in zwei Stunden.«
    »Willst du mir dann wieder Klamotten an den Kopf werfen?«
    »Nein.«
    »Na gut, aber ich werde ganz bestimmt nicht schlafen können.«
    Zwei Stunden später, jedenfalls nach meiner Uhr, wurde ich wieder wach. Kurz vor sieben. Gerade noch genug Zeit, um zu duschen, Kaffee zu trinken und mir ein paar heiße Kerle im Internet anzusehen.
    Offenbar brauchte der Kofferraumtyp auch eine Dusche.

3
    Große Brüste bedeuten große Verantwortung
    – T-Shirt-Aufdruck
    »Das liegt knapp im Bereich der Unzurechnungsfähigkeit.«
    Ich stand unter der Dusche, das Wasser war so heiß, wie es eben noch ging, trotzdem hatte ich am ganzen Körper eine Gänsehaut. Das passierte meistens, wenn Tote mit mir duschten. Ich schaute in die blicklosen Augen des toten Obdachlosen aus Cookies Kofferraum. Er hatte schulterlange, putzwasserbraune Haare, einen verfilzten Zottelbart und grünbraune Augen. Ich wirkte auf solche Typen wie ein Magnet.
    Mein Atem wehte in die Wasserdampfschwaden, die gegen die Duschwände stießen. Ich verkniff es mir, zum Himmel aufzublicken und langsam die Arme zu heben, obwohl es cool gewesen wäre, so zu tun, als wäre ich eine Meeresgöttin. Ich hätte glatt noch eine Opernarie dazu singen können.
    »Sind Sie öfter hier?«, fragte ich stattdessen, um mich bei Laune zu halten. Das lohnte sich absolut.
    Als er keine Antwort gab, tippte ich mit dem Zeigefinger an seine Brust, um seine Durchsichtigkeit zu prüfen. Sein abgerissener Mantel war für mich genauso fest wie die Duschwand, doch das Wasser tropfte, genau wie das aus dem Brausekopf, von meiner Fingerspitze durch ihn hindurch. Meine Berührung rief keine Reaktion hervor. Er starrte weiter durch mich hindurch. Das war sonderbar. Im Kofferraum hatte er auf mich einen ganz gesunden Eindruck gemacht.
    Widerstrebend legte ich den Kopf in den Nacken, um mir die Spülung aus den Haaren zu waschen, ließ aber die Augen offen, um mitzubekommen, ob er mich ansah. »Kennen Sie diese Tage, die schon hirnrissig anfangen und dann immer schlimmer werden?«
    Da er offenbar der schweigsame Typ war, gab er wieder keine Antwort. Ich fragte mich, wie lange er schon tot war. Vielleicht wandelte er schon so lange auf Erden, dass er den Verstand verloren hatte. Das war mal in einem Film passiert. Wenn er schon obdachlos gewesen war, als er starb, könnte er schon vorher nicht ganz richtig im Kopf gewesen sein.
    Als ich das Wasser abdrehte, blickte er auf. Ich ebenfalls. Hauptsächlich weil er es tat. »Was guckst du, Großer?« Im nächsten Moment war er weg. Einfach verschwunden, wie Tote es häufig tun. Kein »Tschüss«. Kein »Man sieht sich«. Er war einfach weg. Hoffentlich blieb er es. Manche Tote konnten einem wirklich auf den Wecker gehen.
    Ich griff durch den Vorhang nach einem Handtuch und sah rote Tropfen über meinen Arm rinnen. Ich blickte zur Decke. Da war ein dunkelroter runder Fleck, der sich langsam ausbreitete. Ich konnte gerade noch »Was zum –« sagen, als auch schon jemand durch die Decke fiel. Jemand Großes. Und Schweres. Auf mich drauf.
    Wir landeten in einem Durcheinander aus Beinen und Armen auf dem Boden der Dusche. Leider fand ich mich unter jemandem eingequetscht, der aus massivem Stahl zu bestehen schien. Eines fiel mir jedoch sofort auf: seine Hitze. Sie war so eindeutig wie ein Siegel. Ich mühte mich unter einem der mächtigsten Wesen des Universums hervor, Reyes Farrow, und stellte fest, dass ich von oben bis unten mit Blut beschmiert war. Mit seinem Blut.
    »Reyes«, rief ich alarmiert. Er war bewusstlos. Sein T-Shirt und die Jeans waren blutdurchtränkt. »Reyes!« Ich hielt seinen Kopf. Seine dunklen Haare waren tropfnass. Er hatte lange Kratzer im Gesicht und am Hals, wie von Krallen, doch das meiste Blut stammte aus tiefen Wunden an Brust, Rücken und Armen. Er hatte sich gewehrt, aber gegen wen?
    Mein Herz hämmerte. »Reyes,

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