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Geisterhauch (German Edition)

Geisterhauch (German Edition)

Titel: Geisterhauch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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schnell konnte er ein Schwert ziehen und einem Menschen die Wirbelsäule durchtrennen. Und der Blick unter seinen dunklen Wimpern konnte die Polkappen zum Schmelzen bringen.
    Doch jede Entdeckung warf neue Fragen auf. Erst vor einer Woche hatte ich herausgefunden, woher seine übernatürlichen Fähigkeiten stammten. Ich hatte in seine Welt geblickt, als er mit den Fingerspitzen meinen Arm entlangstrich, mit dem Mund sengend über meine Haut wanderte, und als er in mich eindrang und mich zum Höhepunkt brachte, um mir seine Vergangenheit zu offenbaren und die Vorhänge zurückzuziehen. Dabei sah ich die Entstehung des Universums, als sein Vater – sein wirklicher Vater, der schönste aller Engel – aus dem Himmel geworfen wurde. Luzifer schlug mit seinem gewaltigen Heer zurück, und in dieser Zeit des Aufruhrs wurde Reyes geboren. Geschmiedet aus der Hitze einer Supernova stieg er in der Hierarchie schnell zum geachteten Anführer auf. Als Stellvertreter seines Vaters befehligte er Millionen Soldaten, ein General unter Dieben, noch schöner und mächtiger als sein Vater, dem der Schlüssel zu den Pforten der Hölle in die Haut geritzt war.
    Doch der Stolz seines Vaters war ungebrochen. Er wollte den Himmel für sich. Er wollte die Herrschaft über jedes Wesen im Universum. Er wollte Gottes Thron.
    Reyes befolgte alle Befehle seines Vaters, wartete und gab acht, wo auf der Erde ein Portal geboren würde, ein direkter Weg in den Himmel, ein Ausweg aus der Hölle. Immer auf der Suche nach Listen und Schlichen durchstieß er die Tore der Unterwelt und fand die Portale am äußersten Rand des Universums, eintausend Lichter identischer Gestalt, eintausend Schnitter, die auf das Privileg hofften, auf die Erde gesandt zu werden.
    Reyes sah genauer hin und fand eine Schnitterin aus gesponnenem Gold, eine Tochter der Sonne, die schimmerte und gleißte. Mich. Ich drehte mich um und sah ihn und lächelte. Und Reyes war verloren.
    Er widersetzte sich dem Wunsch seines Vaters und kehrte nicht in die Hölle zurück, um den Ort der Schnitter zu verraten, sondern wartete jahrhundertelang, bis ich gesandt wurde, und ließ sich als Mensch auf der Erde gebären, verzichtete für mich auf alles, was er wusste. Denn nach seiner Menschwerdung vergaß er, wer und was er war. Und vor allem, wessen er fähig war. Er gab alles auf, um bei mir zu sein. Durch eine grausame Wendung des Schicksals geriet Reyes in die Hände eines Unmenschen und wuchs unter einem grausamen Tyrannen auf. Langsam begann er sich an seine Vergangenheit zu erinnern. Doch zu der Zeit wurde er ins Gefängnis gesteckt, für den Mord an dem Mann, der ihn großgezogen hatte.
    Mit einem Schreck kam ich zu mir und sprang auf. Doch da der Boden der Dusche glatt und rutschig war, fiel ich genauso schnell wieder hin und rutschte, als ich mich abfangen wollte, auch mit den Händen weg. Ich schlug hart auf. Meinen zweiten Versuch ging ich etwas langsamer an und schwor mir, eine Gummimatte für die Dusche zu kaufen, während ich mich nach Reyes umsah.
    Kein Blut. Keine Anzeichen eines Kampfes. Kein Reyes. Was war mit ihm passiert? Warum war er so schwer verletzt gewesen? Ich wehrte das Bild ab, hauptsächlich weil mir sofort schwummrig wurde.
    Dann fiel mir ein, was er zu mir gesagt hatte: Hüte dich vor dem verwundeten Tier. Er hatte Aramäisch gesprochen, eine der tausend Sprachen, die ich von Geburt an konnte. Es hatte wie ein schmerzerfülltes Knurren geklungen. Ich musste ihn suchen.
    Hastig zog ich Jeans und Pulli an, stieg in ein Paar Stiefel und band mir einen Pferdeschwanz. Ich hatte so viele Fragen. So vieles beunruhigte mich. Letzten Monat hatte Reyes im Koma gelegen. Er war im Gefängnis von einem Wachmann angeschossen worden, der Warnschüsse abgab, weil er glaubte, ein paar Insassen wollten einen Aufstand anzetteln. Als die lebenserhaltenden Maßnahmen beendet werden sollten, wachte Reyes wie durch ein Wunder auf und schlenderte aus der Pflegestation in Santa Fe, als hätte er keine Sorgen. Das war eine Woche her, und keiner hatte ihn seitdem gesehen oder von ihm gehört. Nicht mal ich. Bis heute.
    War er noch am Leben? Wer hatte ihn so zugerichtet? Wer war dazu in der Lage? Er war der Sohn Satans, verdammt noch mal. Wer würde sich schon mit ihm anlegen? Ich hatte ein paar Quellen, die ich anzapfen konnte, aber als ich die Wohnung verlassen wollte, klingelte mein Festnetzapparat.
    »Mach’s kurz«, sagte ich beim Abnehmen.
    »Okay. Zwei Männer vom FBI sind hier«,

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