Geisterhauch (German Edition)
Vorschlag.«
»Okay.« Er klang misstrauisch.
»Ich muss Reyes genauso dringend finden wie Sie, oder, na ja, Onkel Bob. Sie helfen mir, und ich helfe Ihnen.«
»Warum?«, fragte er noch genauso misstrauisch. Man hätte meinen können, dass ich meine Abmachungen nicht einhielt. Dabei versuchte ich fast immer, meinen Teil einer Abmachung zu annähernd hundert Prozent, wann immer es irgend möglich war, zu erfüllen.
Nun zum schwierigen Teil, in dem ich zugab, dass er ein verurteilter Mörder und ein Geschöpf des Bösen, aber im Grunde ein guter Junge war. »Was hat Onkel Bob Ihnen über Reyes erzählt?«
Garrett runzelte nachdenklich die Stirn. Seine grauen Augen leuchteten aus dem braunen Gesicht. »Kurz gesagt nur, dass Farrow für den brutalen Mord an seinem Vater die letzten zehn Jahre in der Strafanstalt von New Mexico gesessen und versehentlich einen Kopfschuss abbekommen hat, als er einen Mithäftling retten wollte. Dann lag er einen Monat lang im Koma, ist schließlich wie von Zauberhand aufgewacht und hat die Pflegestation verlassen, ohne dass es jemand merkte.«
Bevor ich meinen Senf dazu abgab, ließ ich es erst mal sacken. »Okay, für den Anfang schon mal ganz gut. Aber es gibt eine Menge, das mein Onkel nicht weiß.«
Er zog skeptisch einen Mundwinkel nach unten. »Und das wäre?«
Toll. Er entwickelte sich zurück zu Garrett, dem skeptischen Skalpjäger. »Reyes Farrow hat mir mehrmals das Leben gerettet. Und er tut es noch.«
»Wirklich?« Sein Ton war eindeutig sarkastisch. Das würde er mir nicht so leicht abkaufen.
»Ja, wirklich.« Hinter mir wollte ein Wagen in die Parklücke, in der ich stand, und hupte mich an. Ich ging wieder zur Straße.
»Ein verurteilter Mörder hat Sie gerettet?«
»Ja.« Als wir auf dem Bürgersteig ankamen, blieb ich stehen und wandte mich ihm voll zu. »Und er ist ein übernatürliches Wesen.«
Sein Mundwinkel hing wieder durch, doch er beschloss, mich bei Laune zu halten. »Mehr in Richtung Geist oder eher in Richtung Superheld?«
Gute Frage. »Ein bisschen von beidem.«
Seufzend fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare.
»Hören Sie, ich habe keine Zeit für Einzelheiten«, sagte ich drängend. »Können Sie mal etwas Verrücktes tun, das Ihnen völlig gegen den Strich geht, und mir ausnahmsweise einfach mal glauben?«
Nach einem langen Moment kam ein zögerliches Nicken.
»Gut, denn ich muss ihn unbedingt finden.«
Ich machte mich auf den Weg zu meiner Wohnung. Saubere Jeans waren für private Ermittler ein Muss. Und für deren geistige Gesundheit.
»Warten Sie mal.«
»Nee. Kommen Sie mit.«
»Na gut.« Er joggte hinter mir her und passte sich meinem Schritttempo an. »Farrow ist also übernatürlich? So wie Sie? Ein Schnitter?«
Seine Frage überraschte mich. Ich war davon ausgegangen, dass er mir von dem, was ich ihm bei unserem letzten ernsten Gespräch verraten hatte, kein Wort glaubte. Obwohl er sich wirklich bemüht hatte, offen zu sein und mir zuzuhören, anstatt sich ständig über mich lustig zu machen. »Er ist kein Schnitter. Er ist mehr.«
»Wie viel mehr?« Schon wieder drängte sich Misstrauen in seinen Ton.
»Er ist ein Mann wie Sie, aber mit Superkräften.«
»Welcher Art?«
Ich blieb kurz stehen, um ihn finster anzublicken. »Könnten Sie mal mit dem Fragespiel aufhören?«
»Ich will nur wissen, womit ich es zu tun habe.«
»Sie brauchen nur ein paar Fühler auszustrecken. Sie wissen schon, herumfragen, ob jemand was gehört hat, etwas Sonderbares.«
»Na schön. Aber eine Frage habe ich noch.«
»Okay.«
Sein Blick wurde zwingend. »Wie kann ich es töten?«
Also, das war nicht nett. Bisher hatte ich immer gehofft, die Evolution hätte den männlichen Blutdurst gemildert. Offenbar nicht. »Gar nicht«, sagte ich und ging weiter, blieb aber im nächsten Moment, als sich vor mir ein dunkler, wogender Nebel in einen Mann verwandelte, wie angewurzelt stehen.
Reyes verstellte mir den Weg. In seinen schwarzbraunen Augen funkelte ein eigentümlicher Zorn. »Was hast du vor, Dutch?«, fragte er leise und drohend.
Garrett war ein paar Schritte entfernt stehen geblieben. Er sah zu mir, dann die Straße entlang und versuchte zu sehen, was ich sah.
Ich beschloss, fürs Erste weder auf seine Neugier noch auf Reyes’ Zorn einzugehen. »Bist du noch am Leben?«
Reyes trat einschüchternd an mich heran. Sein Körper verströmte eine flimmernde Hitze. »Leider. Was hast du vor?«
»Charles, was ist los?«, fragte Garrett
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