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Geisterhauch (German Edition)

Geisterhauch (German Edition)

Titel: Geisterhauch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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meinetwegen auf die Erde gekommen. Doch das Leben, das er geplant hatte – in dem er und ich zusammen aufwuchsen, zur Schule gingen, Kinder bekamen – wurde zum unerfüllten Traum, als er als kleines Kind entführt und an ein Ungeheuer namens Earl Walker verkauft wurde, den Mann, dessentwegen er schließlich im Gefängnis landete. Das Leben, das er auf der Erde führte, die Misshandlung, die er durchmachte, war tragisch.
    Ich ging einen Schritt auf ihn zu. »Es tut mir leid, dass ich sie erwähnt habe.«
    Er blickte über die Schulter. Seine Muskeln spielten unter der Last der Erinnerungen. »Du musst aufhören, nach mir zu suchen.«
    »Nein«, sagte ich, aber es war nicht mehr als ein Hauch.
    Seine Lippen formten ein Lächeln, das nicht bis in die Augen stieg, dann wandte er sich wieder ab. »Mein Körper wird sowieso bald tot sein. Viel mehr kann er nicht ertragen.«
    Es zog mir das Herz zusammen. »Foltern sie dich?«, fragte ich und brachte die Worte kaum heraus.
    Er stand da und betrachtete Rockets Werk, strich mit den Fingerspitzen über einen Namen und setzte die fließenden Linien auf seinem Arm in Bewegung. »Erbarmungslos.«
    Meine Tränen ließen sich nicht mehr zurückdrängen.
    Reyes stand urplötzlich vor mir. »Nein«, sagte er scharf und drohend. »Kein Mitleid mit mir, niemals.«
    Ich taumelte gegen die Wand. Er kam mir nach. Das gefiel mir besser. Es war einfacher auf ihn wütend zu sein, wenn er sich wie ein Arschloch verhielt. Was ich nicht erwartet hatte, war die zarte Untersuchung. Er tat zwar, als wollte er mich befummeln, aber in Wirklichkeit untersuchte er die Wunde, die er mir zugefügt hatte, strich mit heilsamer Zärtlichkeit darüber.
    »Warum hast du Pari verletzt?«, fragte ich verwundert, weil er so zart sein konnte und doch, ohne zu zögern, solche Wunden zufügte.
    Er trat ein paar Schritte zurück. »Ich habe deiner Freundin nie etwas getan. Ich weiß nicht mal, wer sie ist.«
    Ich sah ihn verständnislos an. »Aber sie hat dich beschworen.«
    »Hat sie das behauptet?«
    »Ja. Sie sagt, sie hat dich, Rey’aziel, bei einer Séance beschworen.«
    Er lachte vage. »Sie glaubt wohl, sie kann mich rufen wie einen Hund?«
    »Nein, so ist es nicht.«
    »Ich kann nicht von ein paar idiotischen Teenys beschworen werden, die sich mal ein bisschen gruseln wollen. Nur ein einziger lebender Mensch kann das«, sagte er und blickte mich vielsagend an.
    Meinte er mich? Ich sollte ihn beschwören können? »Dann warst du es gar nicht?«
    Er schüttelte bloß den Kopf.
    »Und du hast ihr nichts getan?«
    Er hielt inne und sah mich einen Moment lang an. »Weißt du, was ich sehr interessant finde?«
    Das war ein Trick. Das spürte ich. »Was?«
    »Hältst du mich allen Ernstes für fähig, grundlos unschuldige Menschen zu verletzen.«
    »Bist du es denn nicht?« Die Hoffnung schliff meine Stimme ab.
    »Oh, doch, sehr sogar. Mir war nur nicht klar, dass du das weißt.«
    Na schön, er war verbittert. Jetzt hatte ich’s kapiert. »Wolltest du Rocket töten? Ist das überhaupt möglich?«
    »Er ist schon tot, Dutch.«
    »Dann –«
    »Ich wollte ihn nur für eine Weile verscheuchen. Er sollte sich verkriechen. Das kann er gut.«
    »Dann bist du also auch noch grausam«, stellte ich nüchtern fest.
    Er legte seine langen Finger um meinen Hals – sie fühlten sich glutheiß an – und hob mein Kinn mit dem Daumen an. »Was glaubst du denn? Ich war General der Hölle.«
    »Ich glaube, du willst mir unbedingt beweisen, wie schlecht du bist.«
    Er lächelte. »Ich habe Jahrhunderte in der Unterwelt verbracht. Ich bin, was ich bin. An deiner Stelle würde ich die rosarote Brille abnehmen und mal darüber nachdenken, wen du retten willst. Und meinen Körper einfach sterben lassen.«
    »Warum begehst du nicht Selbstmord?«, fragte ich genervt. »Dann hast du es hinter dir. Warum lässt du dich foltern?«
    »Es geht nicht.« Er ließ die Hände sinken und biss frustriert die Zähne zusammen. Ich wartete gespannt. »Sie bewachen meinen Körper. Sie würden mich nicht in seine Nähe lassen.«
    »Die Dämonen? Wie viele sind es?«
    »Mehr als du überwältigen könntest.«
    »Also zwei?« Ich konnte mir nicht vorstellen, auch nur einen zu überwältigen .
    »Wenn sie mich schnappen, musst du herausfinden, wozu du fähig bist, Dutch, und zwar schnell.«
    »Warum verrätst du es mir nicht einfach?«
    Er schüttelte den Kopf. War ja klar. »Man sagt einem Nestling nicht, dass er fliegen kann, solange er noch im

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