Geisterhauch (German Edition)
Kaffee?«
Cookie und ich sahen uns an. Als fragte man die Sonne, ob sie scheinen will. Wir setzten uns auf einen Barhocker und nickten wie zwei Wackeldackel auf dem Armaturenbrett eines VW -Busses. Und sie nannte uns Mädels, was ich einfach süß fand.
»Dann habt ihr Glück«, meinte sie grinsend, »denn ich mache zufällig den besten Kaffee diesseits des Rio Grande.«
Nach dieser Info verliebte ich mich in sie. Nur ein bisschen. Ich gab mir Mühe, bei dem satten Aroma, das mir entgegenwehte, nicht zu sabbern, und sagte: »Eigentlich suchen wir nach jemandem. Hast du schon lange Dienst?«
Sie schenkte ein und stellte die Kanne beiseite. »Meine Güte.« Sie sah mich verblüfft an. »Du hast die schönste Augenfarbe, die ich je gesehen habe. Sie sind –«
»Golden«, sagte ich lächelnd. »Das höre ich häufig.« Leute mit goldenen Augen waren offenbar selten. Sie wurden bestimmt ständig darauf angesprochen. »Also –«
»Nein, ich bin noch nicht lange im Dienst. Ihr seid meine ersten Gäste. Aber mein Koch ist schon den ganzen Abend hier. Er könnte euch helfen. Brad!« Sie rief nach hinten, wie es nur eine Diner-Kellnerin kann.
Brad streckte den Kopf aus der Durchreiche. Ich hatte erwartet, einen mürrischen alten Knaben zu sehen, der sich dringend mal rasieren müsste. Stattdessen sah ich einen Jungen von höchstens neunzehn mit schelmischem Blick und dem flirtbereiten Grinsen der Jugend, mit dem er die ältere Kellnerin würdigte.
»Du hast gerufen?« Er legte so viel Schnurren in seine Stimme, wie es eben ging.
Sie verdrehte die Augen und bedachte ihn dann mit einem mütterlich strengen Blick. »Die beiden Frauen suchen jemanden.«
Sein Blick schwenkte zu mir, sein Interesse war nicht im Mindesten subtil. »Na, Gott sei Dank haben sie mich gefunden.«
Oh, Bruder. Ich gab mir Mühe, nicht zu kichern. Das hätte ihn bloß ermutigt.
»Haben Sie eine Frau gesehen«, fragte Cookie in völlig nüchternem Ton, »Ende dreißig mit kurzen, braunen Haaren und heller Haut?«
Er zog belustigt eine Braue hoch. »Jeden Abend. Da müsst ihr mir schon Genaueres sagen.«
»Hast du ein Foto?«, fragte ich Cookie.
Entmutigt ließ sie die Schultern sinken. »Daran habe ich nicht gedacht. Ich habe eins zu Hause, da bin ich mir sicher. Wieso ist mir das nicht eingefallen?«
»Fang nicht jetzt schon an, dich zu geißeln.« Ich wandte mich wieder an den Jungen. »Kann ich deinen Namen und die Telefonnummer haben?«, fragte ich ihn. »Und die von der Kellnerin, die vorher Dienst hatte?«, fragte ich Norma.
Sie legte zögernd den Kopf schräg. »Ich denke, bevor ich die Information rausgebe, muss ich sie erst fragen, Mädchen.«
Für solche Fälle hatte ich eine echte, in Plastik eingeschweißte Privatdetektivlizenz, die ich zücken konnte, um den Leuten die Zunge zu lösen. Doch Cookie hatte mich so hastig aus meiner Wohnung gezerrt, dass ich sie vergessen hatte. Es nervte mich, wenn ich meine Lizenz nicht vorzeigen konnte.
»Ich kann dir den Namen der Kellnerin verraten«, sagte Brad mit einem boshaften Funkeln in den Augen. »Sie heißt Izzy. Ihre Nummer steht in der Herrentoilette, zweite Kabine, direkt unter einem ergreifenden Gedicht über das Tragische an Männertitten.«
Dieser Junge hatte seine Berufung verfehlt. »Brüste an Männern sind tragisch. Wie wär’s, wenn ich morgen Abend wiederkomme? Bist du dann hier?«
Er breitete die Arme aus und deutete auf seine Umgebung. »Das ist mein Traumjob, Baby. Ich möchte hier keinen Tag versäumen.«
Ich drehte mich nach allen Seiten um. Das Diner befand sich an der Ecke einer stark befahrenen Kreuzung in der Innenstadt. Zumindest war sie während der Geschäftszeiten stark befahren. Der tote Filmstar mit dem Fedora starrte mich immer noch an, doch ich ignorierte ihn weiter. Jetzt war nicht der Augenblick, sich mit einem Typen zu unterhalten, den außer mir keiner sehen konnte. Nach einigen großen Schlucken Kaffee – tatsächlich der beste, den ich je getrunken hatte – sagte ich zu Cookie: »Komm, sehen wir uns ein bisschen um.«
Sie verschluckte sich fast an ihrem Kaffee. »Klar. Hab nicht dran gedacht. Ein bisschen umsehen. Wusste doch, dass ich dich aus einem bestimmten Grund mitgenommen habe.« Sie sprang von ihrem Hocker und, na ja, sah sich um. Ich musste mich schwer zusammenreißen, um nicht zu lachen.
»Lass uns zur Toilette gehen, Magnum«, schlug ich vor, bevor meine Willenskraft nachgab.
»Richtig«, sagte sie und ging auf die Tür des
Weitere Kostenlose Bücher