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Geisterhauch (German Edition)

Geisterhauch (German Edition)

Titel: Geisterhauch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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Verblüffendes. Als er im Gefängnis noch neu war, sah er mit an, wie Reyes, damals noch ein zwanzigjähriger Jugendlicher, ohne die geringste Anstrengung drei der gefährlichsten Mithäftlinge ausschaltete. Es war vorbei, ehe Neil Verstärkung rufen konnte. Seitdem wusste er, dass Reyes anders war.
    »Glaubst du wirklich, es gibt sonst nichts zu berichten?«, fragte er. Halb erwartete ich, ein gemeines Lachen zu hören. »Ich könnte dir dutzendweise Geschichten erzählen, Dinge, die … sich nicht erklären lassen.« Er schüttelte den Kopf bei dem Gedanken an die, wie mir schien, Fülle unerklärlicher Phänomene. Ich gab mir Mühe, nicht zu geifern. »Und ganz ehrlich, Charley, ich brauche eine Erklärung dafür. Denk an den Naturwissenschaftler in mir«, fügte er hinzu und zog bedeutungsvoll die Brauen hoch.
    »In Naturwissenschaft warst du mies.«
    »Ich habe mich weiterentwickelt.«
    Er wollte nicht aufgeben. Ich sah die Entschlossenheit in seinen Augen. Dieselbe Entschlossenheit, die unser Football-Team an der Highschool drei Jahre hintereinander in die Oberliga gebracht hatte. Verdammter Mist.
    »Na schön«, sagte ich und schaltete in den Verhandlungsmodus. »Du zeigst mir deins, ich zeige dir meins.«
    »Das heißt, ich zuerst?«
    Ich lächelte bestätigend.
    »Verdammt. Immer dasselbe mit euch Mädchen: Ich soll zuerst, dann kneifst du.«
    Er hatte eindeutig zu viel Erfahrung auf dem Gebiet. »Du traust mir nicht?«, fragte ich und strengte mich an, erschüttert zu klingen.
    Seine Lippen wurden schmal. »Nicht im Geringsten.«
    Ich deutete auf unsere Umgebung. »Mensch, wir sind in einem Gefängnis. Wenn ich meinen Teil der Abmachung nicht einhalte, kannst du mich in die Einzelzelle sperren, bis ich es tue.«
    »Kannst du mir das schriftlich geben?«
    Ich wollte mehr wissen. Ich brauchte das wie die Luft zum Atmen. Mein Wissensdurst hinsichtlich Reyes war unstillbar. »Mit Blut.«
    Nach einem langen nachdenklichen Seufzer sagte er: »Blut wird wohl nicht nötig sein. Ich erzähle dir eines der Highlights.« Er kaute auf der Unterlippe, bis er sich entschieden hatte. »Als ich noch zu den Wärtern gehörte, bekamen wir mal einen Tipp, dass es unter den Häftlingen einen üblen Kampf zwischen South Side und den Ariern geben würde. Die Spannung war zum Greifen, am dritten Tag spürten wir, dass es losgeht. Die Männer sammelten sich im Hof und ließen einander nicht aus den Augen, sie rückten näher zusammen, bis sich die beiden Anführer gegenüberstanden. Und plötzlich war Farrow da. Wir waren überrascht.«
    »Warum überrascht?«, fragte ich mit großen Augen.
    »Weil er zu keiner der Banden gehörte. Das kommt selten vor, aber ab und zu bleibt ein Häftling für sich. Und Farrow tat das ganz erfolgreich.«
    »Und da war er bei dem Kampf dabei?« Mein Herz stolperte bei der Vorstellung, obwohl klar war, dass er überlebt hatte.
    »Mittendrin. Wir konnten es kaum glauben. Die Männer fielen um. Farrow ging zwischen den Mitgefangenen hindurch, und einer nach dem anderen sackte zusammen. Sie verloren das Bewusstsein.« Einen Moment lang schwieg er gedankenverloren.
    »Was passierte dann?«, fragte ich staunend.
    »Als Farrow bis zu den Anführern gekommen war, redete er mit ihnen. Da zogen sich die übrigen allerdings schon zurück, die einen erstaunt, die anderen ängstlich. Die beiden Anführer blickten sich um, sahen, was passierte, dann hob der von South Side beschwichtigend die Hände und ging. Der Arier dagegen wurde wütend. Vermutlich dachte er, Farrow verrät seine Rasse.«
    »Diese Typen sind in solchen Dingen leicht reizbar.«
    Neil nickte. »Der Arier baute sich vor Farrow auf und brüllte ihn an. Und ehe jemand begriff, was geschah, brach der Arier zusammen.«
    Ich sprang auf und stützte die Hände auf die Schreibtischplatte. »Was hatte Reyes getan?«
    Neil sah mich an. »Zuerst wussten wir es nicht, aber er hat sie nur berührt, Charley. Auf den Überwachungsaufnahmen war zu sehen, wie er durch die Menge ging und die Männer an der Schulter anfasste. Sie kippten einfach um.«
    Ich stand mit offenem Mund da, wahrscheinlich länger als angemessen.
    »Die Wärter stürmten in den Hof, griffen zur Waffe und durchsuchten die Männer, dann schlossen sie sämtliche Gefangenen ein.« Neil dachte kopfschüttelnd daran zurück. »An dem Tag hat er wer weiß wie vielen das Leben gerettet. Auch mir.«
    Ich war verblüfft. »Wieso dir?«
    Er musterte seine Hände, bevor er antwortete. »Ich bin nicht

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