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Geisterhauch (German Edition)

Geisterhauch (German Edition)

Titel: Geisterhauch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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so mutig, wie ich mich gebe, Charley. Die Arier hatten geschworen, sich an mir zu rächen. Ich hatte einen von denen verärgert, weil ich ihn in die Zelle gesperrt hatte, nachdem er einem Mithäftling ein Tablett an den Kopf geworfen hatte.« Neil sah mich eindringlich an. »Ich wäre an dem Tag nicht lebend rausgekommen. Das weiß ich. Und ich hatte eine Scheißangst.«
    »Deswegen muss man sich nicht schämen, Neil.« Ich strafte ihn mit einem bösen Blick. »Er hat also auch dir das Leben gerettet.«
    »Und ich brenne darauf, ihm den gleichen Gefallen zu erweisen.«
    »Eine Frage«, sagte ich, da mir ein Verdacht im Kopf herumspukte. Reyes’ bester Freund während der Highschool war auch sein späterer Zellengenosse gewesen. »Amador Sanchez gehörte nicht zufällig zur South Side, hm?«
    Neil dachte zurück. »Ja, doch, ich glaube, so war es.«
    Interessant. Ich fragte mich, ob Reyes einen Finger gerührt hätte, wäre es nicht so gewesen.
    »Ich glaube, Farrow hätte den Kampf trotzdem verhindert«, sagte Neil, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    »Wieso glaubst du das?«
    »Als wir auf den Hof stürmten, rannte ich sofort auf Reyes zu. Ich wollte unbedingt verhindern, dass es ein Kollege tat. Teils weil ich ihn schützen wollte, teils weil ich wusste, wozu er imstande war. Und natürlich wollte ich nicht, dass einer meiner Kollegen verletzt wurde. Ich befahl ihm, sich auf den Boden zu legen, und kniete mich neben ihn. Inzwischen wurden schon Tränengasgranaten in den Hof geworfen. Ich hatte eine Atemschutzmaske auf, beugte mich aber zu ihm hinunter … ich wollte es unbedingt wissen.«
    »Was wissen?«
    »Ich fragte ihn, warum er den Kampf verhindert hat.«
    »Was hat er geantwortet?«
    »Zuerst stritt er es ab und sagte, er wüsste nicht, was ich meine, dann weigerte er sich, noch etwas zu sagen. Aber das konnte auch am Tränengas gelegen haben.«
    »Und später?«
    »Als wir die Männer in die Zellen brachten, um sie einzuschließen, und Reyes an der Reihe war, beugte er sich zu mir vor und zischte, er habe so viel Krieg erlebt, dass es nicht nur für ein Leben, sondern für tausend reiche.«
    Ich schluckte schwer, denn ich wusste genau, was Reyes damit gemeint hatte.
    Neil blickte mich neugierig an. »Was hat er gemeint? Er hat an keinem Krieg teilgenommen, aber ich vermute, du kannst mir die Frage beantworten.« Er faltete die Hände. »Und damit bist du dran.«
    Okay, ich musste ehrlich zu ihm sein, durfte ihm aber nicht alles verraten. Das wäre Reyes gegenüber nicht fair. Also nur das Nötigste. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll«, begann ich zögernd. »Reyes weiß wirklich, was Krieg bedeutet.« Ich beobachtete Neils Gesicht, um abzuschätzen, wie er reagieren würde. »Er war jahrhundertelang General eines Heeres, allerdings nicht auf dieser Welt.«
    »Er ist ein Außerirdischer?«, rief Neil beinahe laut.
    »Nein.« Ich konnte mir gerade noch das Lachen verkneifen. »Ich kann dir nicht alles sagen … er ist jedenfalls ein übernatürliches Wesen.«
    »Das war’s«, sagte er und stand auf. »Du gehst in die Zelle.«
    Er packte mich beim Arm und hob mich, wenn auch behutsam, vom Stuhl. »Was denn? Ich erzähl’ dir doch den ganzen Scheiß.«
    »Nein, diesen Scheiß hast du mir schon erzählt. Ich will neuen Scheiß hören, umwerfenden Scheiß. Du willst mich billig abspeisen.«
    »Will ich nicht. Ich –«
    »Weißt du, wie vielen Leuten ich diese Geschichte schon erzählt habe?« Er beugte sich herunter und flüsterte, als könnte ihn sonst jemand belauschen. »Weißt du, wie irre sich das anhört?«
    Wir waren auf dem Weg zur Tür. »Warte, du kannst mich nicht in die Zelle sperren.«
    »Das wirst du gleich sehen.«
    »Neil!«
    »Luann«, sagte er, sowie er die Tür öffnete, »holen Sie die Handschellen.«
    Cookie, die bei Luann im Vorzimmer saß, schaute von ihrem Laptop auf, runzelte mäßig interessiert die Stirn und wandte sich wieder ihrer Recherche zu.
    »Na gut, ich gebe nach.« Ich hob einlenkend die Hände. Als er seinen Griff lockerte, riss ich mich los und sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Aber gib nicht mir die Schuld, wenn du wieder zum Bettnässer wirst.«
    Er lächelte Luann freundlich an, dann machte er die Tür wieder zu. »Du hast noch eine Chance. Wenn du die nicht nutzt, wirst du nie wieder Tageslicht sehen.«
    »Na schön«, sagte ich und tippte mit dem Zeigefinger an seine Brust. »Du willst es nicht anders. Reyes Farrow ist der Sohn Satans.« Kaum war das

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