Geisterhauch (German Edition)
bisschen schwierig war.
Als Elaine aufstand und zu einer Tür ging, nahm Cookie meine Hand und drückte sie. Vermutlich, um mich zu erinnern, dass es Zeugen gäbe, sollte ich die Frau umbringen und unter ihren Azaleen verbuddeln. Ich hatte gar nicht gewusst, dass in New Mexico Azaleen wuchsen.
»Dann kommen Sie mal mit.« Sie öffnete die Tür und enthüllte – man konnte es nicht anders nennen – ein Reyes-Farrow-Museum.
Ich schnappte nach Luft. Reyes schaute mich als Riesenwandgemälde an, reizte und liebkoste mich mit einem leidenschaftlichen Blick, bei dem ich weiche Knie bekam.
»Ich dachte mir, dass Ihnen das gefällt«, sagte sie, als es mich aus meinem Sessel und in das Nachbarzimmer zog.
Ich schwebte in den Reyes-Himmel, und der Rest der Welt war vergessen. In dem großen Raum standen beleuchtete Vitrinen, und an den Wänden hingen gerahmte Fotografien.
»Ich war die Erste«, sagte sie stolz. »Ich habe ihn noch vor seiner Verurteilung entdeckt. Alle anderen Webseiten eifern mir bloß nach. Sie wissen nichts über ihn, nur das, was ich ihnen verrate.«
Was die Gefängniswärter ihr verraten. Neil sagte, sie hätten vier Wärter feuern müssen, weil die Informationen und Fotos an diese Frau verkauft hatten. Und wenn ich mir ihre Hütte so ansah, war ich zu jeder Wette bereit, dass Elaine sich noch viele Bestechungsgelder leisten konnte. Die Fotos an den Wänden waren zum größten Teil dieselben wie auf der Webseite, von Wärtern unbemerkt aufgenommen. Ich fragte mich, wie viel sie ihnen bezahlt hatte, dass die ihren Job und angesichts von Reyes’ Gefährlichkeit, ihr Leben riskierten.
Es gab sogar ein paar körnige Aufnahmen von ihm unter der Dusche. Und, körnig oder nicht, der Junge war heiß. Ich ging dicht heran, um die Rundung seines knackigen Hinterns und die fließenden Linien seiner Muskeln zu betrachten.
»Das sind auch meine liebsten.«
Beim Klang ihrer Stimme zuckte ich zusammen, fuhr aber mit meiner Betrachtung fort, während ich mir die Chancen ausrechnete, mit einem Einbruch davonzukommen. In den Vitrinen lagen Dinge, die angeblich Reyes gehört hatten. Anstaltskleidungsstücke, ein Kamm, eine alte Uhr, Bücher und zwei Ansichtskarten, die er augenscheinlich bekommen hatte. Ich sah näher hin. Ein Absender war auf beiden nicht angegeben. Auf einem anderen Bord des Schaukastens lagen mehrere beschriebene Blätter. Die Handschrift war klar und schwungvoll und angeblich die von Reyes.
»Er hat eine hinreißende Handschrift«, sagte Elaine ein bisschen selbstgefällig. Es gefiel ihr offenbar sehr, dass ich auf ihr Museum stand. »Wir sind nur noch nicht dahintergekommen, wer Dutch ist.«
Ich erstarrte. Hatte sie Dutch gesagt? Es dauerte einen Moment, bis ich mich davon erholte, dann straffte ich die Schultern und richtete meinen gleichgültigsten Blick auf sie. Zum Glück stand Cookie hinter ihr, sodass Elaine nicht sah, wie erschrocken sie dreinblickte.
»Dutch?«, fragte ich
»Ja.« Sie kam angewackelt und zeigte auf die Blätter. »Sehen Sie genau hin.«
Ich bückte mich und las. Dutch. In einem fort. Zeile für Zeile stand da Dutch aneinandergereiht. Was wie ein Brief aussah, war die Reihung meines Spitznamens. Die letzte Seite war ein bisschen anders. Es war eigentlich eine aus meinem Namen gebildete Zeichnung. Mein Herz geriet ins Stolpern und raste dann, als hielte es auf eine Ziellinie zu.
»Wissen Sie, wie alt die sind?«, fragte ich nach ein paar beruhigenden Atemzügen.
»Mehrere Jahre. Nachdem Reyes bemerkt hatte, dass ein Wärter die Blätter für mich stahl, hörte er sofort damit auf.«
Am Ende der Vitrine lag eine Fotografie, die vielleicht die fesselndste von allen war. Eine Schwarz-Weiß-Aufnahme von Reyes, der auf seiner Pritsche in der Zelle saß, einen Arm um das angezogene Knie gelegt, den Kopf an die Wand gelehnt. Seine Augen waren geschlossen, und er sah verzweifelt aus.
Es zog mir die Brust zusammen. Ich konnte verstehen, warum er nicht wieder ins Gefängnis wollte. Trotzdem konnte ich ihn nicht sterben lassen. Vor allem nicht nach Blues oder Paris Worten.
Dieses Museum war einfach überwältigend. Da dachte ich, Reyes gehöre mir allein, sei mein kleines Geheimnis, mein Schatz, den ich hüten würde, bis dass der Tod uns scheidet, dabei waren die ganze Zeit über Scharen von Frauen hinter ihm her. Nicht, dass ich ihnen einen Vorwurf machen konnte, doch es gab mir einen Stich. Cookie verhielt sich vollkommen still und fragte sich wohl, was ich nun tun
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