Geisterhauch (German Edition)
alias Special Agent Powers.
Ich lächelte. »Nicht, wenn der Kerl da draußen an dem Fenster ein Wörtchen mitzureden hat.«
Meine Entführer fuhren zum Fenster herum. Ehe sie etwas tun konnten, bekam Riggs zwei Kugeln verpasst; Garrett zog so schnell, dass es kaum zu erkennen war. Natürlich war für mich gar nichts klar zu erkennen, aber trotzdem. Murtaugh zog seine Kanone und schoss zurück, sodass sich Garrett draußen an die Hauswand drücken musste. Das Ganze war ziemlich laut. Um Garrett zu unterstützen, versuchte ich, Murtaugh einen Stoß mit dem Kopf zu versetzen, doch mir sackte lediglich das Kinn auf die Brust, und ich hatte wieder eine erstklassige Aussicht auf seine Schuhe.
»Wuuhuuhuu!« Angel sprang jubelnd und schreiend umher. Man konnte ihn nirgendwohin mitnehmen.
Es wurde erneut geschossen, und jemand trat die Tür ein. Der hatte auch schöne Schuhe an. Glänzende. Dann band Garrett mich vom Stuhl los. Er hatte staubige Stiefel und Jeans an. Und Riggs lag tot zu meinen Füßen, oder auch nicht. Das heißt, er sah tot aus, wie er so mit offenen, blicklosen Augen starrte. Aber ich wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen.
»Er ist zur Hintertür raus«, sagte Garrett zu dem Typ mit den schönen Schuhen. Wer hätte gedacht, dass er so guten Umgang pflegt?
Es gelang mir, den Kopf zu heben und so lange oben zu behalten, dass ich ihn identifizieren konnte. Es war der gefährliche Ninja-Typ von den drei Stooges. Er hatte sich kaum verändert, seit er und seine Kollegen neulich nachts in meine Wohnung eingedrungen waren. »Mr Chao«, sagte ich restlos überrascht. »Wie haben Sie mich gefunden?«
»Mr Chao und ich haben vor einer Weile unsere Handynummern ausgetauscht, als ich ihn verhaftete, weil er Sie beschattete«, sagte Garrett, während er sich mit den Stricken abmühte. Er gab auf und holte ein fies aussehendes Messer hervor.
»Sie meinen, als Sie mich auch beschattet haben?«
»Ja. Er war schon seit Tagen an Ihnen dran.«
»Mr Chao«, sagte ich tadelnd. »Aber ich habe einen hübschen Hintern, hm?«
»Sollen wir ihn verfolgen?«, fragte Mr Chao mit einem weichen kantonesischen Akzent.
Garrett schnitt mich los, ich fiel wie eine Stoffpuppe vornüber in seine Arme. »Wo sind denn meine Knochen hin?«, fragte ich. Das mit der Senkrechten überforderte mich total.
»Sie und Ihr Kumpel«, sagte Garrett zur Antwort an Chao. Meine Frage war sowieso eher rhetorisch gewesen.
Ich blickte auf und sah Frank Smith, Mr Chaos Boss, in seinem tadellosen dunkelgrauen Anzug. Er hatte ein Grinsen im Gesicht, als lebte er für solche Szenen.
»Ich will nur erst Charles in Sicherheit bringen«, fuhr Garrett fort.
»Steht heute wieder scharf drauf?«, fragte Smith gut gelaunt.
»Wie haben Sie mich gefunden?«
Smith deutete mit dem Kinn auf seinen Mitarbeiter. »Mr Chao sah, wie zwei Männer hinter Ihrem Haus etwas Sperriges in den Kofferraum luden.«
»Sperrig?«, fragte ich gekränkt.
»Er hat mich angerufen«, warf Garrett ein, »damit ich in Ihrer Wohnung nachsehe. Währenddessen ist er vorsichtshalber diesem Wagen hinterhergefahren. Natürlich waren Sie nicht zu Hause.«
»Bis sich herausstellte, dass die Sie entführt hatten, hatte mich Mr Chao schon angerufen, und wir trafen uns alle hinter dem Hügel dort.« Smith zeigte durch das zerschossene Fenster. Ich sah bloß blendende Helligkeit.
»Die Polizei ist unterwegs«, fügte Garrett hinzu.
»Charley«, rief Angel erschrocken, dann spritzten Kugeln ins Zimmer.
Garrett stieß mich hinter ein Bett mit einer wirklich ekligen Matratze; Smith und Chao machten ebenfalls einen Hechtsprung auf den Boden. Die Geräuschkulisse war bizarr. Schüsse aus einer Maschinenpistole knallten und sirrten uns um die Ohren, durchlöcherten die Gipskartonwände und die schäbigen Möbel und prallten klirrend gegen die alte Spüle. Dann war es für ein paar Augenblicke still. Vermutlich zum Nachladen. Mr Chao stöhnte vor Schmerzen. Er hatte was abgekriegt, aber ich konnte nicht sehen, wie viel.
»Wir müssen Hilfe holen«, sagte ich zu Garrett und wollte aufstehen.
»Charley, verdammt.« Er riss mich hinter das rostige Bett zurück. »Zuerst müssen wir überlegen, was wir jetzt machen.«
»Wir könnten uns zum Beispiel Mr Chao schnappen und aus Dodge abhauen.« Der Adrenalinausstoß musste meine Zunge gelockert haben. Ich hatte kein Problem mehr, meine Meinung zu artikulieren.
Aber Garrett beachtete mich gar nicht. Ach nee. Ging das jetzt wieder von vorne
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