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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Dienerinnen Schicht um Schicht ab und stellen sie dem Bräutigam vor - doch am Anfang ist sie ein Bovist.” Sie zog eine Papierrolle aus ihrem Ärmel und reichte sie Acthon. „Damit werdet ihr beide arbeiten müssen. Ich fertige meine Kleider selbst an. Ich habe vor, das äußere Gewand mit Silberdraht und Perlen zu besticken, genug, so hoffe ich, um das zu verdecken, was immer ihr mich darunter tragen lassen wollt.” Sie blickte finster drein, taxierte die Papierrolle in Acthons Hand. „Meine Bildung ist so verdammt beschränkt… Lesen gibt mir einfach nicht… egal, ihr denkt euch aus, wie es zu machen ist - das ist eure Aufgabe.” Sie erhob sich. „Alles, was ich erbitte, ist
    - sichergehen zu können, daß es funktioniert. Ich möchte eindrucksvoll enden.” Leidenschaft lag in ihrer Flüsterstimme. „Nicht mit einem Winseln.”
    Sie blickten ihr nach, als sie ohne ein weiteres Wort davonging.
    Sie spürte ihre Blicke auf sich gerichtet, fühlte, daß sie beobachtet wurde, wie man ein fremdartiges Tier beobachtete. Metis hatte ihr oft genug erklärt, daß sie manchmal extravagant sei. Und sie fühlte sich auch extravagant, stolz, und der Saumpelz des schwarzes Gewandes wisperte auf ihren Knöcheln. In der leise summenden, warmen, öligen Dunkelheit spürte sie Metis neben sich, hörte sie ihr Lachen und ihre Stimme, und wie sie ihr zuraunte, momentan sei sie ganz gewiß extravagant. Sie lachte, hielt an, durch eben dieses Geräusch erschreckt, und trat dann schweigend in die Wand.
    Lilit schrieb:
    Acthon und ich sind uns zu ähnlich, als daß wir problemlos miteinander auskommen könnten. Wir sind uns nicht zu oft begegnet, und das war eine gute Sache - bestimmt hätten unsere Streitereien die Wände der Burg gesprengt. Metis, Liebes, seit du fort bist, streichen wir wie fremde Katzen umeinander herum, beschnuppern uns, wachsam höflich und beherrscht. Sonst könnten wir nicht mehr miteinander reden, nicht mehr planen. Ohne dein Gleichgewicht, meine Metis, beginnen wir auseinanderzubrechen! Wenn ich hier, bei deinem Geist bin, sehe ich dies klar und stark, doch in seiner Gegenwart will der Zorn in mir meinen Verstand auslöschen; und ich weiß: Ihm ergeht es genauso. Ich kann sehen, daß er mich meines Blutes wegen haßt, und ich kann sehen, daß ersieh selbst haßt, weil es auch sein Blut ist. Beide lehnen wir unseren Vater ab, besonders, wenn wir aufeinander losgehen. Damals, als du beim Gebären des Kindes meines Vater gestorben bist, meine Metis, damals weinte Acthon in meinen Armen, und ich weinte in seine dunklen Haare hinein, undju’r diesen kurzen Augenblick waren wir eins. Drei Jahre.
    Ich sehe deinen Geist in der Ecke des Zimmers schweben, ich sehe dich, aber ich kann dich nicht berühren.
    Weißt du noch, wie wir die Leute bespitzelt haben, die in der Burg lebten, meine Metis, wie ich durch die Gänge zu streifen und auf die Leute in ihren Privatgemächern hinauszuspähen pflegte? Du hast mich oft genug gescholten, weil ich in die Privatsphäre anderer Menschen eindrang, ohne daß jene die Möglichkeit gehabt hätten, sich zu beschweren. Nachdem ich meine Regel bekommen hatte, verbrachte ich noch mehr Zeit im Labyrinth; ich beobachtete die Wachen mit den Frauen, die Vater für sie hereingeholt hatte. Und ich habe Vater beobachtet. Du hast mich beschämt, hast mich aus den Unterkünften der Dienerschaft vertrieben, und so stürzte ich mich tiefer in meine Verstrickung mit Gyoll, deinen Leuten und deren Sache. Die Abendmahlzeiten wurden zum Schrecken für mich, weil mich die Stiefmutter inzwischen mit den Künsten der Kastellanin vertraut machte, was zu jener Zeit meine unvermeidliche Bestimmung zu sein schien. Im Verlauf der kommenden drei oder vier Jahre würde ich - dem Brauch folgend - verheiratet werden; mit dem Sohn eines der Aghir-Herrscher, möglicherweise aber auch mit einem Fremdländer, den Vater enger an sich binden mußte. Stiefmutter war streng mit mir - und geduldig - und sorgte dafür, daß ich dieses Stadium hinter mich brachte. Sie war erneut schwanger, acht Jahre nach der Geburt von Selas. Warum Vater dies zugelassen hatte, weiß ich nicht. Vielleicht sah er darin eine weitere Chance, einen Acthon ebenbürtigen ehelichen Erben zu bekommen. Obgleich er Ekeser und Selas immer gut genug behandelte, jedenfalls seiner Auffassung zufolge (nicht einmal seine Prügelstrafen geschahen ohne angemessene Provokation) - er mochte keinen von ihnen. Nicht so, wie er Acthon gleichermaßen

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