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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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weshalb er unterwegs gewesen war und was er erfahren hatte, doch eines Tages fand ich in seinem Arbeitszimmer den Befund des Arztes und las ihn. Ich verstand nicht alles, was darin geschrieben stand, doch die Schlußfolgerung war ziemlich deutlich: zu viele anormale Spermien. Es bestand eine gute Chance für normale Kinder, wenn die Mutter keine zusätzlichen genetischen Schwächen beitrug.
    Acthon. Ekeser. Selas. Das Babygespenst. Söhne von Kalyen-Tej.
    Namen. Mannen der Kalyen-Tej. Tintu. Ammayl. Claril. Yannit.
    Frens. Jantig. Und Lilit. Töchter von Kalyen-Tej. Metis. Elf. Kedarie. Töchter von Aiela und Gyoll. Kleiner Wurm. Sohn von Aiela und Gyoll. Naoil der Seher, Sohn von Kalyen und Kedarie. Olyaron, Sohn von Kaiyen und Metis. Namen. Herztöne und Herzwunden.
    Wie bei Aiela praktiziert, schickte er auch Kedarie ins Dorf zurück, sobald sie schwanger war. Wie bei Aiela praktiziert, fand er einen Mann für sie, einen jüngeren, noch gesunden Minenarbeiter, einen Mann, sanfter als die meisten anderen. Das Kind wurde in Aielas -jetzt Kedahes - Haus geboren. Ohne Augen geboren, ein Lebewesen, das keine Augen benötigte. Acthon versteckte das Baby, holte ein Totgeborenes aus der Wildnis und legte es in die Wiege. Vater kam ins Dorf und verlangte das Kind zu sehen. Acthon hat mir später davon erzählt, Metis, meine Freundin, daß unser Vater nahezu ängstlich schien. Ein Muskel zuckte an seinem Mundwinkel, und seine Hände bebten ein wenig, bevor er sich wieder unter Kontrolle zwingen konnte. Er nahm den winzigen entstellten Leichnam, den sie ihm brachten, auf die Arme, sah ihn einen Moment lang an, reichte ihn dann zurück und ging wieder zur Burg hinauf Sein Gesicht war starr, seine Augen erinnerten an diejenigen eines Blinden.
    Fast spürte ich Mitleid mit ihm, sagte Acthon. Es ist zu schade, daß dies kein anderer Ort und keine andere Zeit ist.
    Diese Jahre, in denen Vater Kedarie in seinen Räumen behielt, waren eine schlimme Zeit. Immer wieder kehrte ich zurück, um sie zu beobachten. Vater und Kleine Schwester. Ich war besessen von ihnen. Metis zwang mich zu essen, doch sehr oft erbrach ich alles wieder und saß einfach nur da, hielt die Arme um meine Mitte geschlungen, von Schmerzen gepeinigt, die leichter zu ertragen waren als die Qual in meinem Geist. Wenn ich zu schlafen versuchte, versank ich nur zu oft in Alpträume und dann habe ich auch dich geweckt, meine Metis, und du hast mich immer wieder beruhigt, du hast mich geliebt, mich gehalten, hast mit mir geschimpft und mir verschwiegen, was du gewiß schon damals von mir wußtest, dieses Etwas, dem ich heute zumindest von der Seite her in die Augen sehen, das ich jedoch noch immer nicht aussprechen, das ich nicht einmal mir selbst gegenüber andeuten kann. In diesen beiden Jahren war ich der Selbstzerstörung nahe, doch du hast mich beisammen gehalten, du hast mich als Gegenmittel zur Qual des Liebens die Freude des Liebens gelehrt, du hast mich tief verwickelt in Gyolls Aktivitäten, mich aus mir herausgelockt, meine Blicke von den eigenen Wunden abgelenkt und sie auf die Bedürfnisse des Volkes gerichtet. Und ich … ich habe den Schreibtisch meines Vaters geplündert, ich lauschte seinen Befehlen an Wachen und Aufseher, lauschte, wenn er Erzverschiffungen und Flitzerpatrouillen organisierte, und gab dies alles an Acthon weiter (der es auf Gyolls Rat hin vermied, selbst herumzuschnüffeln, weil dies gefährliche Gedanken aus Vaters Kopj fernhielt - und überhaupt haben sie alles, was sie benötigten, von mir bekommen). Gyoll und Acthon waren ungestüm damit befaßt, die Fäden entwirrt zu halten, die Furchtsamen zu besänftigen, die Zornigen zu beruhigen, jene unsichere Flickwerkorganisation zusammenzuhalten, die über fünf Welten verstreut existierte. Man sollte meinen, Acthons Beteiligung hierbei hätte sich wie schwarz auf weiß gezeigt, doch die Wache war bereits seit langem daran gewöhnt, daß er in der Burg ein und aus ging, sooft ihm dies gefiel, und er blieb niemals lange fort. Elf und ihr Kader von Wilden waren die Kuriere auf dieser Welt, und sie ritten auf den häßlichen Fliegern sogar über die Ozeane, um die Kommunikationsverbindungen aufrecht zu erhalten. Sie benutzten die örtlichen Sender kaum, nur in Notfällen, es war zu leicht, sie anzuzapfen und aufzuspüren.
    Acthon. Wir haben gemeinsam gekämpft, und manchmal haben wir auch gemeinsam geweint. Wir haben gemeinsame Pläne geschmiedet, und er hat mich benutzt. Vaters

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