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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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dachte der Junge.
    Als sie sich den Drehkreuzen näherten, verlagerte sich die Menge und trennte sich in vier Gruppen, die von den Robots nach und nach in Reihen geordnet und auf die Drehkreuz-Rollbahnen zubugsiert wurden. Stavver betrat das Transportband, griff ohne Vorwarnung hinunter und zog den Jungen zu sich empor - seit sie aus den Transfer-Blasen in die Schleusentunnels gekommen waren, die erste Notiz, die er von seiner Begleitung nahm.
    Die Drehkreuze waren jetzt in nächste Nähe gerückt, und er zappelte wieder umher, warf heimliche Blicke zu den anderen Rollbahnen hinüber und streckte zaghafte Fühler aus, die nach Gehirnschnüfflern tasteten. Eine kalte Welle brach über ihn herein. Er blockte ab, drehte sich behutsam um, bis er über die Schulter zurückspähen und auf der übernächsten Rollbahn, in einiger Entfernung hinter sich, einen roten Haarschopf erkennen konnte. Seine Mutter. Er wußte es, obgleich er sich nicht an sie erinnerte. Der Schock, sie derart unvermittelt zu sehen, so nahe, wühlte ihn auf. Er drängte sich näher an Stavver heran, klammerte sich an seinen Arm, bemühte sich, seine mentalen Schutzschirme noch mehr zu festigen.
    Er warf ihr einen verstohlenen Blick zu, zum ersten Mal froh über das Vorhandensein des unkenntlich machenden Schleiers. Sie schaute jetzt gezielt umher - ihr Blick streifte über ihn hinweg, in ihren Augen zeigte sich keine Veränderung. Sie hatte ihn gespürt, doch seine Reaktion war blitzartig erfolgt, er hatte zu schnell abgeblockt, als daß sie ihn hätte ausmachen können. Er entspannte sich, starrte sie neugierig an, als sie sich umdrehte und mit ihrer Begleiterin sprach. Sie sah jünger aus, als er erwartet hatte. Und er war seltsam erfreut über den Charme ihres bewegten, ausdrucksvollen Gesichts er haßte sie für das, was sie Stavver angetan hatte, seinem Vater angetan hatte, ihm angetan hatte, doch für den Bruchteil einer Sekunde war er auch beinahe stolz darauf, daß sie seine Mutter war.
    Über das Lärmen der Menge hinweg hörte der Junge einen melodischen Ton, der wiederholt erklang. Die Transportbänder stoppten. Er hielt den Atem an, obgleich er keine Gefahr witterte.
    Auf der überübernächsten Rollbahn erblühte auf der glatten, gelbbraunen Wange eines babygesichtigen männlichen Wesens, das auf den ersten Bück kaum alt genug schien, um allein unterwegs sein zu können, ein kleiner, roter Kreis. Zwei stämmige Wachen eilten über den schmalen Gang zwischen den beiden Rollbahnen herbei, kletterten hinauf und berührten den Mann an der Schulter.
    Sprachen leise zu ihm. Nahmen ihn in die Mitte, bugsierten ihn von der Rollbahn herunter und gingen zügig mit ihm davon, auf die Kuppel zu, die schmächtige Gestalt regelrecht zwischen sich eingeklemmt. Die Transportbänder setzten sich wieder in Bewegung.
    Der Computer hat ihn entdeckt, dachte der Junge. Er hob den Kopf, wurde ein bißchen nervös und fragte sich, ob das Unterkleid so gut war, wie Stavver behauptete. Es sollte nicht nur das Auge, sondern auch die Sonden der Drehkreuze täuschen. Er zwang sich, an die anderen Besuche hier zurückzudenken - jedesmal waren sie ohne Zwischenfall durchgekommen, obgleich sie nicht einmal vorgegeben hatten, weiblichen Geschlechts zu sein. Vorbereitung, dachte er. Wir haben eine Menge Arbeit getan, um hierherkommen zu können. Stavver weiß, daß wir durchkommen, er weiß es.
    Auf Messab, wo TOR konstruiert worden war, hatten sie es geschafft, an den Mann heranzukommen, der die Computerschlüssel für jenen Speichersektor besaß, in weichem die Plane der Passierstation enthalten waren. Sie hatten den Computer angezapft und ihn dieser Pläne beraubt. Vor der ersten Entführung hatten sie mit Stavvers Schiff - ein Schiff, das über ganz spezielle Schutzschirme verfügte und weswegen er Maissa getötet hatte - heimlich Cazarit angeflogen. Der Junge erinnerte sich nicht mehr an die Frau, die ihn vor so langer Zeit seiner Mut-ter gestohlen hatte, alles, was er von ihr wußte, hatte ihm Stavver erzählt, um einen Alptraum zu erklären.
    Sie waren über der Welt gekreuzt und hatten Fotos gemacht, bis sie Meer und Land so gut kannten wie dies nur möglich war, ohne jemals tatsächlich den Fuß darauf gesetzt zu haben. Dann reisten sie als unschuldige Urlauber über TOR ein und zogen die Entführungen mit einer Leichtigkeit ab, die den Jungen lächeln ließ, sooft er nur daran dachte. Und jedesmal reisten sie über TOR auch wieder aus und riefen das Schiff

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