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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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hinter sich her, zu einem sicheren Treffpunkt das war eine weitere Sache, die Stavver erklärt hatte: Maissas Verbindung mit einem Vryhh-Ingenieur, der die Butterkugel zu etwas fast Lebendigem gemacht hatte. Es gab nichts, das sie je mit den Entführungsopfern in Verbindung, nichts, das sie in Gefahr bringen konnte - jedenfalls fiel dem Jungen nichts dergleichen ein, und dennoch war er nervös, als sie an den Abtastern und den Sonden der Drehkreuze vorbeirollten.
    Das Transportband, auf dem sie standen, endete in einer langen, schmalen Plattform, über die sie in eine zweite kuppelartige Halle gelangten, dicht gedrängt mit müden, unruhigen Leuten, welche”
    sich zu den Fähren-Terminals schoben. Hoch über ihnen zierten Schilder in Interlingua und einem Dutzend verschiedener Schriften den Weg dorthin. LUSTBARKEIT SCHIMÄRE ZUFALL. LETHE. TRÄU
    MEREI. Die Treibjagd-Tafel war dunkel, am entsprechenden Terminal fanden sich keine Besucher ein. Der Junge schmunzelte und verspürte einen Schauer, als er diesen ersten Hinweis auf ihre Aktion sah. Er lachte lautlos hinter seinem Schleier. In den nächsten Monaten würde nur eine Gruppe nach Treibjagd reisen - die Aghir-Tejed.
    Und wir, dachte er. Die wimmelnde Menge wogte und teilte sich ungleichmäßig, wurde von hinten durch Neuankömmlinge vorangeschoben und sickerte durch die verschiedenen Ausgänge hinaus, wobei die meisten Besucher auf jene Terminals unter dem LUSTBARKEIT-Schild zustrebten.
    Die Pseudo-Vijayne tänzelte auf den ZUFALL-Ausgang zu, und die Menge vor „ihr” wurde dünner. Jeder Besucher war auf seine eigenen Ziele konzentriert, und so gab es niemanden, der sie beachtete - von einem gelegentlichen ungeduldigen Murmeln abgesehen, wenn sie einem dahineilenden Wesen in den Weg gerieten.
    Am Eingang zur Fährschleuse erwartete sie eine junge Frau. Sie entschuldigte sich für die Unbequemlichkeiten, die sie hatten erdulden müssen, und versicherte ihnen, daß es ab jetzt keine solchen mehr geben werde; das ganze Problem bestehe einzig und allein darin, daß die TOR-Einrichtungen im Moment ziemlich strapaziert seien.
    Der Junge spürte eine Reihe von Berührungen an Rücken und Gesäß und wirbelte herum und funkelte den Lazonen hinter sich an.
    Er (oder sie, Lazonen befaßten sich nicht mit sexueller Zweigestaltigkeit) blinzelte den Jungen mit runden, goldenen Augen träge an beziehungsweise seine (oder ihre) blinzelnden Membranen flossen mehrmals über die Augen und zogen sich wieder zurück, um sie trotz der Trockenheit der Luft hier drinnen feucht zu halten. Er (oder sie) starrte den Jungen mit sanfter Unschuld an, bis er dem Wesen zosnig den Rücken kehrte und zu Stavver aufschloß.
    Der Dieb blickte zu ihm herunter. Augen, jetzt von einem verwässerten Braun, zwinkerten den Jungen an. „Sie hat dich nicht betastet, kleiner Freund.” Seine Stimme war heller, höher, bebend.
    „Hat sich nur in ihrem Beruf geübt, um die Zeit totzuschlagen.”
    „Beruf?”
    „Taschendiebstahl.”
    „Oh.” Der Junge überlegte kurz. „Sie?”
    „Der Geruch”, murmelte der Dieb. „Immer wenn ihr Blut in Wallung gerät. Deshalb - sie.”
    „Aha!”
    Sie wurden paarweise in die Fähre gedrängt und ließen sich in den bequemen Sitzen nieder.
    Die Luft war erfüllt von einer würzigen Mischung aus Körperaus-dün-slungen und Parfüms, mit einem eigenartig rhythmischen Gemisch von Sprachen, da die Reisenden kühl oder lebhaft in ihren Heimatsprachen schwatzten oder ihr Interlingua übten. Außer der Vijayne Gracia und deren Begleiter ein doppeltes Dutzend. Der Junge blickte sich rasch und verstohlen um, seine Augen verschmälerten sich über dem Schleier zu winzigen Spalten und sein Kopf schwang in einem leichten Nicken hin und her, bis die verabscheuten goldenen Locken verschwenderisch unter seinem Kopftuch hervorquollen. Er war an keinem der anderen Passagiere sonderlich interessiert - höchstens vielleicht an dem Lazonen-Paar, aber das hielt sich nahe dem hinteren Bereich der Fähre auf, zu weit entfernt, um es unbemerkt beobachten oder Teile seiner Unterhaltung belauschen zu können. Er warf einen schrägen Blick zu dem Dieb hoch und lächelte, als er sah, wie die Schleier und Roben die Gestalt des darunter befindlichen Körpers veränderten. Er seufzte. Sie hatten den zweitschlimmsten Teil hinter sich, die Einreise durch TOR …
    aber dieser hartnäckige alte Knoten unter seinen Rippen war noch immer vorhanden.
    Er dachte an den Anblick seiner Mutter, und

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