Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
Vater empor. Sie hob ihre freie Hand, wühlte sie unter ihren Schleier hinauf, bis sie die an eine Haarsträhne geheftete Reißleine berühren konnte. Sie fühlte sich, als würde sie schweben; es fiel ihr seltsam schwer, sich zu konzentrieren - und das spielte eigentlich gar keine Rolle, außer daß alles anfing, sich in ihrem Kopf zu drehen, zu verschwimmen, und daß es schwer war, die Bewegungen ihrer Finger zu kontrollieren. Sie schluckte. Die Süße war dik-ker geworden. Sie fing an, sich darüber zu wundern, fing an, nervös zu werden. Sie versuchte, die Finger um die Reißleine zu schließen, zwang sich, sie loszureißen …
    Tamris
    Tamris schrieb:
    Wir haben heute die Ankömmlinge eines ganzen Tages gesichtet. Die Computersuche hat nicht geklappt, es gab mehrere Näherungen, aber Aleytys sagt, sie glaubt nicht, daß einer davon der Junge ist.
    Für den Mann gab es überhaupt keine Entsprechung. Vierundzwanzig Stunden. Wir konnten es ein wenig drücken. Wenn die Linienschiffe ankamen, war alles überfüllt - dazwischen ein paar lange, langweilige Zeitspannen, die wir überspringen konnten. Aleytys saß nur da, und ihr Blick war nach innen gekehrt, ihre Lippen haben sich hin und wieder bewegt, als rede sie mit sich selbst. Sie hat das schon ein paarmal gemacht, und es macht mich wahnsinnig, wenn ich herauszubekommen versuche, was vor sich geht.
    Als wir aus dem Vorführraum kamen, hat Intaril bereits gewartet, wie gewöhnlich. Sie wirkte grimmig, doch ob das echt oder nur vorgetäuscht war, das ist schwer zu sagen. Ich war ein wenig überrascht, sie zu sehen, denn heute hatte ich die Gürtelschnalle mit dem Aufzeichnungsgerät nicht übergeben, es war nicht nötig, weil wir mit den empfindlichen Bändern fertig waren.
    „Die Aghir haben ihre Festung bezogen “, informierte sie uns.
    „Die Konferenz beginnt morgen nachmittag.”
    Aleytys lachte, ein sanfter, leiser Ton, der Intaril jedoch wie Nesseln zu jucken schien. „Das weiß ich gut genug”, meinte sie. „ Und Sie wissen genau- sogut, welche Fortschritte wir in der Angelegenheit gemacht haben.” Sie winkte mit einer Hand zur Tür hinüber und setzte sich auf den Liftschacht zu in Bewegung. „Sie haben uns von f’Voine bespitzeln lassen - von Anfang an, seit wir uns darangemacht haben, mit den Bändern zu spielen. Ich habe keinerlei Zweifel daran, daß Sie eine ganze Herde von Geheimdienstlern auf die Bänder angesetzt haben, Leute, die das Gesicht dieses Jungen über jedes Kinder- oder Zwergengesicht schieben, daß alle, die diesem Typ entsprechen, peinlichst kontrolliert werden, sobald sie durchkommen. Und ich nehme an …” - sie lachte und genoß Intarils Miene
    - „… daß Sie heute in etwa dasselbe Glück hatten wie wir. Deshalb sind sie so kribbelig.”
    Intaril erwiderte nichts. Sie konnte es nicht. Sie dachte nicht daran, die Wahrheit dessen zuzugeben, was Aleytys gesagt hatte, und sie dachte nicht daran, eine nachweisbare Lüge ins Aufnahmegerät zu sprechen -jedenfalls keine solche Lüge, die man leicht genug als solche nachweisen konnte, indem man f’Voine oder einen seiner Sekretäre an einen Lügendetektor anschloß.
    Im Floß gab Aleytys dann wieder ihren Trick mit den Augen und den Lippen zum besten. Sie schaute besorgt drein - und ein bißchen launenhaft. Ich denke: Vielleicht hatte sie bloß ein wenig Angst, daß die Angestellten über irgend etwas stolperten und den Geist vor ihr aufspürten. Nach all den Mühen, die sie Mam beschert hat, um diese Übereinkunft durchzusetzen - Ich denke: Vielleicht war das heute eine Art Hinhaltetaktik, während sie versucht hatte, sich zu entschließen, was nun zu tun sei - vielleicht erklärt das all diese Selbstgespräche. Gott bewahre, daß ich je eine derartige Wahl treffen muß.
    In unserem Quartier ließ sie sich in den Sessel plumpsen und knallte die Füße auf die Fußbank. Ich hab’ Wein eingeschenkt, brachte Aleytys ihr Glas und ging mit dem meinen zur Couch hin
    über.
    Tamris ließ sich auf der Couch nieder. Sie wollte das Glas erheben und trinken - da sagte Aleytys scharf: „Nicht!”
    „Was…?”
    „Vorahnung”, flüsterte Aleytys. „Trink erst, wenn ich ihn getestet habe.” Sie nippte an dem Wein, runzelte die Stirn, leerte das Glas mit drei Schlucken. Große Schweißperlen platzten überall aus ihrem Gesicht hervor, sie schüttelte sich, schüttelte sich wieder; ihr Gesicht färbte sich leuchtend rot. Sie griff über die Armlehne des Sessels, ließ ihn ein wenig

Weitere Kostenlose Bücher