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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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sie wieder zurückbeordert. Vermutlich lag es daran, dass die Kalkulationen erst in diesem präzisen Moment gebraucht wurden und Nyles keinen Grund gesehen hatte, vorher mit ihr über diese Angelegenheit zu sprechen. Sie fand, diese Vorgehensweise sei symptomatisch für den größten Schwachpunkt der Gruppe – die fast schon paranoide Geheimniskrämerei, diese Kultur des Zurückhaltens von Wissen, die Nyles mit Inbrunst pflegte. Ihrer Überzeugung nach schmälerte dies ihre Effizienz.
    Aber sie behielt ihre Überlegungen für sich und sagte nur: »Also gut, geben Sie mir die Daten.« Leider räusperte sie sich, bevor sie sprach. So viel zu ihrer Selbstbeherrschung.
    Zahlen und Informationen zogen in einer altvertrauten Parade über ihre Linsen. Sie nahm sämtliche Daten auf, wie ein Schwamm sich mit Wasser vollsaugt; und während sich der Schwamm ständig weiter füllte, zeigte es sich, dass Morkel recht hatte: Hier existierte ein Muster. Aber es wurde erst sichtbar, nachdem die Daten mehrerer Vorfälle analysiert werden konnten. Noch war das Schema nicht voll entwickelt – dazu hätte es mehrere dieser Ereignisse bedurft –, und deshalb gelangte man immer noch zu drei möglichen »Resultaten«. Oder eher zwei, korrigierte sie sich selbst. Ein Ergebnis war viel weniger wahrscheinlich als die beiden anderen und konnte getrost ignoriert werden. Die beiden übrigen indessen besaßen gleich viele Vorzüge. Sie prüfte die Informationen ein zweites Mal, versuchte, ein Gefühl für das Muster zu entwickeln und auf diese Weise die Absichten der The Noise Within instinktiv zu erraten.
    Schließlich verlautbarte sie mit Nachdruck: »New Paris.«
    Morkel streifte Nyles mit einem selbstgefälligen Blick, der auszudrücken schien: »Ich hab’s doch gleich gesagt.« Wie erwartet, hatten ihre Schlussfolgerungen die seinen lediglich bestätigt.
    Nyles nickte. »Vielen Dank, Kethi.«
    Sie wusste, wann sie entlassen war, und verdrückte sich.
    Leyton erwog seine Optionen und entdeckte keine, die ihm behagte. Der Verrat seiner Waffe hatte ihn bis ins Mark erschüttert, er war außerstande zu begreifen oder zu akzeptieren, wie so etwas passieren konnte. Unzählige Male hatte er sein Leben der Waffe anvertraut, die Informationen, mit denen sie ihn versorgte, niemals infrage gestellt, und dementsprechend gehandelt. Bei jeder dieser Gelegenheiten hätte ein Verrat seinen Tod bedeuten können; und auf einmal war dieser Treuebruch eingetreten.
    Auf Geheiß des Anzugs nahm er Platz und sah seinen nichtmenschlichen Gastgeber hinter dem Schreibtisch an. Die Waffe hatte er auf die Tischplatte geworfen, er wollte sie nicht länger in seinen Händen halten.
    »Ich spürte die Intelligenz, die Sie ›Gun‹ nennen, sowie Sie sich an Bord begeben hatten«, begann der Anzug. Leyton ertappte sich bei der Frage, warum die AI so hartnäckig daran festhielt, über diese gesichtslosen Anzüge zu kommunizieren. Vermutlich gab es Leute, die diese Erfahrung nervenaufreibend fanden. Er gehörte nicht dazu, für ihn war das Prozedere nur ärgerlich. Das war wohl auch ganz gut so, denn seine Waffe hatte bereits dafür gesorgt, dass seine Nerven blank lagen.
    »Ein faszinierendes Konzept: Eine gelenkte AI in enger Verbindung mit einem außergewöhnlich fähigen Menschen, um den Gebrauch einer einzelnen, wenn auch vielseitigen Handwaffe zu ermöglichen. Die drei Elemente – AI, Mensch und Gun – schaffen mit ihrer Verknüpfung eine einzige Waffe, welche die ULAW-Behörden dann auf jedes beliebige Ziel richten können.«
    Konnte er die Mission auch ohne die Unterstützung der Waffe erfolgreich zu Ende bringen? Er sollte das Schiff nicht zerstören, sondern es nur lahmlegen, doch das bedeutete, dass er entweder die Triebwerke oder die AI selbst angreifen musste, und die Triebwerke schienen ihm das leichter zu sabotierende Ziel zu sein. Verfügte die The Noise Within außer den Anzügen noch über weitere Möglichkeiten, ihn auszuschalten? Das Schiff konnte Türen verriegeln und ihn in einer Kabine oder einem Korridor einsperren, also musste er schnell vorgehen und sich notfalls auf seinen elektronischen Dietrich verlassen. Verfügte das Schiff über noch etwas, womit es ihn stoppen konnte?
    »Es war ein Hochgenuss, Sie in Ihrem Quartier zu beobachten, während Sie all diese scheinbar nicht zusammengehörenden Teile sammelten und die Gun montierten, ein echtes Vergnügen.« Wieso schwadronierte das verdammte Ding so viel? Es war eine AI, Herrgott noch mal,

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