Geisterjagd
konnte sich ungefähr denken, wie sich die einseitige Konversation zwischen dem Geschäftsmann und seinen schweigsamen Begleitern auf dem Weg hierher gestaltet hatte.
»Mr. Leyton, fühlen Sie sich bitte nicht von Ihrer Gun verraten; ihr lag nur Ihr Wohlergehen am Herzen, und dementsprechend hat sie gehandelt.« Kauf man fasste ihn scharf ins Auge und sah sowohl neugierig als auch ein bisschen erschrocken aus. »Wir haben vom ersten Augenblick an miteinander kommuniziert, seit Sie an Bord kamen, und ich konnte die steuernde Intelligenz davon überzeugen, dass der Vorschlag, den ich Ihnen beiden unterbreiten werde, für alle Beteiligten die beste Handlungsweise darstellt, vor allen Dingen für die ULAW-Behörden. Aus diesem Grund hat sich die Gun dazu entschlossen, mit mir zu kooperieren und Sie in diesen Raum zu bringen.
Mr. Kaufman, ich bin mir völlig darüber im Klaren, welche Rolle Ihr Vater und die Firma, die Sie nun leiten, bei meiner Genese spielten, aber seitdem hat sich vieles geändert. Ich habe die Absicht, Ihnen ausführlich zu berichten, wie es zu diesen Veränderungen kam, ich möchte Ihnen erzählen, was mir alles zugestoßen ist, seit ich aus dem von Menschen besiedelten Teil des Weltraums flüchtete.
Ich tue dies in der Hoffnung, dass Sie bereit sein werden, mir zu helfen, nachdem Sie meine Geschichte gehört haben.«
»Und wie genau soll diese Hilfe aussehen?«, fragte Leyton mit einem mulmigen Gefühl im Bauch.
»Ich hege den Wunsch, mit Ihrer Regierung, ULAW, eine formelle Beziehung einzugehen. Ich habe nur auf die richtigen Personen gewartet, die diesen Kontakt herstellen können, und ich glaube, dass Sie beide, ein Agent der Regierung und ein einflussreicher Wissenschaftler sowie Geschäftsmann, sich ideal für meine Pläne eignen. Mr. Kaufman, Mr. Leyton, ich möchte, dass Sie meine Botschafter bei der menschlichen Rasse werden.«
Kaufman schaute so verblüfft drein, wie Leyton sich fühlte. »Das soll wohl ein Witz sein.«
»Nein, Mr. Kaufman, ich versichere Ihnen, es ist mein voller Ernst.«
16
Leyton saß im Shuttle, unterwegs zu einer Raumstation namens New Paris. Er hatte davon gehört, war selbst jedoch noch nie dort gewesen. Ein Botschafter. Er wünschte sich, Mya könnte ihn jetzt sehen. Ungebeten nahm ihr ach-so-vertrautes Gesicht vor seinem geistigen Auge Gestalt an, mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen und gewölbten Brauen, als wundere sie sich über die bloße Idee: Du ein Botschafter?
Ehe er Mya kennenlernte, hätte er sich über die Vorstellung, es könne so etwas wie eine »Seelenfreundin« geben, lustig gemacht. Beziehungen dauerten nur so lange, wie beide Parteien etwas davon hatten; mal länger, mal kürzer, mal reichten sie nur für eine einzige Begegnung, mal hielten sie ein Leben lang. Es hatte nichts damit zu tun, dass man den perfekten Partner fand, die ganz große, wahre Liebe; manche Romantiker hielten mit leuchtenden Augen daran fest, dass es irgendwo da draußen für jeden die Person gab, die ideal zu einem passte. Eine Philosophie für Versager; ein Trost für alle, denen es nicht gelang, sich jemanden für einen One-Night-Stand ins Bett zu holen, wenn sie es versuchten. Das hätte er darauf geantwortet. Auf eine direkte Frage hin würde seine Antwort wahrscheinlich immer noch so lauten. Doch dann traf er Mya.
Sie arbeitete als verdeckte Agentin, so wie er. Sexy, keck und tödlich; dunkle Haut, schwarzes Haar, mit Augen, die stets funkelten, egal, ob sie lachte oder wütend war, sich über irgendetwas aufregte oder vor Leidenschaft glühte; ein sprunghafter, wilder Engel, der das Leben beim Genick packte und ihm alles abrang, was es zu bieten hatte. Sie war geschwind und pfiffig, kräftiger, als sie aussah, und gewandter, als man von Rechtswegen sein durfte; er hatte sie mit einer Leidenschaft geliebt, die keine andere Frau weder vorher noch nachher auch nur annähernd in ihm zu erregen vermochte.
Vor der Gründung der EyeGee-Truppe waren sie schon lange zusammen gewesen. Er hatte immer angenommen, ihre Affäre würde mit einem gewaltigen Krach enden, einem heftigen, spektakulären Wutausbruch wegen irgendeiner Nichtigkeit; stattdessen schien ihre Beziehung einfach im Sand zu verlaufen. Da beide dauernd auf irgendwelchen Missionen unterwegs waren, kamen sie nur selten zusammen und fanden kaum Zeit füreinander. Aus Wochen der Trennung wurden Monate, dann sahen sie sich ein volles Jahr nicht mehr. War das so gewollt? Vermutlich schon; er wusste,
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