Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
Vom Netzwerk:
demzufolge kam der EyeGee recht oft mit ihm zusammen. Leytons Respekt vor Kaufman stieg, als er ihn bei der Arbeit sah, und in seiner Achtung rückte er sogar noch ein Stück höher, nachdem er erfuhr, dass der Geschäftsmann die Mensch/AI-Verschmelzung entwickelt hatte, welche die U LAW-Nadelschiffe steuerte.
    Die drei überlebenden Nadelschiff-Piloten waren für die Medien ein gefundenes Fressen. Ihr heldenhafter Kampf gegen das »Piratenschiff der Aliens« machte sie mit einem Schlag berühmt. Diese Kehrtwendung demonstrierte beispielhaft, wie wankelmütig die Medien sein konnten. Erst wenige Tage zuvor hatten sie enthusiastisch die The Noise Within vereidigt, das Schiff als mutig und verwegen dargestellt, weil es gewagt hatte, sich den Autoritäten zu widersetzen. Und nun lobten sie ihre Eroberer mit der gleichen Begeisterung.
    Leyton fand den ganzen Medienrummel abstoßend und gewöhnte sich an, den Reportern aus dem Weg zu gehen, die in Schwärmen über New Paris hergefallen waren wie Fliegen über einen frischen Dunghaufen.
    Bis jetzt war er noch keinen Byrzaen persönlich begegnet; dieses Vorrecht hatten nur wenige Leute genossen. Die Aliens blieben die meiste Zeit unter sich. Nicht, dass er es ihnen verübelt hätte. Angesichts der beengten Zustände, die in New Paris herrschten, seit die ULAW und die Bataillone von Reportern eingetroffen waren, hätte er sich am liebsten auch abgesondert – wenn es ihm möglich gewesen wäre.
    Selbstverständlich hatte er Bilder von den Aliens gesehen. In jeder Nachrichtensendung kamen sie vor. Die Byrzaen gingen auf zwei Beinen und mochten von ihrer Erscheinung her humanoid wirken, aber keiner hätte sie für Menschen gehalten. Sie besaßen längere Gliedmaßen und einen kompakteren Torso, hatten so gut wie keinen Hals und breitere, flachere Köpfe als der Homo sapiens. Die meisten Experten stimmten darin überein, dass dies Aufschluss gäbe über die Welt, auf der die Aliens sich entwickelt hatten; aber leider schien keiner in der Lage zu sein, seine Meinung zu konkretisieren.
    Der Profi in Leyton konnte nicht anders, als die Bilder aus einer unterschiedlichen Perspektive zu studieren. Die kompakten Leiber sprachen sicherlich dafür, dass die lebenswichtigen Organe näher zusammenlagen als bei einem Menschen, deshalb hatte man mit einem Körperschuss eine größere Chance, ernsthaften Schaden anzurichten. Trotzdem hätte er gern mehr über ihre Anatomie gewusst, ehe er einen solchen Schuss versucht hätte. Der Kopf hingegen war in gewissem Maße geschützt, indem er so dicht auf den ausladenden Schultern saß und zudem abgeschirmt wurde von einer Art Kapuze aus außen liegender Knochensubstanz, die zwischen den Schulterblättern emporstieg und den Hinterkopf sowie den Scheitel bedeckte. Haare waren nirgends zu erkennen.
    Dennoch würde er sich für einen Kopfschuss entscheiden, zumindest bis er mehr über diese Wesen in Erfahrung gebracht hätte. Jedes ihrer zwei schwarzen, schlitzförmigen Augen musste mit dem Gehirn verbunden sein.
    Ihre Gliedmaßen waren lang und dünn und machten keinen besonders kräftigen Eindruck, doch was Leyton an den Aliens am meisten faszinierte, waren ihre Hände -jeweils vier Finger und an jeder Seite davon zwei einander entgegengestellte Daumen. Er nahm an, dass ihnen diese Eigenheit eine viel größere Geschicklichkeit verlieh als den Menschen, und hätte gern gewusst, wozu eine solche Hand fähig war – konnte sie vielleicht mit zwei völlig voneinander verschiedenen Objekten oder Mechanismen simultan hantieren?
    Wenn schon die Nadelschiff-Piloten von den Medien hochstilisiert wurden, so hatte man den Byrzaen fast den Status von Göttern verliehen. Schließlich war ihr »ungewöhnliches« und »majestätisches« Schiff – das klang viel freundlicher als »hässlich« – aus dem Nichts aufgetaucht, um 15 000 Menschenleben zu retten, und das aus keinem anderen Grund als purem Altruismus. Na schön, offiziell wohnten in New Paris nur etwa 12800 Leute -doch diese Zahl rundeten die Medien nach oben hin auf, weil man Besucher und nicht registrierte Personen miteinbeziehen wollte –, und die Mehrheit von ihnen wäre ohnehin gerettet worden, aber 15 000 klang viel beeindruckender als rund 2000 weniger, und was kümmerten einen die harten Fakten, wenn es um eine gute Schlagzeile ging?
    Doch trotz seines reflexhaften Zynismus bezüglich allem, was die Medien betraf, musste selbst Leyton zugeben, dass den Aliens eine erstaunliche Leistung

Weitere Kostenlose Bücher