Geisterjagd
einstellen!«
Egal, woher dieses sonderbare, beunruhigende Raumschiff stammte, es griff nicht New Paris an, sondern war dabei, die Station zu retten.
Der Normalbürger in New Paris ahnte nichts von dem nahen Desaster. Sam wusste, dass sich die unvermeidliche öffentliche Ankündigung nicht mehr viel länger hinauszögern ließ, aber er war fest entschlossen, diese Aufgabe dem Bürgermeister zu überlassen, wenn, falls überhaupt, dieser Dreckskerl in Erscheinung trat. Der Kerl hatte versprochen, auf schnellstem Weg ins Büro zu kommen, aber sie warteten immer noch auf ihn.
»Hat sich der Boss eigentlich wieder gemeldet?«, fragte er, obwohl er ganz genau wusste, dass Denni ihm in diesem Fall Bescheid gegeben hätte.
»Machst du Witze? Der ist jetzt bestimmt schon auf halbem Weg zum Dock.«
Sam lächelte mit schmalen Lippen. »Das wage ich zu bezweifeln. Er würde sich nicht trauen. Denn dann müsste er den Leuten ja erklären, wieso er nicht hier bei uns war, als der Notfall ausbrach. Ganz besonders dürfte sich Mrs. Bürgermeister dafür interessieren.«
»Richtig«, pflichtete Denni ihm bei. Plötzlich rief er erschrocken: »Whoa!«
»Was ist?«
»Wirf mal einen Blick auf deine Monitore.«
Sam entfernte die Details bezüglich lokaler Kontakte und rief wieder das Monitoring-Display auf, das die Kursabweichung überwachte. Was er sah, ergab für ihn überhaupt keinen Sinn. Demnach korrigierte New Paris ihren Kurs wieder, langsam, aber sicher verließ sie die Flugbahn, die sie immer weiter von ihrem normalen Orbit entfernte, und kroch in eine stabile Position zurück.
»Dieser Tag wird mir von Minute zu Minute unheimlicher«, knurrte Denni.
Eigentlich hätte Sam ihm zustimmen müssen, doch er war viel zu sehr damit beschäftigt, nach einer Erklärung zu forschen. Von allen Punkten der Station erhielt er die eigenartigsten Informationen, Daten, die eine leichte Überbelastung signalisierten, anzeigten, dass etwas die Station in eine ganz bestimmte Richtung zog; fast war es so, als würde New Paris auf einmal von der Schwerkraft eines planetaren Körpers oder Mondes beeinflusst, doch das war völlig unmöglich. Auf der Suche nach dem Grund dafür erweiterte er den Erfassungsradius der Außensensoren, und erstarrte vor Schreck.
»Denni, verbinde deinen Monitor mit meinem und sieh dir das an.«
»Wird gemacht.« Dennis Finger huschten über seinen Schirm. Dann platzte er heraus: »Was zum Teufel ist das?«
»Keine Ahnung, aber was immer es sein mag, ich werde mich nicht beklagen. Irgendwie zieht uns dieses Ding in einen stabilen Orbit zurück.«
»Das muss eine Art Geheimwaffe der ULAW sein; ein Superschiff oder etwas in dieser Richtung.«
»Vielleicht«, erwiderte Sam, aber er klang alles andere als überzeugt.
»Na ja, was könnte es denn sonst sein?«
Er wollte nicht einmal darüber nachdenken.
Die beiden sahen gebannt zu, wie der korrekte Orbit mit quälender Langsamkeit wiederhergestellt wurde. Sam saß da und beobachtete die letzte Ausrichtung mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Er hatte sich nur selten, wenn überhaupt, so erleichtert, so aufgeregt und so erschöpft gefühlt, und das alles gleichzeitig.
»Scheiße!«, entfuhr es Denni.
»Was ist denn jetzt schon wieder?« Sams Besorgnis kehrte schlagartig zurück. Einen Moment lang durchzuckte ihn ein Déjà-vu, und er befürchtete irgendeine neue Katastrophe – vielleicht war das strukturelle Gerüst der Station von dem ersten Treffer geschwächt worden und fing nun an, unter der Belastung dieses ungewohnten Manövrierens zusammenzubrechen.
»Die Evakuierung findet jetzt doch nicht mehr statt, oder?«
»Ich hoffe nicht«, antwortete Sam und fragte sich, was er übersehen hatte.
»Das dachte ich mir. Hast du eine Ahnung, wie viel Zeit und Mühe ich für diese verdammten Kalkulationen aufwenden musste?«, jammerte Denni. »Die ganze Arbeit für die Katz!«
Sam starrte seinen Freund verdattert an. »Du willst mich verarschen, was?«
Denni glotzte ein paar Sekunden lang mit völlig ausdrucksloser Miene zurück. Dann grinste er von einem Ohr zum anderen. »Richtig, ich wollte dich verarschen. Gut erkannt.«
18
Als der Mann vor Ort wurde Leyton in geradezu lächerlicher Weise auf Trab gehalten, selbst dann noch, nachdem die Kavallerie eingetroffen war. Als die ULAW endlich aufkreuzte, tat sie dies in voller Stärke, und bald glich New Paris einem besetzten Gebiet. Plötzlich wurde es hier eng, denn überall wimmelte es von Beamten,
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