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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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andere, sowohl an der rechten als auch an der linken Seite. Identische Läden, von ihren jeweiligen Besitzern so ausgestattet, dass sie alle möglichen Waren feilbieten konnten, angefangen von Lebensmitteln bis hin zu Bekleidung, es gab Freizeitartikel und Bedarfsgüter. Hier befand sich das Einkaufszentrum von New Paris, und dieser Korridor war vielleicht die belebteste auf der ganzen Station. Und ausgerechnet hier, in diesem Gewimmel, musste Leyton eine flüchtige Attentäterin verfolgen; wie konnte es auch anders sein?
    Der Weg vor ihm war ein endloses Meer aus wippenden Köpfen und sich bewegenden Gestalten, eine bunte Mischung aus Militär-, ULAW- und zivilen Uniformen, dazwischen eingesprenkelt die unterschiedlichsten Modetrends der Bewohner von New Paris.
    Jemand zupfte an Leytons Arm. Er riss sich los und packte das Handgelenk desjenigen, der ihn berührte; dann wirbelte er herum, das Messer zum Zustoßen bereit, und stand vor einem zu Tode erschrockenen jungen Burschen, der in seiner freien Hand ein Dutzend Masken mit Gesichtern der Byrzaen hielt. Die Augen des Jungen waren weit aufgerissen, und seine Kinnlade klappte herunter. Die dünnen Plastiform-Masken glitten langsam aus seinen Fingern und landeten eine nach der anderen auf dem Boden.
    »Ich … ich wollte Sie nur fragen, ob Sie eine Maske kaufen möchten«, stotterte der Junge, hielt die letzte Maske in seiner Hand hoch und sah aus, als könnte er jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    Leyton funkelte ihn wütend an, ließ die Hand des Bengels los und eilte weiter; hinter ihm kroch der Junge auf den Knien herum und klaubte seine zu Boden gefallene Waren wieder zusammen.
    Hundert Punkte für das Erkennen eines sich neu entwickelnden Marktes und rasches Handeln, diesen zu bedienen, aber Masken mit Byrzaen-Gesichtern? Was um Himmels willen würde als Nächstes kommen?
    Die Frau war nirgends zu sehen, aber sie musste unterwegs zu den Docks sein. Im Laufen prüfte Leyton noch einmal seine logischen Schlussfolgerungen, um sicherzugehen, dass er nicht etwas übersehen hatte. New Paris war nicht besonders groß. Wenn die Frau hierbliebe, würde sie unweigerlich geschnappt werden. Die Station auf schnellstem Wege zu verlassen war ihre einzige Chance. Nein, es waren definitiv die Docks.
    Er setzte sich in Trab, wobei er dauernd ins Stocken geriet, weil er seitwärts ausweichen und sich durch die Menge schieben musste. Er kam nur mühsam voran, doch er tröstete sich mit dem Gedanken, dass seine Beute mit denselben Problemen zu kämpfen hatte. Der Hochweg zu seiner Rechten erschien ihm am günstigsten – weniger Passanten –, deshalb flitzte er die nächste Treppe hinauf und setzte droben seinen Weg fort.
    Hier konnte er Tempo zulegen, richtig rennen anstatt mit Unterbrechungen joggen. Er suchte die vor und unter ihm liegende Strecke ab, überlegte, welche Kleidung Julia Cirese getragen hatte, und fing an, nach ähnlich gekleideten Frauen in der Menge Ausschau zu halten. Die bittere Wahrheit war, dass Julia als Frau zwar ein Blickfang sein mochte, doch die Sachen, die sie anhatte, waren unauffällig, vermutlich mit Absicht so ausgesucht. Ein schlichtes weißes Top, ärmellos, und marineblaue lange Hosen; das Haar im Nacken zu einem Knoten gebunden. Selbstverständlich konnte sich das alles verändert haben – intelligente Hosen passten in Sekundenschnelle die Länge nach den Wünschen des Trägers an, und ein Haarband ließ sich leicht entfernen –, aber irgendwo musste er anfangen.
    Das Einzige, was ihm zugutekam, war die Tatsache, dass Julia Cirese bestimmt keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte, während es ihm einerlei war. Sie würde sich beeilen, keine Frage, aber nicht so rücksichtslos vorpreschen, wie er es konnte. Ihr Vorsprung musste mit jedem Schritt geringer werden.
    Was Rücksichtslosigkeit betraf, so dämmerte ihm, warum auf diesem Hochweg nur so wenige Menschen unterwegs waren, als er über eine Kette sprang, die ihm den Weg versperrte; an der Kette befand sich ein rotes Schild, auf dem in weißen Lettern stand: »Durchgang verboten. Bauarbeiten.«
    Vor ihm war jetzt niemand mehr, und er konnte rennen, was das Zeug hielt.
    Die meisten Korridore in New Paris waren gitterförmig angelegt, wie in einer Stadt auf einem Planeten, und das bedeutete, dass die Hauptdurchgangsstraße, die Leyton nun entlangstürmte, Kreuzungen hatte. Normalerweise kein Problem; die Hochwege überspannten die Lücken, ähnlich wie die Fußgängerbrücken die

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