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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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Uniform mochte ja blendend weiß und fleckenlos sein, aber sein Wesen war so düster und verkorkst, wie man es sich nur wünschen konnte.
    Sobald Kyle das Zwinkern in den Augen des Mannes sah und seine einleitenden Worte hörte: »Was zum Teufel macht man hier, wenn man sich auf diesem Blechhaufen amüsieren will?«, wusste er, dass das Leben an Bord der The Noise Within mit einem Schlag viel interessanter werden würde.
    Die Messe war ein funktionaler, seelenloser Ort, die Speisen, die man dort bekam, waren kaum besser; von der positiven Seite betrachtet, hatte er hier den Vorteil, dass wenigstens keiner auf ihn schoss. Leyton entdeckte jemanden, den er kannte, und steuerte darauf zu. Carver war untersetzt, aber kräftig, kein EyeGee, aber dennoch ein nützlicher Mann, den man in einem Kampf gern an seiner Seite wusste. Sein Gesicht trug eine Narbe, die von einem Ohr über die linke Wange bis zum Mund verlief -kein auffälliges Wundmal, bloß ein Schmiss in der Haut, der störte, aber der Mann hatte es nie für nötig befunden, ihn entfernen zu lassen. Leyton konnte verstehen, warum. Die Schramme hob die Symmetrie auf, ließ das Gesicht weniger liebenswert erscheinen. Während der Grundausbildung hatte man Carver wegen seines runden Gesichts, des klaren Teints und des unschuldigen Ausdrucks den Spitznamen »Baby« verpasst; kein angenehmes Markenzeichen für jemand, der Wert auf sein Image legte, mit allen Wassern der Straße gewaschen zu sein.
    Leyton erinnerte sich daran, wie er einmal an einem lange zurückliegenden Abend in halb betrunkenem Zustand versucht hatte, den jüngeren Carver davon zu überzeugen, dass ihm dies zu seinem Vorteil gereichen konnte; indem er sich einen Ruf als hartgesottener, tollkühner Draufgänger erwarb, konnte er die Situation auf den Kopf stellen und den niedlichen Spitznamen als Abzeichen tragen, ein ironisches Antonym für den Teufelskerl, der er in Wirklichkeit war. Aber Carver schien sich nie für die Idee zu erwärmen und blieb fest entschlossen, den abwertenden Spitznamen loszuwerden. Und so weit der EyeGee wusste, war es ihm auch gelungen.
    Carver knurrte eine Begrüßung, als Leyton seinen Teller auf den Tisch stellte und sich auf den Platz ihm gegenüber fallen ließ. Der Mann blickte hoch, ohne den Kopf zu heben, eifrig damit beschäftigt, sich die nächste Gabel voll Pampe in den Mund zu schaufeln. Zu den Dingen, die Leyton verpasste, seit er als EyeGee aktiv war, gehörte der »Spindstuben« -Klatsch. Meistens fasste er das als Segen auf, denn zur Hauptsache bestand dieser Tratsch aus totalem Blödsinn und heißer Luft, aus dem blauen Dunst heraus fabrizierte Taktlosigkeiten; doch hin und wieder kam aus der Gerüchteküche auch etwas Brauchbares, und Carver hatte seit jeher den Dreh herausgehabt, wie man die Spreu vom Weizen trennte. Zumal er nicht widerstehen konnte, sich aufzuspielen, wenn er tatsächlich etwas von Bedeutung wusste, deshalb fing Leyton gar nicht erst an, ihn zu bedrängen – er gönnte Carver die Satisfaktion nicht –, sondern hielt lieber den Mund und wartete darauf, dass sein Gegenüber das Gespräch eröffnete.
    »Und wie ist das Leben so mit den HighflyGees?«
    Eines hatte Leyton vergessen, oder vielleicht auch bewusst verdrängt, und das war Carvers kindischer Sinn für Humor. »Hektisch, wie immer.«
    »Nach dem, was ich so höre, wird es wohl so schnell auch nicht ruhiger werden.«
    »Nun, das überrascht mich nicht.« Leyton weigerte sich immer noch, den Köder zu schlucken, sondern konzentrierte sich stattdessen auf seinen Teller. Er versuchte herauszufinden, Was diese langen, grünen, schlaffen Stängel gewesen sein mochten, ehe sie bis zur Unkenntlichkeit bestrahlt wurden. Bestimmt irgendein Gemüse, aber ihr kaum wahrnehmbarer fader Geschmack bot keinerlei Anhaltspunkt.
    »Eine große Operation ist geplant«, fuhr Carver fort. »Morgen, spätestens übermorgen soll ein Massen-Briefing stattfinden. Jeder ist von seinem Dienst entbunden, um daran teilnehmen zu können, einschließlich ihr Eye-Gees. So heißt es zumindest.«
    Jetzt war Leyton an der Reihe zu knurren. Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Fleisch zu, das in Klumpen stolz aus der klebrigen braunen Sauce aufragte wie Inseln in einem Sumpf. Die Brocken waren genauso wenig zu identifizieren wie das Gemüse.
    Ein Massen-Briefing für eine bedeutende Operation. Für Leyton war das gleichbedeutend mit der Aussicht, dass er als bewaffneter Begleitschutz bei der Mission eines anderen

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