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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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verbrannt, und dieser Teil des Raumes wurde von der Sprinkleranlage besprüht; die spärlichen Teppichfetzen und die Trümmer der zerstörten Maschine, die immer noch glühten, verschwanden schnell in einem sprudelnden Schaum aus Chemikalien und Wasser.
    »Also doch eine Bombe.«
    »Ja«, bestätigte Phil, »aber mit ziemlich begrenzter Wirkung, wie vorherzusehen war. Es ist kein struktureller Schaden entstanden, und – lass uns ehrlich sein – auf diesen Teppich hast du noch nie viel Wert gelegt.«
    Philip lachte. »Stimmt.«
    »Ach ja, die Sicherheitskräfte befinden sich auf dem Weg nach oben.«
    »Besser spät als nie.«
    Die Haus-Security! Die Konsequenzen waren fast genauso grauenhaft wie das, was er gerade durchgemacht hatte: Bürokratie, sich wiederholende Kommentare und eine nicht enden wollende, engstirnige Pedanterie. Schon wieder. Aber damit fand Philip sich ab. Was ihn zurzeit viel mehr beschäftigte, war die ihm dämmernde Erkenntnis, dass er alles in seiner Macht Stehende getan hatte, um sich zu retten; es war ihm gelungen, den »Todeswünsch«, den Mordauftrag, der gegen ihn lief, aufzuheben, doch das hatte die Attentäter nicht daran gehindert, ihn anzugreifen. Er blickte auf die zerfetzte Hülle der Aufklärungsdrohne, oder zumindest auf den größten übrig gebliebenen Brocken ihres fleckigen, glanzlosen Metallkörpers, der direkt in der Tür lag, halb vergraben unter einem Hügel aus Schaum, der auch jetzt noch nicht aufgehört hatte zu brodeln. Dieses Mal hatte er noch Glück gehabt, aber früher oder später musste einfach die große Katastrophe passieren.
    Diesen erquicklichen Gedanken konnte er hätscheln, als es ihm endlich erlaubt war, sich wieder in sein Bett zu legen.

8
    Die The Noise Within stürzte Kyle in eine nicht geringe Verwirrung, und er gestand sich ein, dass er vermutlich den größten Fehler seines Lebens begangen hatte, als er sich freiwillig an Bord dieses Schiffes begab. Zumindest bis jetzt; er schloss die Möglichkeit nicht aus, sich eines Tages noch viel schlimmer zu vergaloppieren, aber bis dahin reichte ihm dieser Irrtum völlig.
    Kurz nachdem er an Bord gekommen war, begann er, seinen impulsiven Sprung ins Ungewisse zu bereuen, und The Lady J vermisste er sofort, nicht zuletzt deshalb, weil aber auch gar nichts an seinem neuen Schiff auch nur entfernt seinen Erwartungen entsprach. Nichts hier ergab für ihn einen Sinn.
    Bizarrerweise förderte The Noise Within Erinnerungen an seine Kindheit und seine Tante Tamzin zutage, die er als Junge ein-, zweimal im Jahr in ihrem Haus besuchen musste, um mit zwei Cousins zu spielen, die ein paar Jahre jünger waren als er, die er nie wirklich leiden konnte und mit denen er seit Beginn der Pubertät kaum gesprochen hatte. Nur war es immer ein anderes Haus gewesen. Tante Tamzin und Onkel Andrew zogen häufig um, aus Gründen, die zu hinterfragen ihm damals nie in den Sinn gekommen wäre; also fand jeder Besuch an einer neuen Adresse statt, jedenfalls hielten seine Kindheitserinnerungen daran fest. Von diesen Aufenthalten war nur wenig in seinem Gedächtnis haften geblieben.
    Bis auf zwei Dinge, an die er sich bis zum heutigen Tag erinnerte.
    Das erste war der missbilligende, finstere Blick seiner Tante. Sie ermahnte ihn nie, er solle aufhören, mit irgendetwas zu spielen, und nie verbot sie ihm, irgendwelche Gegenstände anzurühren. Das wäre auch gar nicht nötig gewesen. Sie saß da auf einem hochlehnigen Stuhl, der stets derselbe blieb, obwohl er dauernd in einem anderen Haus und in einer veränderten Umgebung stand. In steifer, aufrechter Haltung, angetan mit einem eleganten und dennoch streng wirkendem Kleid, drehte sie sich nur zu ihm um. Ein wütendes Funkeln ihrer Augen genügte, und seine Hände hörten von selbst auf, sich zu bewegen, während sämtliche Energie und der Drang, etwas zu betasten, aus ihm entwichen, als würden sie von einem Blutegel herausgesogen.
    Den bösesten Blick, mit dem sie ihn jemals abgestraft hatte, fing er sich ein, nachdem er ein Spielzeug seiner Cousins auseinandergenommen hatte – einen ferngesteuerten Starfighter, der fürchterlich wackelte, wenn man ihm befahl zu schweben. Alles, was er brauchte, war eine leichte Korrektur des gyroskopischen Sensors, und er wäre intakt gewesen, aber wollte jemand auf ihn hören?
    Nein, natürlich nicht. An diesem Tag wurde er in Schimpf und Schande nach Hause geschleppt; zurück blieben seine heulenden, untröstlichen Cousins und die abmontierten Teile

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