Geisterjagd
zu viel auf ihn verlassen. Philip war fest davon überzeugt, dass sie die letzten Phasen des Projekts auch während seiner Abwesenheit überwachen konnte, trotz des Handicaps dieser neuen einmonatigen Frist, aber würde sie das genauso sehen?
Als es dann so weit war, schluckte Susan die Mitteilung, er müsse verreisen, »um Werkanlagen der Firma auf anderen Welten zu besuchen«, in ihrer ureigenen Art und Weise; er hätte sich gleich denken können, dass sie ihm kein Wort von der offiziellen Erklärung abnahm.
»Ich habe die Nachrichten gesehen, Philip. Selbst wenn ich die genaue Situation nicht kenne, so kann ich doch schlussfolgern, dass Sie einen guten Grund haben, sich rar zu machen, und ich weiß, dass Sie gerade zu dieser Zeit nicht verreisen würden, wenn es nicht unbedingt sein müsste.« Mit offensichtlicher Verlegenheit fügte sie hinzu: »Falls es noch etwas gibt, worüber Sie sprechen möchten … na ja, Sie wissen ja, wo Sie mich finden.«
Er lächelte, aufrichtig gerührt von ihrer Besorgnis, die eindeutig nicht gespielt war. »Danke, Susan. Das weiß ich zu schätzen, wirklich, aber die Situation, auf die Sie sich beziehen, wird bereits bereinigt, jedenfalls hoffe ich das.«
»Also ist Ihre Abreise …«
»Eine Vorsichtsmaßnahme, weiter nichts. Ich verschwinde nur so lange, bis sich der Staub wieder gelegt hat. Außerdem verschafft mir das die Möglichkeit, ein paar Dinge zu unternehmen, nach denen ich schon eine ganze Weile lechze; bis jetzt war ich nur nie dazu gekommen, weil ich so stark in das Projekt eingebunden war.«
Sie lächelte, weil sie dieses Gefühl nur allzu gut nachvollziehen konnte. »Nun denn, amüsieren Sie sich gut, aber dass Sie mir ja heil und gesund zurückkommen. Ich habe keine Lust, auf Dauer an vorderster Front der Forschungsarbeiten zu stehen.«
»Das will auch keiner vom Vorstand, so viel kann ich Ihnen versprechen.«
»Was?« Mit einem Ruck hob sie den Kopf, als hätte sie diese angedeutete Beleidigung verprellt.
»Als Erstes würde das bedeuten, dass wir Ihnen ein höheres Gehalt zahlen müssten«, beschied er ihr mit betont gleichgültiger Miene, obwohl er innerlich breit grinste, als sie ihm mit geballter Faust gegen den Arm boxte.
Er musste noch eine Reihe notwendiger Anrufe erledigen, einschließlich der, die erforderlich waren, um sicherzugehen, dass Catherines Autorität während seiner Abwesenheit nicht infrage gestellt würde; doch in verblüffend kurzer Zeit blieb nur noch ein einziges Telefonat übrig. Er hatte es sich bis ganz zuletzt aufgehoben, denn dass dieses Gespräch nötig wurde, bedauerte er am meisten; es war fast, als hoffte er, etwas würde seine Abreise verzögern und somit den Anruf überflüssig machen. Die Versuchung, einen Tag länger zu bleiben, war groß gewesen, aber noch eine Nacht wie die letzte wollte er sich ersparen, und der – oder die? – Attentäter, der es auf ihn abgesehen hatte, lief immer noch frei herum, deshalb …
Er stellte fest, dass er mit ihrem Partial sprach, und war gleichzeitig enttäuscht und erleichtert, als es ihm mitteilte, dass Julia Cirese augenblicklich keine Zeit für ihn hätte. Das Partial versprach, seine Nachricht in Ton und Bild weiterzugeben, sobald es ihr möglich sei, den Anruf entgegenzunehmen.
»Hallo Julia. Es ist mir schrecklich unangenehm, aber leider muss ich diesen Abend verschieben. Es hat sich ein dringendes Problem ergeben, und ich verlasse den Planeten; ich reise noch heute ab. Sobald ich zurück bin, setze ich mich mit Ihnen in Verbindung und … ähem … wir vereinbaren einen neuen Termin … falls es Ihnen recht ist. Noch einmal, es tut mir wirklich leid; ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf diesen Abend gefreut habe. Also, auf Wiedersehen, ich melde mich bei Ihnen.«
Er unterbrach die Verbindung, bevor die Gelegenheit, noch weiterzuplappern, einen Vollidioten aus ihm machte.
Verdammt! Er hoffte voller Inbrunst, dass sich die Sache mit Julia nicht als eine dieser Geschichten entpuppte, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt waren.
Dann besann er sich und analysierte den Gedanken. Fühlte er sich wirklich so hingezogen zu dieser Julia Cirese, eine Frau, der er nur flüchtig begegnet war? Die ehrliche Antwort lautete: Ja. Sie war hinreißend, und er war total vernarrt in sie, nicht wegen ihres tiefgründigen Charakters oder ihrer Persönlichkeit – über ihre Wesenszüge wusste er so gut wie nichts –, sondern einzig und allein wegen ihres Aussehens. War
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