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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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Sorgen. Er war verknallt in sie. Er wusste es, und sie wusste es, so wie sie beide wussten, dass sie seine Liebe nie würde erwidern können.
    Seine verkrüppelte Hand hielt er dicht vor seinen Bauch, eine Gewohnheit, die völlig unbewusst war; mit der gesunden Hand umklammerte er sie, als wolle er die unausgewogene Kombination aus organischen und künstlichen Fingern schützen.
    »Ich dachte, jetzt sei deine Schicht in der Kuppel.« Er keuchte, nach dem raschen Sprint ein wenig außer Atem.
    »Da war ich auch. Bis ich einen Anruf von Nyles bekam. Er hat mich in die Nabe beordert.«
    »Oh, wow! Das heißt, du wirst eine der Ersten sein, die es erfahren.«
    »Was soll ich erfahren?«
    »Was immer es ist, das hier gespielt wird. Irgendwas ist los, aber keiner scheint zu wissen, was, oder wenn sie es wissen, verraten sie es nicht.«
    »Wirklich?« Das alles musste ganz frisch sein; bevor sie die Kuppel angesteuert hatte, war ihr nichts Ungewöhnliches aufgefallen.
    »Ja, wirklich). Nyles’ Kumpane wieseln durch die Gegend, als erwarteten sie jeden Moment das Eintreffen einer echt bedeutenden Persönlichkeit. Ganz bestimmt ist das der Grund, weshalb er dich sehen will. Du weihst mich doch ein, Keth, nicht wahr – sobald du herausgefunden hast, was hier abgeht.«
    »Klar, wenn ich kann«, sicherte sie ihm zu und lachte, denn Simons Appetit auf Tratsch kannte sie nur allzu gut; ausgeschlossen zu werden, wenn sich ausnahmsweise einmal etwas ergab, das nach einem saftigen Leckerbissen roch, musste ihn garantiert in den Wahnsinn treiben. Sie wandte sich zum Gehen. »Ich muss weiter.«
    »Ich weiß. Und vergiss nicht, mich anzurufen«, brüllte er ihr hinterher.
    »Wir werden sehen.«
    Wie vorherzusehen war, befand sich Nyles schon in der Nabe und wartete auf sie; er tigerte durch das Auditorium, dessen glänzend polierter Boden das Emblem einer Sache trug, die vor langer Zeit in einem Krieg verlorenging, den die falsche Seite von Anfang an hatte gewinnen müssen. Die Alliierten waren nie mehr als ein Zusammenschluss widerwillig miteinander kooperierender Staaten, denen die Zielgerichtetheit und die generelle Einmütigkeit der United League of Worlds fehlten. Das Zugeständnis, ein »A« einzufügen, damit daraus die »United League of Allied Worlds« wurde, die dann in den Nachwehen des Kriegs die Zügel in die Hand nahm, um die Geschicke der in die Brüche gegangenen menschlichen Gesellschaft zu lenken, hatte niemanden getäuscht. Nur die verbissensten und unbelehrbarsten Linientreuen konnten in dem Ergebnis keinen Sieg der ULAW sehen.
    Kethi fragte sich, ob jemand dieses Symbol eigentlich noch wahrnahm; falls ja, dann war es mit Sicherheit Nyles. Sie fragte sich auch, und das nicht zum ersten Mal, ob die »Bereiten« womöglich doch das Zünglein an der Waage gebildet hätten und imstande gewesen wären, den Krieg zu gewinnen, wenn Anderson einen anderen Kurs eingeschlagen hätte. Eine überflüssige Frage; das alles gehörte nun der Vergangenheit an, und ihre einzige Option bestand darin, sich mit der realen Gegenwart auseinanderzusetzen.
    Sie verscheuchte ihre ketzerischen Gedanken, als Nyles in seiner Wanderung innehielt und sich ihr zuwandte. Wer ihn jetzt sah, erblickte nicht den Helden, der er war, sondern einen scheinbar müden und alten Mann. Während der letzten Jahre war sein vorzeitig ergrautes Haar, das selbst während des Kriegs als sein Erkennungsmerkmal galt, allmählich einer Stirnglatze gewichen.
    »Ah, Kethi, da sind Sie ja.«
    »Tut mir leid, wenn ich Sie warten ließ, Nyles.«
    »Macht nichts«, versicherte er und lächelte, um die Aussage zu unterstreichen. Es war typisch für Nyles, den Sarkasmus gar nicht herauszuhören.
    »Was gibt’s?«
    »Ich zeige es Ihnen. Bild.« Das letzte Wort sprach er in die leere Luft hinein.
    Ein bauchiges, plumpes Sternenschiff erschien in dem freien Raum zwischen ihnen.
    »Ein hässliches Dingsda, nicht wahr?«, meinte Kethi.
    »The Noise Within. Haben Sie schon mal was von diesem Schiff gehört?«
    Kethi schüttelte den Kopf und wunderte sich, worauf das alles abzielte. »Nein, tut mir leid. Ist mir da etwas entgangen?«
    »Es tauchte aus dem Nichts auf, um unter der Luxusklasse der ULAW-Flotte ein ziemliches Chaos anzurichten – anscheinend kaperte es Kreuzfahrtschiffe, wählte die Prise aber mit großer Sorgfalt aus.«
    »Ein Pirat?« Kethi schnaubte verächtlich durch die Nase und stellte sich die Frage, ob Nyles noch ganz bei Trost war. »Kommen Sie, Nyles,

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