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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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den Vorhang; seine Füße scharrten über den Boden, damit er nicht wie eine baumelnde Kleiderpuppe von der Faust des Mannes hing.
    Als er von draußen wieder in die Hütte kam, war der Gestank noch widerlicher als bei seinem Aufwachen. Caz schien immer noch weggetreten zu sein, aber Juana fing an, sich zu rühren – vielleicht gestört durch das Gerangel und Carlas Schreie, aber vielleicht hatte ihr Stoffwechsel mittlerweile auch nur genug von dem Giazyu abgebaut, sodass ihr Körper allmählich wieder funktionierte.
    »Was soll diese Schei …«, legte Juana los, als sie hereinplatzten. Wahrscheinlich fragte sie sich beim Anblick ihres Bruders, der von der Faust des Fremden pendelte wie ein ausgenommener conejo, den man zum Trocknen nach draußen gehängt hat, ob sie wirklich schon aufgewacht war.
    Der Fremde schnauzte sie an: »Sag mir, wer das ist.« Den Lauf der Waffe knallte er gegen Emilios Schläfe, worauf der Junge zusammenzuckte und zurückwich, so weit er es vermochte. Was, wenn der Finger des Mannes zuckte? Was, wenn die Waffe losging? So konnte es doch nicht enden!
    Juana zwinkerte blöde, als hoffte sie, ihre Augenlider könnten diese Erscheinung wegwischen. Endlich zeigte Caz Anzeichen von Leben, wälzte sich herum und stöhnte.
    »Sag’s mir!«
    »Sag’s ihm schon, Juana, verdammt noch mal!«, hörte Emilio sich kreischen. Es interessierte ihn nicht mehr, aus welchem Grund der Fremde hier war, er wollte nur, dass der Lauf der Waffe nicht mehr gegen seine Schläfe drückte.
    Anscheinend schloss Juana, dass das alles wirklich passierte, oder dass sie wenigstens so tun konnte, als sei dies real. Sie starrte ihn an. »Emilio … Bruder … was geht hier vor?«
    »Das genügt mir.« Endlich ließ der Druck der Waffe nach, obwohl Emilio hätte schwören können, dass er ihn selbst dann noch spüren konnte, als er sah, wie sie in Juanas Richtung geschwenkt wurde. »Ihr zwei da, raus hier!«
    Weder Juana noch der völlig benebelte Caz machten irgendwelche Anstalten, sich zu bewegen.
    »Ich sagte raus hier! Oder ich erschieße zuerst dieses Stück Scheiße und danach euch beide!«
    Das drang zu ihnen durch. Juana rappelte sich hoch und half dem verwirrten Caz, auf die Beine zu kommen; dann schleifte sie ihn fast an ihnen vorbei und durch die Tür. Am liebsten hätte Emilio wieder geschrien, er wollte Juana anflehen, ihn nicht mit diesem Wahnsinnigen allein zu lassen; aber er war zu verängstigt, um seine Not und die Furcht zu artikulieren, zu eingeschüchtert, um die Worte zu äußern, deshalb schrie er sie einfach nur in seinem Kopf.
    Dann standen nur noch sie beide in der Hütte.
    Der Mann warf ihn auf die Schlafmatten. Endlich war der zermalmende Griff um seinen Nacken weg, und er fühlte sich wieder imstande zu denken, zu handeln. Nur dass die Waffe immer noch da war, sie lag auf einem Knie, als der Fremde vor ihm in die Hocke ging.
    »Also, Emilio«, begann er langsam und wie beiläufig, als seien sie alte Freunde, »man sagte mir, du seist hier der lokale Hengst, der das Gras wachsen hört und seinen Pimmel in jedem Club verkauft. Du seist ›Der Mann‹, wenn man wissen will, was hier so abgeht. Hab ich recht?«
    »Klar.« Emilio rang sich ein Grinsen ab und gewann eine Spur seiner üblichen Dreistigkeit zurück. »Ich höre Sachen, erfahre alles.« Im Augenblick war er bereit, alles zu sagen, was der Fremde hören wollte, Hauptsache, er bedrohte ihn nicht wieder mit der Waffe; aber in diesem speziellen Punkt brauchte er nicht zu lügen. Es entsprach der Wahrheit.
    »Das ist gut.« Der Mann brachte etwas zum Vorschein, ein Blatt mit vier Fotos. »Erkennst du einen von diesen hier?«
    Emilio betrachtete die Bilder. Vier forastcerdos, aber keinen von ihnen hatte er schon mal gesehen. Er war versucht zu scherzen, dass für ihn alle forastcerdos gleich aussahen, besann sich aber anders; erstens stimmte das nicht, und zum anderen machte der Fremde nicht den Eindruck, als hätte er viel Sinn für Humor, deshalb schüttelte er bloß den Kopf.
    Der Mann knurrte. Plötzlich hielt er Geld in der Hand. Nicht den einheimischen Mist, der auf Papier gedruckt war, das sich auflösen konnte, wenn man zu lange darauf starrte, sondern echte Universal Standards, die sogar ein paar Wäschen überlebten. Vielleicht wollte der Dreckskerl ihn ja doch noch ficken.
    »Solltest du einen von diesen vier Männern sehen, rufst du mich sofort an.« Der Fremde zog ein winziges Komm-Gerät aus seiner Tasche und gab es zusammen mit

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