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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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den Fotos an Emilio weiter. »Das Ding ist mit meiner Nummer vorprogrammiert, andere Anrufe sind nicht möglich. Nicht vergessen, ruf mich unverzüglich an, egal zu welcher Zeit, bei Tag oder bei Nacht, wenn du sie siehst.«
    »Ja, ja doch, ich hab’s kapiert.« Emilio fixierte immer noch das Geld.
    »Hier sind 50 US, um sicherzugehen, dass du es auch wirklich tust.«
    Fünfzig? Für diese ungeheure Summe hätte der forastcerdo ihn für den Rest der Woche haben können. Er streckte die Hand aus, um ihm das Geld abzunehmen, aber der Fremde ließ es nicht los. »Das ist nur die Anzahlung. Für dich ist noch mal das Zwanzigfache drin, wenn du mich zu einem dieser vier Männer führst. Das wären dann tausend Universal Standards.« Der Fremde legte eine ungemein präzise Betonung auf jedes einzelne Wort, als wäre Emilio eine Art Einfaltspinsel. »Sind wir im Geschäft?«
    »Teufel noch mal, ja!« Emilio konnte sein Glück kaum fassen. Das reichte aus, um sich eine Schiffspassage zu kaufen und diesen gottverfluchten Misthaufen auf immer und ewig zu verlassen. »Für tausend US liefere ich Ihnen alle vier dieser forasteerdos. Wenn sie sich irgendwo auf diesem Planeten aufhalten, werde ich sie finden, und dazu spendiere ich Ihnen noch ein, zwei Nächte mit meiner Schwester, falls Sie sie haben wollen.«
    Der Fremde glotzte ihn nur an, ehe er aufstand und zur Tür ging. Emilio kümmert es nicht; er grinste von einem Ohr zum anderen, teils aus Erleichterung und teils wegen der fünfzig US, die er mit der Hand umklammerte. Das Beste daran war, dass er sich nicht einmal vornüberbeugen und die Hose runterlassen musste, um das Geld zu bekommen.
    Er angelte eine Hose vom Fußboden, zog sie an und folgte dem Fremden nach draußen; es war weniger Schamhaftigkeit, weshalb er sich ankleidete, sondern weil er Taschen brauchte, um das Geld und die Komm-Einheit zu verstauen. Er hatte nicht vor, seinen unverhofften Reichtum zur Schau zu stellen. Vor dem Verschlag hatte sich eine kleine Menge zusammengerottet; einige Leute trugen behelfsmäßige Keulen, man sah sogar ein, zwei Messer, aber Emilio vergegenwärtigte sich, dass zu keiner Zeit jemand versucht hatte, in die Hütte zu stürmen und ihm zu helfen. Diese Schar machte den Eindruck von Leuten, die glaubten, dass sie eigentlich eingreifen müssten, aber tief in ihrem Innern nicht die geringste Lust dazu verspürten. Caz und Juana waren dabei; sein Kumpel schien wütend zu sein, während Juana nur verletzlich und ängstlich aussah. Die Rolle der »Verletzlichen« lag ihr besonders gut – auf diese Weise verdiente sie ihren Lebensunterhalt. Sie hatte sich in ein ausgeborgtes Umschlagtuch gewickelt in dem Bemühen, ihre Blöße zu bedecken; dabei wusste sie nicht mal, was Schamgefühl überhaupt war.
    Der Fremde begegnete der Meute mit einer Nonchalance, die darauf hindeutete, dass eine derartige Konfrontation für ihn etwas Alltägliches war. Er stand da mit verschränkten Armen, die Füße fest auf den Boden gepflanzt. Tatsächlich kam es Emilio so vor, als ob der Mann die Situation auch noch lustig fände. Mit betont wiegendem Gang verließ Emilio die Hütte und stellte sich neben den Fremden.
    »Hey, danke und so weiter, aber ich und mein Mann hier haben gerade nur was Geschäftliches besprochen, das war auch schon alles.«
    »Ganz ehrlich, Junge? Und er hat dich auch nicht gezwungen?«
    Das war wirklich absurd; hätte jemand ihn in einer der dreckigen Seitengassen des Strip vergewaltigt, hätte sich kein Mensch darum geschert; alle hätten bloß verächtlich durch die Nase geschnaubt und gesagt, es geschähe ihm recht. Aber weil dieser Fremde es gewagt hatte, ihre Welt zu betreten und durch ihre Straßen zu marschieren, kamen plötzlich alle herbeigeeilt und mimten die fürsorglichen Nachbarn.
    »Nee, alles in schönster Ordnung.«
    Es gab ein paar gemurmelte Flüche und finstere Mienen, als die Menge sich langsam zerstreute; die bösen Blicke galten jedoch hauptsächlich Emilio anstatt dem Fremden, was verrückt war. Ihm, Emilio, konnte man nun wirklich nichts vorwerfen, ihn traf überhaupt keine Schuld.
    Der Fremde entfernte sich genauso gelassen, wie er gekommen war.
    Carla stand immer noch da. Während sich alle anderen nach und nach verkrümelten, steuerte sie auf Emilio zu.
    »Ist mit dir wirklich alles in Ordnung, Emilio?« Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter; auf seiner nackten Haut fühlte sich die Berührung warm an.
    »Klar, du kennst mich doch.

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