Geisterjagd
bisschen zu bereitwillig zu akzeptieren. Falls ja, dann hatte Drevers eindeutig nie bei der Navy gedient; eine Tatsache, für die Kyle schon bald sehr dankbar sein sollte, denn die ständigen Nörgeleien und Proteste des Neuankömmlings schienen Wirkung zu zeigen. Man erlaubte ihnen beiden sogar, an der nächsten Aktion teilzunehmen, der Operation, bei der sie Blaine und Hammond rekrutierten. Kyle war fest davon überzeugt, dass nur ihre Anwesenheit die Männer dazu veranlasste, zur The Noise Within überzulaufen, ein Aspekt, der gar nicht stark genug betont werden konnte.
»Es liegt doch wohl klar auf der Hand«, wandte er sich später an Drevers, als sie wieder an Bord des Schiffs waren, »unsere Redegewandtheit und unser unwiderstehlicher Humor müssen einfach verlockender sein als das übliche fade Geleier der Zombies.« Die Worte waren nicht nur an Drevers, sondern in gleichem Maße an die wie auch immer gearteten Individuen gerichtet, die das Schiff steuerten.
Kyle hatte schon längst den Schluss gezogen, dass alles, was sie sagten und taten, beobachtet wurde. Ohne offen über dieses Thema zu diskutieren, waren er und Drevers sich einig, dass er mit seiner Annahme recht hatte. Der Gedanke, ausspioniert zu werden, hatte ihn anfangs maßlos geärgert, doch allmählich fasste er es als Herausforderung auf und hatte sich vorgenommen, die wirklichen Herren des Schiffs – wer immer diese sein mochten – davon zu überzeugen, dass er ein wertvoller, sogar unentbehrlicher Trumpf war, und ganz gewiss viel nützlicher als die »alte Crew«, die Zombies. Je mehr Zeit verging, umso stärker erhärtete sich sein Verdacht, dass diese Gestalten überhaupt nicht menschlich waren, sondern leere, ferngesteuerte Hüllen.
Weder er noch Drevers waren abgeneigt, die Situation zu ihren Gunsten zu manipulieren.
»Weißt du, die machen einen riesengroßen Fehler«, legte Drevers nach, eindeutig ein Publikum ansprechend. »Im Augenblick behandeln sie uns kaum besser als Gefangene.«
Kyle nickte heftig mit dem Kopf, um seine Zustimmung zu bekunden. »Genau. Wir vier haben uns aus freien Stücken dieser Crew angeschlossen, deshalb sollte man annehmen, sie würden dafür sorgen, dass wir auch erpicht darauf sind, hierzubleiben, anstatt diesen Schritt zu bedauern.«
»Richtig. Ich meine, das hier ist nicht gerade ein Feriencamp, und ein Mann hat schließlich Bedürfnisse …«
Abermals nickte Kyle voller Inbrunst. »Was würde ich nicht alles geben für eine richtig leckere Mahlzeit, ein anständiges Bier – gut gekühlt – und ein paar Stunden allein mit einer willigen Frau.«
»Dem schließe ich mich an; jeder, der mir das bietet, könnte sich bis in alle Ewigkeit auf meine Loyalität verlassen.«
»Darauf trinke ich!« Sie stießen mit ihren identischen, garantiert bruchfesten Duroplast-Bechern an, ehe sie jeder einen Schluck des fast nach gar nichts schmeckenden, recycelten und alkoholfreien Biers tranken, das von allen Getränken, welche die The Noise Within zu bieten hatte, einem echten Drink noch am nächsten kam.
Im Lauf der Jahre, in denen er sich nach seiner Entlassung aus der Navy im Dschungel der Raumschifffahrt herumgetrieben hatte, lernte Kyle so ziemlich jeden Typ von altersschwachen und defekten Getränkeautomaten und verlotterten, unhygienischen Autokombüsen kennen, die die Menschen je erfunden hatten; jedes einzelne Stück hatte er mit liebevoller Hingabe gewartet und repariert, und wenn nur, um sich selbst und den Rest der Crew vor einer Vergiftung zu bewahren. Als er einen ersten Blick auf die Geräte an Bord der The Noise Within warf, hatte er das Gefühl, alte Freunde wiederzusehen. Diese Apparate entsprachen exakt denselben Modellen, an die er sich aus seiner Militärzeit erinnerte.
Während der langen Phase der durch nichts unterbrochenen Eintönigkeit, die seiner Ankunft auf der The Noise Within folgte, beschäftigte sich Kyle damit, jede einzelne an Bord befindliche Anlage der Reihe nach auseinanderzunehmen, zu inspizieren, zu säubern und danach Stück für Stück wieder zusammenzusetzen, um sicherzugehen, dass alle mit optimaler Leistung funktionierten.
Offenbar war sein Hang zu solchen Dingen nicht unbemerkt geblieben.
Als die unförmige Gestalt von Zombie Nummer eins sich vor ihm und Drevers aufpflanzte, nahmen beide an, dies signalisiere den Beginn eines neuen Überfalls, obwohl der letzte erst kürzlich erfolgt war. Allerdings stellte die Figur im Raumanzug sofort klar, dass dieses Mal nur
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