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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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nötig war, um sich der allgegenwärtigen Insektenschwärme zu erwehren. Bestimmt hätte auch eine einfache Injektion genügt, um dieselbe Wirkung zu erzielen. Wahrscheinlich durch die Hitze angelockt, setzten einem die übergroßen Blutsauger mit ihren gemeinen Bissen zu, und sie schienen überall zu sein.
    Im Gegensatz zu diesem Flop erfüllte der Sonnenaufgang auf Dendra nicht nur seine Erwartungen, er überstieg sie sogar. Die berühmten Kristallklippen boten ein unvergessliches Schauspiel; ein Kaleidoskop aus sich brechenden Regenbogenfarben tanzte über den unter den Gipfeln liegenden Nebeln und erzeugte atemberaubende Effekte, als sich die Schwaden in Wolken aus sich ständig verändernden Primär- und Pastellfarben verwandelten. Kein Wunder, dass dieser Anblick über Jahrhunderte hinweg Künstler und Poeten inspiriert hatte.
    Die singenden Klippen auf Velamore waren weniger spektakulär. Die kurze Zeit, die er auf dem Planeten verbrachte, gehörte zu den ruhigsten Perioden aus aufeinanderfolgenden Tagen, welche man in der Gegend je erlebt hatte; jedenfalls behaupteten das die Einheimischen. Selbst während der windigsten Augenblicke seines Aufenthalts gaben die porösen Klippenwände, die mit Myriaden von spitz zulaufenden Röhren durchsetzt waren, kaum einen Seufzer von sich, und erst recht kein Lied. Trotzdem kam er dazu, sich das Alabastermeer anzusehen und mit den Leviathanen zu schwimmen; angeblich waren dies die einzigen überlebenden Kreaturen, die den sagenumwobenen Walen der Alten Erde am nächsten kamen. Ihre schiere Majestät verblüffte ihn. Der Gedanke, dass diese gigantischen, würdevollen Wesen, die neben ihm durch das Wasser glitten, seinen Körper mit einem einzigen Schlag der Schwanzflosse zerschmettern konnten, dies aber nicht taten, weil sie keine Notiz von ihm nahmen, wirkte auf seltsame Weise ernüchternd. Das Erlebnis erzeugte in ihm ein Gefühl heiterer Gelassenheit, das die Enttäuschung über die schweigenden Klippen mehr als wettmachte.
    Auf Callus III wanderte er entlang den Geisterpfaden in einem der stummen Wälder. Es hieß, wer einmal in einen solchen Wald eindrang, fände ohne Hilfe nie wieder heraus; ganz gleich, welchen Weg man einschlug und egal wie entschlossen man sich in einer gerade Linie bewegte, am Ende gelange man immer auf die Lichtung zurück, die im Herzen des Waldes lag.
    Zu seinem großen Entzücken merkte Philip schon bald, dass diese Behauptungen hundertprozentig stimmten.
    Dreimal brach er von der Lichtung auf, zweimal allein und beim dritten Mal in Gesellschaft einer lebhaften blonden Rucksacktouristin, die sich ihm als Layla vorstellte, und jedes Mal landete er binnen einer Stunde wieder am selben Ort.
    Verstandesmäßig wusste Philip, was dieses Phänomen verursachte. Er war sich völlig darüber im Klaren, dass der Waldboden mit einer Art von Moos bedeckt war, auf dem es sich zwar angenehm weich laufen ließ, doch gleichzeitig besaß es eine unheimliche Eigenschaft. Bei jedem Schritt, den man darauf tat, wurden mikroskopisch kleine Sporen in die Atmosphäre geschleudert, die man unweigerlich einatmete. Die Sporen verwirrten die Sinne auf eine einzigartige Weise, sie bewirkten, dass eine Person ständig im Kreis lief, und wenn sie sich noch so sehr bemühte, dies zu verhindern. Es handelte sich um eine Methode zur Nahrungsbeschaffung, dazu entwickelt, die lokale Fauna, die verschiedene große, rehähnliche Pflanzenfresser einschloss, in eine Falle zu locken. Ein Tier, das nicht flüchten konnte, brach irgendwann einmal vor lauter Erschöpfung zusammen und fiel in einen Schlaf, aus dem es nicht mehr aufwachte; das Moos sonderte Enzyme ab, welche die Körper schnell zersetzten und so dem Wald die nötigen Nährstoffe verschafften. Die Tatsache, dass das Lieblingsfutter der Rehe nur an den Rändern dieser Wälder wuchs, fand Philip besonders heimtückisch, denn dadurch wurde jede Mahlzeit zu einem Würfelspiel mit dem Tod.
    Ausgerüstet mit von Menschen hergestellten Instrumenten und moderner Technologie, wusste Philip, dass er und Layla niemals Gefahr liefen, das Schicksal der einheimischen Pflanzenfresser zu teilen, was bedeutete, dass sie das Abenteuer nach Herzenslust genießen durften. Dass ihre Sinne so wirkungsvoll getäuscht wurden, stellte so etwas wie ein Wunder dar.
    Wie ein natürlicher Mechanismus, der sich ausgebildet hatte, um innerhalb eines speziellen Ökosystems zu funktionieren, so ungeheuer gut auf Menschen wirken konnte -vernunftbegabte

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